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Dilich, Wilhelm [i. e. Scheffer, Wilhelm]: Kriegsbuch, darin die Alte und Neue Militaria eigentlich beschrieben. Kassel, 1607.

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Kriegßbuch.
oder den seinen bößlicher weise begangen/ rechtmässig und
zugelassen. Darneben soll man auch seine freunde/ verwan-
te nachbaurn und bundtgenossen oder die sich in eines schutz
begeben/ wider unrechtmässigen gewalt und underdruckung
schützen und retten/ und wan frembder und nahent gesesse-
ner gewalt allzusehr inreisset und darnach trachtet vns o-
der die unserige mit der zeit auch zu überwältigen. Zwar
ist alß dan gefährlich im frieden still sitzen/ sondern viel mehr
nöhtig/ daß man das antreuende feur beyzeiten und in des
nachbaurn wam helfe leschen.

Aber wie gerecht und nohtwendig gleich die uhrsach
des krieges sey/ so soll man dennoch auch über die vorige
motiven fleissig erwegen/ ob man sich einer müglichen und
verhoffentlichen sach understehe/ und zu deren vollendung
und hinaußführung man sichere mittel und wege vor ge-
wiß oder je verhoffentlicher maeß gehaben möge: insonders
aber in berahtschlagung des kriegs alle ding wie die sich ufs
gefähilichst und ärgst verlauffen und zutragen mögen/ ge-
naust außrechnen/ und wie man dagegen könne und möge
gefast sein/ ersinnen/ vnd außdencken. Vnd ist der krieg
nimmer anzufangen/ man sehe dan mehr hofnung zum ge-
win und sieg vor sich/ dan besorgens zum schaden und ver-
lust. Dan aufs glück wagen beharret selten lang. Zwar ists
nicht ohne/ daß ohne gefahr und wagstuck nichs sonder-
lichs im krieg mag verrichtet werden. Aber hierin soll man
mit vernunft die sich erster mittel abwegen und bedencken/
vnd nicht blint oder ohn noht/ oder gute gelegenheit vnd
vorthel hienan setzen. Was man nit eben wagen muß/

das
A ij

Kriegßbuch.
oder den ſeinen boͤßlicher weiſe begangen/ rechtmaͤſſig und
zugelaſſen. Darneben ſoll man auch ſeine freunde/ verwan-
te nachbaurn und bundtgenoſſen oder die ſich in eines ſchutz
begeben/ wider unrechtmaͤſſigen gewalt uñ underdruckung
ſchuͤtzen und retten/ und wan frembder und nahent geſeſſe-
ner gewalt allzuſehr inreiſſet und darnach trachtet vns o-
der die unſerige mit der zeit auch zu uͤberwaͤltigen. Zwar
iſt alß dan gefaͤhrlich im frieden ſtill ſitzen/ ſondern viel mehr
noͤhtig/ daß man das antreuende feur beyzeiten und in des
nachbaurn wam helfe leſchen.

Aber wie gerecht und nohtwendig gleich die uhrſach
des krieges ſey/ ſo ſoll man dennoch auch uͤber die vorige
motiven fleiſſig erwegen/ ob man ſich einer muͤglichen und
verhoffentlichen ſach underſtehe/ und zu deren vollendung
und hinaußfuͤhrung man ſichere mittel und wege vor ge-
wiß oder je verhoffentlicher maeß gehabẽ moͤge: inſonders
aber in berahtſchlagung des kriegs alle ding wie die ſich ufs
gefaͤhilichſt und aͤrgſt verlauffen und zutragen moͤgen/ ge-
nauſt außrechnen/ und wie man dagegen koͤnne und moͤge
gefaſt ſein/ erſinnen/ vnd außdencken. Vnd iſt der krieg
nimmer anzufangen/ man ſehe dan mehr hofnung zum ge-
win und ſieg vor ſich/ dan beſorgens zum ſchaden und ver-
luſt. Dan aufs gluͤck wagen beharret ſelten lang. Zwar iſts
nicht ohne/ daß ohne gefahr und wagſtuck nichs ſonder-
lichs im krieg mag verrichtet werden. Aber hierin ſoll man
mit vernunft die ſich erſter mittel abwegen und bedencken/
vnd nicht blint oder ohn noht/ oder gute gelegenheit vnd
vorthel hienan ſetzen. Was man nit eben wagen muß/

das
A ij
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[3/0011] Kriegßbuch. oder den ſeinen boͤßlicher weiſe begangen/ rechtmaͤſſig und zugelaſſen. Darneben ſoll man auch ſeine freunde/ verwan- te nachbaurn und bundtgenoſſen oder die ſich in eines ſchutz begeben/ wider unrechtmaͤſſigen gewalt uñ underdruckung ſchuͤtzen und retten/ und wan frembder und nahent geſeſſe- ner gewalt allzuſehr inreiſſet und darnach trachtet vns o- der die unſerige mit der zeit auch zu uͤberwaͤltigen. Zwar iſt alß dan gefaͤhrlich im frieden ſtill ſitzen/ ſondern viel mehr noͤhtig/ daß man das antreuende feur beyzeiten und in des nachbaurn wam helfe leſchen. Aber wie gerecht und nohtwendig gleich die uhrſach des krieges ſey/ ſo ſoll man dennoch auch uͤber die vorige motiven fleiſſig erwegen/ ob man ſich einer muͤglichen und verhoffentlichen ſach underſtehe/ und zu deren vollendung und hinaußfuͤhrung man ſichere mittel und wege vor ge- wiß oder je verhoffentlicher maeß gehabẽ moͤge: inſonders aber in berahtſchlagung des kriegs alle ding wie die ſich ufs gefaͤhilichſt und aͤrgſt verlauffen und zutragen moͤgen/ ge- nauſt außrechnen/ und wie man dagegen koͤnne und moͤge gefaſt ſein/ erſinnen/ vnd außdencken. Vnd iſt der krieg nimmer anzufangen/ man ſehe dan mehr hofnung zum ge- win und ſieg vor ſich/ dan beſorgens zum ſchaden und ver- luſt. Dan aufs gluͤck wagen beharret ſelten lang. Zwar iſts nicht ohne/ daß ohne gefahr und wagſtuck nichs ſonder- lichs im krieg mag verrichtet werden. Aber hierin ſoll man mit vernunft die ſich erſter mittel abwegen und bedencken/ vnd nicht blint oder ohn noht/ oder gute gelegenheit vnd vorthel hienan ſetzen. Was man nit eben wagen muß/ das A ij

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Zitationshilfe: Dilich, Wilhelm [i. e. Scheffer, Wilhelm]: Kriegsbuch, darin die Alte und Neue Militaria eigentlich beschrieben. Kassel, 1607, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dilich_kriegsbuch_1607/11>, abgerufen am 26.04.2024.