Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Dilich, Wilhelm [i. e. Scheffer, Wilhelm]: Kriegsbuch, darin die Alte und Neue Militaria eigentlich beschrieben. Kassel, 1607.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

deß Andern theils.

Manritius Naffoviä Comes/ alß er die starcke festung Grave zu belägern
entschlossen/ stellet er sich/ alß wolt er den Hertzogen Busch widerumb
belägern/ wie nuhn Grave deßwegen an proveant vnnd munition ge-
schwächt/ vnnd in Hertzogen busch geführet/ verließ er den Hertzogen
Busch/ vnnd nam sich vmb Grave an/ welche er auch durch ergebung
inbekommen. Lysander alß ers mit den Atheniensern zu thun hatte/
durchzog er zuvor Gräciam/ vnnd jager alle menschen nacher Athen/
darmit durch die grosse menge die victualia desto ehr verzehret würden.
Durch ein solch mittel bezwang auch Alexander Leucadiam/ alß er zu-
ror den vmbligenden stätten vnnd schlossen raum gelahssen dahin zu
fliehen.

V Simulando und daß man etwas thut und anstellet/
nuhrt den feind zu betriegen und ein anders darunder zu
suchen. Solcher gestalt führet Domitius Calvinus seine kriegßleut
zum offtern an die statwehr Liutä/ vnd nach dem er die stadt vmbzogen/
widerumb ins läger. Alß nuhn die stattleut vermeinet/ es geschehe
übung halber/ fiel er einmals vnder solchem spatzirgang die stadt geling
an vnd zwang sie zur ergebung. Andere in Vngern vnd sonstet/ haben
zu nacht ein starcken infall an einem gewissen ort gethan/ aber vnder des-
sen an einem andern ort in guter stille die mauren erstigen/ vnd erobert/
wie an innemung der stadt Pest vnd Stuelweissenburg zu sehen. Vnd
ist gut/ daß man solcher hinderlistiger anfälle an orten/ da etwa mühlen
oder rauschende wasser seyn/ sich vnd erfange. Anntbal thet/ alß wann
er vor den außfallenden Hymereern wiche vnnd locket sie darmit von der
stadt zwischen die darzu bestellete insidias. Oder es haben sich etliche ge-
stellet/ alß wann sie an der eroberung verzweifelt abgezögen/ vnnd sind
darnach/ ehe man sichs versehen/ widerumb ankommen. Etliche haben
sich gestellet/ daß sie vngehindert der starcken festung nicht abzu ziehen
entschlossen/ sie haben dann den ort erobert/ vnd derowegen sich grosser
verheissungen vnd grausamer trauwort vernemen lahssen/ die ihnen doch
nicht vmbß hertz gewesen/ aber nichstoweniger hiermit die besatzungen/
kleinmütig gemacht.

Noch andere viel exempel und Stratagemata/ darmit
man stätte und festungen erschlichen/ unnd etwa auch
durch heimlichen verstand mit etlichen auß der besatzung

angr-

R r ij

deß Andern theils.

Manritius Naffoviaͤ Comes/ alß er die ſtarcke feſtung Grave zu belaͤgern
entſchloſſen/ ſtellet er ſich/ alß wolt er den Hertzogen Buſch widerumb
belaͤgern/ wie nuhn Grave deßwegen an proveant vnnd munition ge-
ſchwaͤcht/ vnnd in Hertzogen buſch gefuͤhret/ verließ er den Hertzogen
Buſch/ vnnd nam ſich vmb Grave an/ welche er auch durch ergebung
inbekommen. Lyſander alß ers mit den Athenienſern zu thun hatte/
durchzog er zuvor Graͤciam/ vnnd jager alle menſchen nacher Athen/
darmit durch die groſſe menge die victualia deſto ehr verzehret wuͤrden.
Durch ein ſolch mittel bezwang auch Alexander Leucadiam/ alß er zu-
ror den vmbligenden ſtaͤtten vnnd ſchloſſen raum gelahſſen dahin zu
fliehen.

V Simulando und daß man etwas thut und anſtellet/
nuhrt den feind zu betriegen und ein anders darunder zu
ſuchen. Solcher geſtalt fuͤhret Domitius Calvinus ſeine kriegßleut
zum offtern an die ſtatwehr Liutaͤ/ vnd nach dem er die ſtadt vmbzogen/
widerumb ins laͤger. Alß nuhn die ſtattleut vermeinet/ es geſchehe
uͤbung halber/ fiel er einmals vnder ſolchem ſpatzirgang die ſtadt geling
an vnd zwang ſie zur ergebung. Andere in Vngern vnd ſonſtet/ haben
zu nacht ein ſtarcken infall an einem gewiſſen ort gethan/ aber vnder deſ-
ſen an einem andern ort in guter ſtille die mauren erſtigen/ vnd erobert/
wie an innemung der ſtadt Peſt vnd Stuelweiſſenburg zu ſehen. Vnd
iſt gut/ daß man ſolcher hinderliſtiger anfaͤlle an orten/ da etwa muͤhlen
oder rauſchende waſſer ſeyn/ ſich vnd erfange. Anntbal thet/ alß wann
er vor den außfallenden Hymereern wiche vnnd locket ſie darmit von der
ſtadt zwiſchen die darzu beſtellete inſidias. Oder es haben ſich etliche ge-
ſtellet/ alß wann ſie an der eroberung verzweifelt abgezoͤgen/ vnnd ſind
darnach/ ehe man ſichs verſehen/ widerumb ankommen. Etliche haben
ſich geſtellet/ daß ſie vngehindert der ſtarcken feſtung nicht abzu ziehen
entſchloſſen/ ſie haben dann den ort erobert/ vnd derowegen ſich groſſer
verheiſſungen vnd grauſamer trauwort vernemen lahſſen/ die ihnẽ doch
nicht vmbß hertz geweſen/ aber nichſtoweniger hiermit die beſatzungen/
kleinmuͤtig gemacht.

