Dilthey, Wilhelm: Die Einbildungskraft des Dichters: Bausteine für eine Poetik. In: Philosophische Aufsätze. Eduard Zeller zu seinem fünfzigjährigen Doctor-Jubiläum gewidmet. (= Philosphische Aufsätze, 10.) Leipzig, 1887, S. 303–482.pdi_369.001 1) pdi_369.028 Nach den älteren Aesthetikern am besten behandelt von Fechner, pdi_369.029 Vorschule der Aesthetik I 53 ff. als Princip der einheitlichen Verknüpfung pdi_369.030 des Mannigfaltigen. 2) pdi_369.031 So formulirt Fechner I 80 ff. das Princip der Widerspruchslosigkeit, pdi_369.032 Einstimmigkeit oder Wahrheit. 3) pdi_369.033
Dieser Satz I 84 f. von Fechner als Princip der Klarheit bezeichnet. pdi_369.034 Die drei erörterten Principien fasst Fechner zusammen als die "drei obersten pdi_369.035 Formalprincipe". pdi_369.001 1) pdi_369.028 Nach den älteren Aesthetikern am besten behandelt von Fechner, pdi_369.029 Vorschule der Aesthetik I 53 ff. als Princip der einheitlichen Verknüpfung pdi_369.030 des Mannigfaltigen. 2) pdi_369.031 So formulirt Fechner I 80 ff. das Princip der Widerspruchslosigkeit, pdi_369.032 Einstimmigkeit oder Wahrheit. 3) pdi_369.033
Dieser Satz I 84 f. von Fechner als Princip der Klarheit bezeichnet. pdi_369.034 Die drei erörterten Principien fasst Fechner zusammen als die „drei obersten pdi_369.035 Formalprincipe“. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0071" n="369"/><lb n="pdi_369.001"/> sowie das Verhältniss der Ueberschaubarkeit und Einheit eines <lb n="pdi_369.002"/> Mannigfachen im Denken zu dem in diesem Mannigfaltigen gegebenen <lb n="pdi_369.003"/> Reichthum. Dies Verhältniss ermöglicht uns, gleich fern <lb n="pdi_369.004"/> von Zerstreuung und langweiliger Monotonie, in receptivem Verhalten <lb n="pdi_369.005"/> Befriedigung zu finden.<note xml:id="PDI_369_1" place="foot" n="1)"><lb n="pdi_369.028"/> Nach den älteren Aesthetikern am besten behandelt von Fechner, <lb n="pdi_369.029"/> Vorschule der Aesthetik I 53 ff. als <hi rendition="#g">Princip</hi> der <hi rendition="#g">einheitlichen Verknüpfung</hi> <lb n="pdi_369.030"/> des <hi rendition="#g">Mannigfaltigen.</hi></note> Ebenso entspringt hier das <lb n="pdi_369.006"/> folgende vom Verhältniss der Vorstellungen im Denken ausgehende <lb n="pdi_369.007"/> Gefühl: „wenn von einander abweichende Anlässe, sich <lb n="pdi_369.008"/> eine und dieselbe Sache vorzustellen, eintreten, so ist es im <lb n="pdi_369.009"/> Sinne der Lust, gewahr zu werden, dass sie wirklich auf eine <lb n="pdi_369.010"/> übereinstimmende Vorstellung führen, im Sinne der Unlust, <lb n="pdi_369.011"/> gewahr zu werden, dass sie auf eine widersprechende Vorstellung <lb n="pdi_369.012"/> führen.“<note xml:id="PDI_369_2" place="foot" n="2)"><lb n="pdi_369.031"/> So formulirt Fechner I 80 ff. das Princip der <hi rendition="#g">Widerspruchslosigkeit,</hi> <lb n="pdi_369.032"/> Einstimmigkeit oder Wahrheit.</note> Natürlich müssen hierbei die Beziehungen <lb n="pdi_369.013"/> zwischen Vorstellungen im Denken, wie Gleichheit und Unterschied, <lb n="pdi_369.014"/> Einstimmigkeit und Widerspruch, so weit in klares Bewusstsein <lb n="pdi_369.015"/> erhoben werden, dass eine Wirkung dieser Beziehungen auf das <lb n="pdi_369.016"/> ästhetische Gefühl möglich wird.<note xml:id="PDI_369_3" place="foot" n="3)"><lb n="pdi_369.033"/> Dieser Satz I 84 f. von Fechner als Princip der <hi rendition="#g">Klarheit</hi> bezeichnet. <lb n="pdi_369.034"/> Die drei erörterten Principien fasst Fechner zusammen als die „drei obersten <lb n="pdi_369.035"/> Formalprincipe“.