teten Weiber mit bedeckten/ die Jungfern aber mit aufgedeckten freien Angesichte einhergiengen. Die Ursache setzet Charilus oder Charilaus [utrumque enim legitur] diese/ weil die Jungfern durch ihre schöne Gestalt erst Männer suchen und erwerben müssen die Weiber aber schon ihr Theil/ und also nach andern sich nicht umzusehen Ursach hätten. Tiraquell. d. L. connub. 4. pag. 89. n. 20.
XLIX. Lucretia wie sie sich erstach/ war sorgfältig/ daß sie in Niederfallen sich nicht entblöste. Ovid. lib. 2. Fastorum:
Tunc quoque jam moriens ne non procumbat honeste,
Respicit: haec etiam cura cadentis erat.
C. Julius Caesar, als er Meuchelmörderischer Weise erstochen ward/ wickelte seinen Kopf in den Mantel/ und zohe mit der lincken Hand den Rock über die Kniehe herab/ daß er sterbend züchtig niederfallen/ und sich nicht schändlich entbössen möchte. Suetonius, in ejus vita. Valer Maxim. lib. 4. c. 5. Plinius, lib. Epistol. 4. ad Minutianum laudat Corneliam, Vestalium maximam, quod cum incestus injuste damnata in subterraneum cubiculum demitteretur, haesissetq[unleserliches Material] descendenti stola, vertit se ac recollegit.
L. Ferner wenn eine Manns-Person sich erkühnet/ eine Jungfer oder Ehefrau wider ihren Willen zu küssen/ solche That kan als eine Injurie Rechtlich vindiciret werden; temeritatis enim & attentatae pudicitiae indicium est, unde pro actione injuriarum hoc nomine competente pronunciatum esse tastatur Strauch/ ad Jus Justin. Disp 19. Aphor. 14. Und wird der Thäter noch darzu willkührlich bestrafft/ Farinac, q. 142. n. 154. Menoch, de A. I. Q. lib. 2. cas 287. n. 2. Borcholt. de Feudis c. 8. n. 100. ubi tamen n. seq. subjicit, juvenem prae nimio amore puellam exosculantem mitius puniendum esse. Und hahen auch die Clerici hierin keine Freyheit/ nach dem alten Vorwant/ als wenn sie solches thäten ein Weibes-Bild zu segnen/ oder daß sie solches ex Zelo charitatis thäten/ welchen Nevizanus, in Sylv. nupt lib. 4. §. est nubendum. n. 76. artig also antwortet: a tali charitate libera nos domine; sondern es entstehet eben derselbe Verdacht wider sie/ als bey einen Weltlichen/ drum heisset es: manum de tabula! Die Hand von der Butten. Wie man es aber machen müsse/ wenn man zuläßiger Weise eine Jungfrau recht küssen wolle/ lehret Constantinus Rogerius, in tractatu, de dote, c 19. n. 18. ibi: Multi nesciunt osculari: Unde tu opponas alteram manum ad mentum mulieris, alteram vero ad occiput, cum eleganti labiorum impressione. Sed forte nemo hic praeceptorem desiderabit Rogerium.
teten Weiber mit bedeckten/ die Jungfern aber mit aufgedeckten freien Angesichte einhergiengen. Die Ursache setzet Charilus oder Charilaus [utrumque enim legitur] diese/ weil die Jungfern durch ihre schöne Gestalt erst Männer suchen und erwerben müssen die Weiber aber schon ihr Theil/ und also nach andern sich nicht umzusehen Ursach hätten. Tiraquell. d. L. connub. 4. pag. 89. n. 20.
XLIX. Lucretia wie sie sich erstach/ war sorgfältig/ daß sie in Niederfallen sich nicht entblöste. Ovid. lib. 2. Fastorum:
Tunc quoque jam moriens ne non procumbat honestè,
Respicit: haec etiam cura cadentis erat.
C. Julius Caesar, als er Meuchelmörderischer Weise erstochen ward/ wickelte seinen Kopf in den Mantel/ und zohe mit der lincken Hand den Rock über die Kniehe herab/ daß er sterbend züchtig niederfallen/ und sich nicht schändlich entbössen möchte. Suetonius, in ejus vita. Valer Maxim. lib. 4. c. 5. Plinius, lib. Epistol. 4. ad Minutianum laudat Corneliam, Vestalium maximam, quod cum incestus injustè damnata in subterraneum cubiculum demitteretur, haesissetq[unleserliches Material] descendenti stola, vertit se ac recollegit.
