Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dilich, Wilhelm [i. e. Scheffer, Wilhelm]: Kriegsbuch, darin die Alte und Neue Militaria eigentlich beschrieben. Kassel, 1607.

Bild:
<< vorherige Seite
des Andern theils.
Insidiae und listige innemungen der statte
und festungen.

ES sind mancherley anschläge/ darmit man ein be-
satzung betriegen kan. 1 Kan man ein stadt Primo im-
petu
durch unversehenes schnelles anfallen inbekommen/
in massen
Titus Quintius, Römischer Bürgemeister Antium, Marcur
Cato
ein stadt in Hispanien, nach dem er in zweyen tagen vier tagreisen
durch unwegsame örter verbracht/ vnd also den feind/ der sich solches
nicht befürchtet/ übereilet. Auch hat man etwa die vorstätte unverse-
hens mie feuer heimlich anlegen lassen/ wann nuhn die aus der rechten
stadt das feuer zu leschen hingelauffen/ die festung unversehens angefal-
len. Andere haben ein gesprech angestellet/ vnd under dem ungemer-
cket die stadt erstigen.

Moritz Graff zu Nassau verstellete etliche junge gesellen in ben-
rische weibskleider/ welche theilß allerhand profeand ins Castel vor
Zutphen tragen/ theilß aussen herumb graß abschnitten. Demnach sie
aber vnder den kleidern bewaffnet/ bekamen sie durch solches mittel die
pforte in/ biß daß der nachdruck vnd entsatzung ankommen/ vnnd des
Castels gar mächtig worden. Der Duc de Maine ließ etliche soldaten in
Diepen lauffen/ welche sich stellen musten/ alß wann sie von ihm abge-
fallen. Wie man sie nuhn in Diepen angenommen/ haben sie bey nache
den Mainischen die pforten geöffnet. Etliche haben durch lastwagen zu
wegt bracht/ so sie under die thore und pforten gebracht/ vnnd also an-
geordnet/ daß etwas an einem rahd/ oder sonstet zerbrochen/ vnd hierob
die thore nicht gesperretwerden können: Oder aber haben underm schein
der profeant auff den wagen soldaten under die thore gebracht/ vnd sie
also erobert/ darvon man noch gantze frische exempel weiß. Antiochus
alß er Suendam Cappadociae castellum unversehener sache innemen
wolte/ vnd auß demselben das vieh auff die weide gedrieben war/ ließ er
die hirten desselben umbrigen/ seiner soldaten etliche ihre kleider anthun/
vnd alß sie mit dem vieh im hineintreiben an die wacht am thor kommen/
dieselbe abstechen vnd das thor innemen. Da etwa ein feste profeant-
tiret entsetzet oder sonst etwas hinnem gebracht werden sollen/ vnd man
die stunde eigentlich erkundet/ ist man dem andern theil vorkommen/ sich
verstellet/ alß wann die/ so ankommen solten/ vorhanden vnd hier mit

gantzer
R r
des Andern theils.
Inſidiæ und liſtige innemungen der ſtatte
und feſtungen.

ES ſind mancherley anſchlaͤge/ darmit man ein be-
ſatzung betriegen kan. 1 Kan man ein ſtadt Primo im-
petu
durch unverſehenes ſchnelles anfallen inbekommen/
in maſſen
Titus Quintius, Roͤmiſcher Buͤrgemeiſter Antium, Marcur
Cato
ein ſtadt in Hiſpanien, nach dem er in zweyen tagen vier tagreiſen
durch unwegſame oͤrter verbracht/ vnd alſo den feind/ der ſich ſolches
nicht befuͤrchtet/ uͤbereilet. Auch hat man etwa die vorſtaͤtte unverſe-
hens mie feuer heimlich anlegen laſſen/ wann nuhn die aus der rechten
ſtadt das feuer zu leſchen hingelauffen/ die feſtung unverſehens angefal-
len. Andere haben ein geſprech angeſtellet/ vnd under dem ungemer-
cket die ſtadt erſtigen.