</note> Fassen wir dies Alles zusammen, <lb n="pdi_369.017"/> so gefällt ein Kunstwerk, weil die Formen der Vorstellungs- <lb n="pdi_369.018"/> und Denkvorgänge, welche seine Auffassung im <lb n="pdi_369.019"/> Empfangenden hervorruft, noch abgesehen von der Beziehung <lb n="pdi_369.020"/> des Gehaltes zu den inhaltlichen Antrieben, von Lust begleitet <lb n="pdi_369.021"/> sind. Ich bezeichne dies als das <hi rendition="#g">Princip</hi> des <hi rendition="#g">Wohlgefälligen</hi> <lb n="pdi_369.022"/> aus der <hi rendition="#g">denkenden Verknüpfung</hi> der <hi rendition="#g">Vorstellungen.</hi> <lb n="pdi_369.023"/> Geschichtlich bedeutende Einzelprincipien sind in ihm enthalten: <lb n="pdi_369.024"/> Einheit des Interesses, „Viel aus Einem und in Einem“ von <lb n="pdi_369.025"/> Leibniz, Einheit im Mannigfaltigen, Verstandesangemessenheit. <lb n="pdi_369.026"/> Das ausgehende siebzehnte und das anhebende achtzehnte Jahrhundert <lb n="pdi_369.027"/> haben dies Princip besonders der Kunst und Poesie zu </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [369/0071]
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sowie das Verhältniss der Ueberschaubarkeit und Einheit eines pdi_369.002
Mannigfachen im Denken zu dem in diesem Mannigfaltigen gegebenen pdi_369.003
Reichthum. Dies Verhältniss ermöglicht uns, gleich fern pdi_369.004
von Zerstreuung und langweiliger Monotonie, in receptivem Verhalten pdi_369.005
Befriedigung zu finden. 1) Ebenso entspringt hier das pdi_369.006
folgende vom Verhältniss der Vorstellungen im Denken ausgehende pdi_369.007
Gefühl: „wenn von einander abweichende Anlässe, sich pdi_369.008
eine und dieselbe Sache vorzustellen, eintreten, so ist es im pdi_369.009
Sinne der Lust, gewahr zu werden, dass sie wirklich auf eine pdi_369.010
übereinstimmende Vorstellung führen, im Sinne der Unlust, pdi_369.011
gewahr zu werden, dass sie auf eine widersprechende Vorstellung pdi_369.012
führen.“ 2) Natürlich müssen hierbei die Beziehungen pdi_369.013
zwischen Vorstellungen im Denken, wie Gleichheit und Unterschied, pdi_369.014
Einstimmigkeit und Widerspruch, so weit in klares Bewusstsein pdi_369.015
erhoben werden, dass eine Wirkung dieser Beziehungen auf das pdi_369.016
ästhetische Gefühl möglich wird. 3) Fassen wir dies Alles zusammen, pdi_369.017
so gefällt ein Kunstwerk, weil die Formen der Vorstellungs- pdi_369.018
und Denkvorgänge, welche seine Auffassung im pdi_369.019
Empfangenden hervorruft, noch abgesehen von der Beziehung pdi_369.020
des Gehaltes zu den inhaltlichen Antrieben, von Lust begleitet pdi_369.021
sind. Ich bezeichne dies als das Princip des Wohlgefälligen pdi_369.022
aus der denkenden Verknüpfung der Vorstellungen. pdi_369.023
Geschichtlich bedeutende Einzelprincipien sind in ihm enthalten: pdi_369.024
Einheit des Interesses, „Viel aus Einem und in Einem“ von pdi_369.025
Leibniz, Einheit im Mannigfaltigen, Verstandesangemessenheit. pdi_369.026
Das ausgehende siebzehnte und das anhebende achtzehnte Jahrhundert pdi_369.027
haben dies Princip besonders der Kunst und Poesie zu
1) pdi_369.028
Nach den älteren Aesthetikern am besten behandelt von Fechner, pdi_369.029
Vorschule der Aesthetik I 53 ff. als Princip der einheitlichen Verknüpfung pdi_369.030
des Mannigfaltigen.
2) pdi_369.031
So formulirt Fechner I 80 ff. das Princip der Widerspruchslosigkeit, pdi_369.032
Einstimmigkeit oder Wahrheit.
3) pdi_369.033
Dieser Satz I 84 f. von Fechner als Princip der Klarheit bezeichnet. pdi_369.034
Die drei erörterten Principien fasst Fechner zusammen als die „drei obersten pdi_369.035
Formalprincipe“.
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