L. Ferner wenn eine Manns-Person sich erkühnet/ eine Jungfer oder Ehefrau wider ihren Willen zu küssen/ solche That kan als eine Injurie Rechtlich vindiciret werden; temeritatis enim & attentatae pudicitiae indicium est, unde pro actione injuriarum hoc nomine competente pronunciatum esse tastatur Strauch/ ad Jus Justin. Disp 19. Aphor. 14. Und wird der Thäter noch darzu willkührlich bestrafft/ Farinac, q. 142. n. 154. Menoch, de A. I. Q. lib. 2. cas 287. n. 2. Borcholt. de Feudis c. 8. n. 100. ubi tamen n. seq. subjicit, juvenem prae nimio amore puellam exosculantem mitius puniendum esse. Und hahen auch die Clerici hierin keine Freyheit/ nach dem alten Vorwant/ als wenn sie solches thäten ein Weibes-Bild zu segnen/ oder daß sie solches ex Zelo charitatis thäten/ welchen Nevizanus, in Sylv. nupt lib. 4. §. est nubendum. n. 76. artig also antwortet: a tali charitate libera nos domine; sondern es entstehet eben derselbe Verdacht wider sie/ als bey einen Weltlichen/ drum heisset es: manum de tabula! Die Hand von der Butten. Wie man es aber machen müsse/ wenn man zuläßiger Weise eine Jungfrau recht küssen wolle/ lehret Constantinus Rogerius, in tractatu, de dote, c 19. n. 18. ibi: Multi nesciunt osculari: Unde tu opponas alteram manum ad mentum mulieris, alteram verò ad occiput, cum eleganti labiorum impressione. Sed forte nemo hic praeceptorem desiderabit Rogerium.
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teten Weiber mit bedeckten/ die Jungfern aber mit aufgedeckten freien Angesichte einhergiengen. Die Ursache setzet Charilus oder Charilaus [utrumque enim legitur] diese/ weil die Jungfern durch ihre schöne Gestalt erst Männer suchen und erwerben müssen die Weiber aber schon ihr Theil/ und also nach andern sich nicht umzusehen Ursach hätten. Tiraquell. d. L. connub. 4. pag. 89. n. 20.</p><p>XLIX. Lucretia wie sie sich erstach/ war sorgfältig/ daß sie in Niederfallen sich nicht entblöste. Ovid. lib. 2. Fastorum:</p><p>Tunc quoque jam moriens ne non procumbat honestè,</p><p>Respicit: haec etiam cura cadentis erat.</p><p>C. Julius Caesar, als er Meuchelmörderischer Weise erstochen ward/ wickelte seinen Kopf in den Mantel/ und zohe mit der lincken Hand den Rock über die Kniehe herab/ daß er sterbend züchtig niederfallen/ und sich nicht schändlich entbössen möchte. Suetonius, in ejus vita. Valer Maxim. lib. 4. c. 5. Plinius, lib. Epistol. 4. ad Minutianum laudat Corneliam, Vestalium maximam, quod cum incestus injustè damnata in subterraneum cubiculum demitteretur, haesissetq<gapreason="illegible"/> descendenti stola, vertit se ac recollegit.</p><p>L. Ferner wenn eine Manns-Person sich erkühnet/ eine Jungfer oder Ehefrau wider ihren Willen zu küssen/ solche That kan als eine Injurie Rechtlich vindiciret werden; temeritatis enim & attentatae pudicitiae indicium est, unde pro actione injuriarum hoc nomine competente pronunciatum esse tastatur Strauch/ ad Jus Justin. Disp 19. Aphor. 