Moritz Graff zu Naſſau verſtellete etliche junge geſellen in ben-
riſche weibskleider/ welche theilß allerhand profeand ins Caſtel vor
Zutphen tragen/ theilß auſſen herumb graß abſchnitten. Demnach ſie
aber vnder den kleidern bewaffnet/ bekamen ſie durch ſolches mittel die
pforte in/ biß daß der nachdruck vnd entſatzung ankommen/ vnnd des
Caſtels gar maͤchtig worden. Der Duc de Maine ließ etliche ſoldaten in
Diepen lauffen/ welche ſich ſtellen muſten/ alß wann ſie von ihm abge-
fallen. Wie man ſie nuhn in Diepen angenommen/ haben ſie bey nache
den Mainiſchen die pforten geoͤffnet. Etliche haben durch laſtwagen zu
wegt bracht/ ſo ſie under die thore und pforten gebracht/ vnnd alſo an-
geordnet/ daß etwas an einem rahd/ oder ſonſtet zerbrochen/ vnd hierob
die thore nicht geſperretwerden koͤnnen: Oder aber haben underm ſchein
der profeant auff den wagen ſoldaten under die thore gebracht/ vnd ſie
alſo erobert/ darvon man noch gantze friſche exempel weiß. Antiochus
alß er Suendam Cappadociæ caſtellum unverſehener ſache innemen
wolte/ vnd auß demſelben das vieh auff die weide gedrieben war/ ließ er
die hirten deſſelben umbrigen/ ſeiner ſoldaten etliche ihre kleider anthun/
vnd alß ſie mit dem vieh im hineintreiben an die wacht am thor kom̃en/
dieſelbe abſtechen vnd das thor innemen. Da etwa ein feſte profeant-
tiret entſetzet oder ſonſt etwas hinnem gebracht werden ſollen/ vnd man
die ſtunde eigentlich erkundet/ iſt man dem andern theil vorkommen/ ſich
verſtellet/ alß wann die/ ſo ankommen ſolten/ vorhanden vnd hier mit