Noch andere viel exempel und Stratagemata/ darmit
man ſtaͤtte und feſtungen erſchlichen/ unnd etwa auch
durch heimlichen verſtand mit etlichen auß der beſatzung

angr-

R r ij

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p>
                <pb facs="#f0341" n="318"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">deß Andern theils.</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">Manritius Naffovia&#x0364; Comes/ alß er die &#x017F;tarcke fe&#x017F;tung Grave zu bela&#x0364;gern<lb/>
ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;tellet er &#x017F;ich/ alß wolt er den Hertzogen Bu&#x017F;ch widerumb<lb/>
bela&#x0364;gern/ wie nuhn Grave deßwegen an proveant vnnd munition ge-<lb/>
&#x017F;chwa&#x0364;cht/ vnnd in Hertzogen bu&#x017F;ch gefu&#x0364;hret/ verließ er den Hertzogen<lb/>
Bu&#x017F;ch/ vnnd nam &#x017F;ich vmb Grave an/ welche er auch durch ergebung<lb/>
inbekommen.</hi> <hi rendition="#aq">Ly&#x017F;ander</hi> <hi rendition="#fr">alß ers mit den</hi> <hi rendition="#aq">Athenien&#x017F;ern</hi> <hi rendition="#fr">zu thun hatte/<lb/>
durchzog er zuvor Gra&#x0364;ciam/ vnnd jager alle men&#x017F;chen nacher Athen/<lb/>
darmit durch die gro&#x017F;&#x017F;e menge die</hi> <hi rendition="#aq">victualia</hi> <hi rendition="#fr">de&#x017F;to ehr verzehret wu&#x0364;rden.<lb/>
Durch ein &#x017F;olch mittel bezwang auch Alexander Leucadiam/ alß er zu-<lb/>
ror den vmbligenden &#x017F;ta&#x0364;tten vnnd &#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en raum gelah&#x017F;&#x017F;en dahin zu<lb/>
fliehen.</hi> </p><lb/>
              <p><hi rendition="#aq">V Simulando</hi> und daß man etwas thut und an&#x017F;tellet/<lb/>
nuhrt den feind zu betriegen und ein anders darunder zu<lb/>
&#x017F;uchen. <hi rendition="#fr">Solcher ge&#x017F;talt fu&#x0364;hret Domitius Calvinus &#x017F;eine kriegßleut<lb/>
zum offtern an die &#x017F;tatwehr Liuta&#x0364;/ vnd nach dem er die &#x017F;tadt vmbzogen/<lb/>
widerumb ins la&#x0364;ger. Alß nuhn die &#x017F;tattleut vermeinet/ es ge&#x017F;chehe<lb/>
u&#x0364;bung halber/ fiel er einmals vnder &#x017F;olchem &#x017F;patzirgang die &#x017F;tadt geling<lb/>
an vnd zwang &#x017F;ie zur ergebung. Andere in Vngern vnd &#x017F;on&#x017F;tet/ haben<lb/>
zu nacht ein &#x017F;tarcken infall an einem gewi&#x017F;&#x017F;en ort gethan/ aber vnder de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en an einem andern ort in guter &#x017F;tille die mauren er&#x017F;tigen/ vnd erobert/<lb/>
wie an innemung der &#x017F;tadt Pe&#x017F;t vnd Stuelwei&#x017F;&#x017F;enburg zu &#x017F;ehen. Vnd<lb/>
i&#x017F;t gut/ daß man &#x017F;olcher hinderli&#x017F;tiger anfa&#x0364;lle an orten/ da etwa mu&#x0364;hlen<lb/>
oder rau&#x017F;chende wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;eyn/ &#x017F;ich vnd erfange. Anntbal thet/ alß wann<lb/>
er vor den außfallenden Hymereern wiche vnnd locket &#x017F;ie darmit von der<lb/>
&#x017F;tadt zwi&#x017F;chen die darzu be&#x017F;tellete</hi> <hi rendition="#aq">in&#x017F;idias.</hi> <hi rendition="#fr">Oder es haben &#x017F;ich etliche ge-<lb/>
&#x017F;tellet/ alß wann &#x017F;ie an der eroberung verzweifelt abgezo&#x0364;gen/ vnnd &#x017F;ind<lb/>
darnach/ ehe man &#x017F;ichs ver&#x017F;ehen/ widerumb ankommen. Etliche haben<lb/>
&#x017F;ich ge&#x017F;tellet/ daß &#x017F;ie vngehindert der &#x017F;tarcken fe&#x017F;tung nicht abzu ziehen<lb/>
ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ie haben dann den ort erobert/ vnd derowegen &#x017F;ich gro&#x017F;&#x017F;er<lb/>
