pdi_388.001 Aber die Empfindungen lassen Spuren zurück; im Gefühl und pdi_388.002 Begehren bilden sich Gewöhnungen aus: allmälig entsteht in pdi_388.003 dem sich entfaltenden Seelenleben zwischen der Empfindung pdi_388.004 und der Bewegung ein erworbener Zusammenhang des pdi_388.005 Seelenlebens.
pdi_388.006
In der Erfahrung sind uns nur Vorgänge sowie das Erwirken, pdi_388.007 das zwischen ihnen stattfindet und ebenfalls in die unmittelbare pdi_388.008 Erfahrung fällt, gegeben. Ist doch in der Art, wie pdi_388.009 ein Vorgang von anderen aus erwirkt wird, unser Begriff von pdi_388.010 Freiheit wie von Nothwendigkeit begründet. Zusammenhangpdi_388.011 der Vorgänge: das ist also der umfassendste Thatbestand, pdi_388.012 welcher in unsre psychische Erfahrung fällt oder durch sichere pdi_388.013 Combinationen aus ihr abgeleitet werden kann. Mag man behaupten, pdi_388.014 dass dieser Zusammenhang von Vorgängen durch hinter pdi_388.015 ihm liegende Kräfte oder eine hinter ihm wirkende seelische pdi_388.016 Einheit zusammengehalten werde, oder mag man es leugnen: pdi_388.017 im einen wie im anderen Falle überschreitet man den Kreis pdi_388.018 empirischer Psychologie und flüchtet in transscendente Hypothesen. pdi_388.019 Dieser methodischen Einsicht entspricht nun der an pdi_388.020 der Erfahrung aufzeigbare Begriff vom erworbenen Zusammenhang pdi_388.021 des Seelenlebens und seinen Wirkungen auf die pdi_388.022 einzelnen im Bewusstsein verlaufenden Processe. Wir haben pdi_388.023 schon oben dargelegt, wie dieser Zusammenhang als ein Ganzes pdi_388.024 auf die Veränderungen, die innerhalb des Bewusstseins stattfinden, pdi_388.025 wirkt. Obwohl seine Bestandtheile nicht klar und deutlich pdi_388.026 vorgestellt und ihre Verbindungen nicht unterscheidbar herausgehoben pdi_388.027 werden, regulirt doch das in ihm erworbene Bild der pdi_388.028 Wirklichkeit unser Verständniss des gerade unser Bewusstsein pdi_388.029 beschäftigenden Eindrucks; die in ihm erworbene Abmessung pdi_388.030 der Werthbestimmungen bestimmt das Gefühl des Moments; pdi_388.031 das in ihm erworbene System der Zwecke unseres Willens, pdi_388.032 ihrer Verhältnisse und der für sie erforderlichen Mittel beherrscht pdi_388.033 die Leidenschaften des Augenblicks.
pdi_388.034
Es ist natürlich, dass das Wirken dieses ganzen Zusammenhangs pdi_388.035 in seiner so grossen Zusammensetzung auf die Veränderungen pdi_388.036 im Bewusstsein die schwierigste und damit höchste
pdi_388.001 Aber die Empfindungen lassen Spuren zurück; im Gefühl und pdi_388.002 Begehren bilden sich Gewöhnungen aus: allmälig entsteht in pdi_388.003 dem sich entfaltenden Seelenleben zwischen der Empfindung pdi_388.004 und der Bewegung ein erworbener Zusammenhang des pdi_388.005 Seelenlebens.
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In der Erfahrung sind uns nur Vorgänge sowie das Erwirken, pdi_388.007 das zwischen ihnen stattfindet und ebenfalls in die unmittelbare pdi_388.008 Erfahrung fällt, gegeben. Ist doch in der Art, wie pdi_388.009 ein Vorgang von anderen aus erwirkt wird, unser Begriff von pdi_388.010 Freiheit wie von Nothwendigkeit begründet. Zusammenhangpdi_388.011 der Vorgänge: das ist also der umfassendste Thatbestand, pdi_388.012 welcher in unsre psychische Erfahrung fällt oder durch sichere pdi_388.013 Combinationen aus ihr abgeleitet werden kann. Mag man behaupten, pdi_388.014 dass dieser Zusammenhang von Vorgängen durch hinter pdi_388.015 ihm liegende Kräfte oder eine hinter ihm wirkende seelische pdi_388.016 Einheit zusammengehalten werde, oder mag man es leugnen: pdi_388.017 im einen wie im anderen Falle überschreitet man den Kreis pdi_388.018 empirischer Psychologie und flüchtet in transscendente Hypothesen. pdi_388.019 Dieser methodischen Einsicht entspricht nun der an pdi_388.020 der Erfahrung aufzeigbare Begriff vom erworbenen Zusammenhang pdi_388.021 des Seelenlebens und seinen Wirkungen auf die pdi_388.022 einzelnen im Bewusstsein verlaufenden Processe. Wir haben pdi_388.023 schon oben dargelegt, wie dieser Zusammenhang als ein Ganzes pdi_388.024 auf die Veränderungen, die innerhalb des Bewusstseins stattfinden, pdi_388.025 wirkt. Obwohl seine Bestandtheile nicht klar und deutlich pdi_388.026 vorgestellt und ihre Verbindungen nicht unterscheidbar herausgehoben pdi_388.027 werden, regulirt doch das in ihm erworbene Bild der pdi_388.028 Wirklichkeit unser Verständniss des gerade unser Bewusstsein pdi_388.029 beschäftigenden Eindrucks; die in ihm erworbene Abmessung pdi_388.030 der Werthbestimmungen bestimmt das Gefühl des Moments; pdi_388.031 das in ihm erworbene System der Zwecke unseres Willens, pdi_388.032 ihrer Verhältnisse und der für sie erforderlichen Mittel beherrscht pdi_388.033 die Leidenschaften des Augenblicks.
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das zwischen ihnen stattfindet und ebenfalls in die unmittelbare pdi_388.008
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Dilthey, Wilhelm: Die Einbildungskraft des Dichters: Bausteine für eine Poetik. In: Philosophische Aufsätze. Eduard Zeller zu seinem fünfzigjährigen Doctor-Jubiläum gewidmet. (= Philosphische Aufsätze, 10.) Leipzig, 1887, S. 303–482, hier S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dilthey_poetik_1887/90>, abgerufen am 17.02.2025.
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