gantzer
R r
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0339" n="316"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">des Andern theils.</hi> </fw><lb/>
            <div n="4">
              <head><hi rendition="#aq">In&#x017F;idiæ</hi> und li&#x017F;tige innemungen der &#x017F;tatte<lb/>
und fe&#x017F;tungen.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#in">E</hi>S &#x017F;ind mancherley an&#x017F;chla&#x0364;ge/ darmit man ein be-<lb/>
&#x017F;atzung betriegen kan. 1 Kan man ein &#x017F;tadt <hi rendition="#aq">Primo im-<lb/>
petu</hi> <hi rendition="#fr">durch unver&#x017F;ehenes &#x017F;chnelles anfallen inbekommen/<lb/>
in ma&#x017F;&#x017F;en</hi> <hi rendition="#aq">Titus Quintius,</hi> <hi rendition="#fr">Ro&#x0364;mi&#x017F;cher Bu&#x0364;rgemei&#x017F;ter</hi> <hi rendition="#aq">Antium, Marcur<lb/>
Cato</hi> <hi rendition="#fr">ein &#x017F;tadt in</hi> <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;panien,</hi> <hi rendition="#fr">nach dem er in zweyen tagen vier tagrei&#x017F;en<lb/>
durch unweg&#x017F;ame o&#x0364;rter verbracht/ vnd al&#x017F;o den feind/ der &#x017F;ich &#x017F;olches<lb/>
nicht befu&#x0364;rchtet/ u&#x0364;bereilet. Auch hat man etwa die vor&#x017F;ta&#x0364;tte unver&#x017F;e-<lb/>
hens mie feuer heimlich anlegen la&#x017F;&#x017F;en/ wann nuhn die aus der rechten<lb/>
&#x017F;tadt das feuer zu le&#x017F;chen hingelauffen/ die fe&#x017F;tung unver&#x017F;ehens angefal-<lb/>
len. Andere haben ein ge&#x017F;prech ange&#x017F;tellet/ vnd under dem ungemer-<lb/>
cket die &#x017F;tadt er&#x017F;tigen.</hi></p><lb/>
              <p>Moritz Graff zu Na&#x017F;&#x017F;au ver&#x017F;tellete etliche junge ge&#x017F;ellen in ben-<lb/>
ri&#x017F;che weibskleider/ welche theilß allerhand profeand ins Ca&#x017F;tel vor<lb/>
Zutphen tragen/ theilß au&#x017F;&#x017F;en herumb graß ab&#x017F;chnitten. Demnach &#x017F;ie<lb/>
aber vnder den kleidern bewaffnet/ bekamen &#x017F;ie durch &#x017F;olches mittel die<lb/>
pforte in/ biß daß der nachdruck vnd ent&#x017F;atzung ankommen/ vnnd des<lb/>
Ca&#x017F;tels gar ma&#x0364;chtig worden. Der Duc de Maine ließ etliche &#x017F;oldaten in<lb/>
Diepen lauffen/ welche &#x017F;ich &#x017F;tellen mu&#x017F;ten/ alß wann &#x017F;ie von ihm abge-<lb/>
fallen. Wie man &#x017F;ie nuhn in Diepen angenommen/ haben &#x017F;ie bey nache<lb/>
den Maini&#x017F;chen die pforten geo&#x0364;ffnet. Etliche haben durch la&#x017F;twagen zu<lb/>
wegt bracht/ &#x017F;o &#x017F;ie under die thore und pforten gebracht/ vnnd al&#x017F;o an-<lb/>
geordnet/ daß etwas an einem rahd/ oder &#x017F;on&#x017F;tet zerbrochen/ vnd hierob<lb/>
die thore nicht ge&#x017F;perretwerden ko&#x0364;nnen: Oder aber haben underm &#x017F;chein<lb/>
der profeant auff den wagen &#x017F;oldaten under die thore gebracht/ vnd &#x017F;ie<lb/>
al&#x017F;o erobert/ darvon man noch gantze fri&#x017F;che exempel weiß. Antiochus<lb/>
alß er <hi rendition="#aq">Suendam Cappadociæ ca&#x017F;tellum</hi> unver&#x017F;ehener &#x017F;ache innemen<lb/>
wolte/ vnd auß dem&#x017F;elben das vieh auff die weide gedrieben war/ ließ er<lb/>
die hirten de&#x017F;&#x017F;elben umbrigen/ &#x017F;einer &#x017F;oldaten etliche ihre kleider anthun/<lb/>
vnd alß &#x017F;ie mit dem vieh im hineintreiben an die wacht am thor kom&#x0303;en/<lb/>
die&#x017F;elbe ab&#x017F;techen vnd das thor innemen. Da etwa ein fe&#x017F;te profeant-<lb/>
tiret ent&#x017F;etzet oder &#x017F;on&#x017F;t etwas hinnem gebracht werden &#x017F;ollen/ vnd man<lb/>
die &#x017F;tunde eigentlich erkundet/ i&#x017F;t man dem andern theil vorkommen/ &#x017F;ich<lb/>
ver&#x017F;tellet/ alß wann die/ &#x017F;o ankommen &#x017F;olten/ vorhanden vnd hier mit<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R r</fw><fw place="bottom" type="catch">gantzer</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[316/0339] des Andern theils. Inſidiæ und liſtige innemungen der ſtatte und feſtungen. ES ſind mancherley anſchlaͤge/ darmit man ein be- ſatzung betriegen kan. 1 Kan man ein ſtadt Primo im- petu durch unverſehenes ſchnelles anfallen inbekommen/ in maſſen Titus Quintius, Roͤmiſcher Buͤrgemeiſter Antium, Marcur Cato ein ſtadt in Hiſpanien, nach dem er in zweyen tagen vier tagreiſen durch unwegſame oͤrter verbracht/ vnd alſo den feind/ der ſich ſolches nicht befuͤrchtet/ uͤbereilet. Auch hat man etwa die vorſtaͤtte unverſe- hens mie feuer heimlich anlegen laſſen/ wann nuhn die aus der rechten ſtadt das feuer zu leſchen hingelauffen/ die feſtung unverſehens angefal- len. Andere haben ein geſprech angeſtellet/ vnd under dem ungemer- cket die ſtadt erſtigen. Moritz Graff zu Naſſau verſtellete etliche junge geſellen in ben- riſche weibskleider/ welche theilß allerhand profeand ins Caſtel vor Zutphen tragen/ theilß auſſen herumb graß abſchnitten. Demnach ſie aber vnder den kleidern bewaffnet/ bekamen ſie durch ſolches mittel die pforte in/ biß daß der nachdruck vnd entſatzung ankommen/ vnnd des Caſtels gar maͤchtig worden. Der Duc de Maine ließ etliche ſoldaten in Diepen lauffen/ welche ſich ſtellen muſten/ alß wann ſie von ihm abge- fallen. Wie man ſie nuhn in Diepen angenommen/ haben ſie bey nache den Mainiſchen die pforten geoͤffnet. Etliche haben durch laſtwagen zu wegt bracht/ ſo ſie under die thore und pforten gebracht/ vnnd alſo an- geordnet/ daß etwas an einem rahd/ oder ſonſtet zerbrochen/ vnd hierob die thore nicht geſperretwerden koͤnnen: Oder aber haben underm ſchein der profeant auff den wagen ſoldaten under die thore gebracht/ vnd ſie alſo erobert/ darvon man noch gantze friſche exempel weiß. Antiochus alß er Suendam Cappadociæ caſtellum unverſehener ſache innemen wolte/ vnd auß demſelben das vieh auff die weide gedrieben war/ ließ er die hirten deſſelben umbrigen/ ſeiner ſoldaten etliche ihre kleider anthun/ vnd alß ſie mit dem vieh im hineintreiben an die wacht am thor kom̃en/ dieſelbe abſtechen vnd das thor innemen. Da etwa ein feſte profeant- tiret entſetzet oder ſonſt etwas hinnem gebracht werden ſollen/ vnd man die ſtunde eigentlich erkundet/ iſt man dem andern theil vorkommen/ ſich verſtellet/ alß wann die/ ſo ankommen ſolten/ vorhanden vnd hier mit gantzer R r

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dilich_kriegsbuch_1607
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dilich_kriegsbuch_1607/339
Zitationshilfe: Dilich, Wilhelm [i. e. Scheffer, Wilhelm]: Kriegsbuch, darin die Alte und Neue Militaria eigentlich beschrieben. Kassel, 1607, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dilich_kriegsbuch_1607/339>, abgerufen am 11.05.2024.