verhei&#x017F;&#x017F;ungen vnd grau&#x017F;amer trauwort vernemen lah&#x017F;&#x017F;en/ die ihne&#x0303; doch<lb/>
nicht vmbß hertz gewe&#x017F;en/ aber nich&#x017F;toweniger hiermit die be&#x017F;atzungen/<lb/>
kleinmu&#x0364;tig gemacht.</hi></p><lb/>
              <p>Noch andere viel exempel und <hi rendition="#aq">Stratagemata/</hi> darmit<lb/>
man &#x017F;ta&#x0364;tte und fe&#x017F;tungen er&#x017F;chlichen/ unnd etwa auch<lb/>
durch heimlichen ver&#x017F;tand mit etlichen auß der be&#x017F;atzung<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R r ij</fw><fw place="bottom" type="catch">angr-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[318/0341] deß Andern theils. Manritius Naffoviaͤ Comes/ alß er die ſtarcke feſtung Grave zu belaͤgern entſchloſſen/ ſtellet er ſich/ alß wolt er den Hertzogen Buſch widerumb belaͤgern/ wie nuhn Grave deßwegen an proveant vnnd munition ge- ſchwaͤcht/ vnnd in Hertzogen buſch gefuͤhret/ verließ er den Hertzogen Buſch/ vnnd nam ſich vmb Grave an/ welche er auch durch ergebung inbekommen. Lyſander alß ers mit den Athenienſern zu thun hatte/ durchzog er zuvor Graͤciam/ vnnd jager alle menſchen nacher Athen/ darmit durch die groſſe menge die victualia deſto ehr verzehret wuͤrden. Durch ein ſolch mittel bezwang auch Alexander Leucadiam/ alß er zu- ror den vmbligenden ſtaͤtten vnnd ſchloſſen raum gelahſſen dahin zu fliehen. V Simulando und daß man etwas thut und anſtellet/ nuhrt den feind zu betriegen und ein anders darunder zu ſuchen. Solcher geſtalt fuͤhret Domitius Calvinus ſeine kriegßleut zum offtern an die ſtatwehr Liutaͤ/ vnd nach dem er die ſtadt vmbzogen/ widerumb ins laͤger. Alß nuhn die ſtattleut vermeinet/ es geſchehe uͤbung halber/ fiel er einmals vnder ſolchem ſpatzirgang die ſtadt geling an vnd zwang ſie zur ergebung. Andere in Vngern vnd ſonſtet/ haben zu nacht ein ſtarcken infall an einem gewiſſen ort gethan/ aber vnder deſ- ſen an einem andern ort in guter ſtille die mauren erſtigen/ vnd erobert/ wie an innemung der ſtadt Peſt vnd Stuelweiſſenburg zu ſehen. Vnd iſt gut/ daß man ſolcher hinderliſtiger anfaͤlle an orten/ da etwa muͤhlen oder rauſchende waſſer ſeyn/ ſich vnd erfange. Anntbal thet/ alß wann er vor den außfallenden Hymereern wiche vnnd locket ſie darmit von der ſtadt zwiſchen die darzu beſtellete inſidias. Oder es haben ſich etliche ge- ſtellet/ alß wann ſie an der eroberung verzweifelt abgezoͤgen/ vnnd ſind darnach/ ehe man ſichs verſehen/ widerumb ankommen. Etliche haben ſich geſtellet/ daß ſie vngehindert der ſtarcken feſtung nicht abzu ziehen entſchloſſen/ ſie haben dann den ort erobert/ vnd derowegen ſich groſſer verheiſſungen vnd grauſamer trauwort vernemen lahſſen/ die ihnẽ doch nicht vmbß hertz geweſen/ aber nichſtoweniger hiermit die beſatzungen/ kleinmuͤtig gemacht. Noch andere viel exempel und Stratagemata/ darmit man ſtaͤtte und feſtungen erſchlichen/ unnd etwa auch durch heimlichen verſtand mit etlichen auß der beſatzung angr- R r ij

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/dilich_kriegsbuch_1607
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/dilich_kriegsbuch_1607/341
Zitationshilfe:	Dilich, Wilhelm [i. e. Scheffer, Wilhelm]: Kriegsbuch, darin die Alte und Neue Militaria eigentlich beschrieben. Kassel, 1607, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dilich_kriegsbuch_1607/341>, abgerufen am 11.05.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.