14. Und wird der Thäter noch darzu willkührlich bestrafft/ Farinac, q. 142. n. 154. Menoch, de A. I. Q. lib. 2. cas 287. n. 2. Borcholt. de Feudis c. 8. n. 100. ubi tamen n. seq. subjicit, juvenem prae nimio amore puellam exosculantem mitius puniendum esse. Und hahen auch die Clerici hierin keine Freyheit/ nach dem alten Vorwant/ als wenn sie solches thäten ein Weibes-Bild zu segnen/ oder daß sie solches ex Zelo charitatis thäten/ welchen Nevizanus, in Sylv. nupt lib. 4. §. est nubendum. n. 76. artig also antwortet: a tali charitate libera nos domine; sondern es entstehet eben derselbe Verdacht wider sie/ als bey einen Weltlichen/ drum heisset es: manum de tabula! Die Hand von der Butten. Wie man es aber machen müsse/ wenn man zuläßiger Weise eine Jungfrau recht küssen wolle/ lehret Constantinus Rogerius, in tractatu, de dote, c 19. n. 18. ibi: Multi nesciunt osculari: Unde tu opponas alteram manum ad mentum mulieris, alteram verò ad occiput, cum eleganti labiorum impressione. Sed forte nemo hic praeceptorem desiderabit Rogerium.</p></div></body></text></TEI>
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teten Weiber mit bedeckten/ die Jungfern aber mit aufgedeckten freien Angesichte einhergiengen. Die Ursache setzet Charilus oder Charilaus [utrumque enim legitur] diese/ weil die Jungfern durch ihre schöne Gestalt erst Männer suchen und erwerben müssen die Weiber aber schon ihr Theil/ und also nach andern sich nicht umzusehen Ursach hätten. Tiraquell. d. L. connub. 4. pag. 89. n. 20.
XLIX. Lucretia wie sie sich erstach/ war sorgfältig/ daß sie in Niederfallen sich nicht entblöste. Ovid. lib. 2. Fastorum:
Tunc quoque jam moriens ne non procumbat honestè,
Respicit: haec etiam cura cadentis erat.
C. Julius Caesar, als er Meuchelmörderischer Weise erstochen ward/ wickelte seinen Kopf in den Mantel/ und zohe mit der lincken Hand den Rock über die Kniehe herab/ daß er sterbend züchtig niederfallen/ und sich nicht schändlich entbössen möchte. Suetonius, in ejus vita. Valer Maxim. lib. 4. c. 5. Plinius, lib. Epistol. 4. ad Minutianum laudat Corneliam, Vestalium maximam, quod cum incestus injustè damnata in subterraneum cubiculum demitteretur, haesissetq_ descendenti stola, vertit se ac recollegit.
L. Ferner wenn eine Manns-Person sich erkühnet/ eine Jungfer oder Ehefrau wider ihren Willen zu küssen/ solche That kan als eine Injurie Rechtlich vindiciret werden; temeritatis enim & attentatae pudicitiae indicium est, unde pro actione injuriarum hoc nomine competente pronunciatum esse tastatur Strauch/ ad Jus Justin. Disp 19. Aphor. 14. Und wird der Thäter noch darzu willkührlich bestrafft/ Farinac, q. 142. n. 154. Menoch, de A. I. Q. lib. 2. cas 287. n. 2. Borcholt. de Feudis c. 8. n. 100. ubi tamen n. seq. subjicit, juvenem prae nimio amore puellam exosculantem mitius puniendum esse. Und hahen auch die Clerici hierin keine Freyheit/ nach dem alten Vorwant/ als wenn sie solches thäten ein Weibes-Bild zu segnen/ oder daß sie solches ex Zelo charitatis thäten/ welchen Nevizanus, in Sylv. nupt lib. 4. §. est nubendum. n. 76. artig also antwortet: a tali charitate libera nos domine; sondern es entstehet eben derselbe Verdacht wider sie/ als bey einen Weltlichen/ drum heisset es: manum de tabula! Die Hand von der Butten. Wie man es aber machen müsse/ wenn man zuläßiger Weise eine Jungfrau recht küssen wolle/ lehret Constantinus Rogerius, in tractatu, de dote, c 19. n. 18. ibi: Multi nesciunt osculari: Unde tu opponas alteram manum ad mentum mulieris, alteram verò ad occiput, cum eleganti labiorum impressione. Sed forte nemo hic praeceptorem desiderabit Rogerium.
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Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 1047. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/1053>, abgerufen am 22.11.2024.
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