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Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.

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einen andern hingesandt, weil er so wunderlich. Doch faßte ich mir einen Muth, steckte zwei Musketier-Scheermesser zu mir und gedachte, ihn so zu putzen, daß er mich nicht wieder verlangen sollte.

Als ich in sein Palais kam, stunden auf dem Saal, vor der Stube, viele Obristen und Oberoffizierer und Soldaten. Der Kammerdiener, so ein Schneider und sehr lang war, fragte: was ich wollte, ob ich den General rasieren wollte? - Ich sagte: "Ja." - Er meldte mich. - Denn hieß es: "Rein!" - Ich machte mein Kompliment von meinem Herrn und hieß ihn "Ihro Excellenz." - "Was - lenz, was - lenz? Ich bin kein Schulmeister oder Kirchenrat, ich bin Generalleutnant. So heißt mich!" - Ich bückte mich und bat, zu exküsieren. - Er fragte ferner: ob' ich bei Horchen diene? wo ich vorhin gewesen etc ? als inmittelst der Kammerdiener eine große, silberne Wanne mit Wasser und Seife ihm vorhielte, da er auf einen großen Stuhl sich gelehnet. Ich griff ihn weidlich an und hurtig; wie wenn ich einen Bauern vor mir hätte. Das gefiel ihm wohl. Griff ihm deshalb mit dem Scheermesser noch besser auf die Haut, zog steif an, mit langen Strichen, und wurde bald fertig. - "Ei," sagte er, "warum seid ihr nicht eher zu mir gekommen?" - Ich sagte: daß ich mit in Ungern gewesen. - Er fragte: wie mir's da gegangen? - "Herr Generalleutnant", sagt' ich, "wissen selbst am besten unsern Zustand; doch bin ich darin unglücklich, weil ich sehr krank gewesen, indeß mir alles aus der Karre gestohlen und ich nun nichts habe, denn fünf Monat Sold stehen noch; und wann ich die hätte, könnte ich mir helfen und ein Kleid schaffen. Bitte, Sie wollen mich gnädig an Herrn von Grumbkow rekommandieren, zumahl Sie die schöne Türkin'n von mir bekommen." - "Ich will's thun, sagte der Herr, ob's viel helfen wird, weiß ich nicht."

Darauf er selbst ein klein französisch Billet schrieb

einen andern hingesandt, weil er so wunderlich. Doch faßte ich mir einen Muth, steckte zwei Musketier-Scheermesser zu mir und gedachte, ihn so zu putzen, daß er mich nicht wieder verlangen sollte.

Als ich in sein Palais kam, stunden auf dem Saal, vor der Stube, viele Obristen und Oberoffizierer und Soldaten. Der Kammerdiener, so ein Schneider und sehr lang war, fragte: was ich wollte, ob ich den General rasieren wollte? – Ich sagte: „Ja.“ – Er meldte mich. – Denn hieß es: „Rein!“ – Ich machte mein Kompliment von meinem Herrn und hieß ihn „Ihro Excellenz.“ – „Was – lenz, was – lenz? Ich bin kein Schulmeister oder Kirchenrat, ich bin Generalleutnant. So heißt mich!“ – Ich bückte mich und bat, zu exküsieren. – Er fragte ferner: ob’ ich bei Horchen diene? wo ich vorhin gewesen etc ? als inmittelst der Kammerdiener eine große, silberne Wanne mit Wasser und Seife ihm vorhielte, da er auf einen großen Stuhl sich gelehnet. Ich griff ihn weidlich an und hurtig; wie wenn ich einen Bauern vor mir hätte. Das gefiel ihm wohl. Griff ihm deshalb mit dem Scheermesser noch besser auf die Haut, zog steif an, mit langen Strichen, und wurde bald fertig. – „Ei,“ sagte er, „warum seid ihr nicht eher zu mir gekommen?“ – Ich sagte: daß ich mit in Ungern gewesen. – Er fragte: wie mir’s da gegangen? – „Herr Generalleutnant“, sagt’ ich, „wissen selbst am besten unsern Zustand; doch bin ich darin unglücklich, weil ich sehr krank gewesen, indeß mir alles aus der Karre gestohlen und ich nun nichts habe, denn fünf Monat Sold stehen noch; und wann ich die hätte, könnte ich mir helfen und ein Kleid schaffen. Bitte, Sie wollen mich gnädig an Herrn von Grumbkow rekommandieren, zumahl Sie die schöne Türkin’n von mir bekommen.“ – „Ich will’s thun, sagte der Herr, ob’s viel helfen wird, weiß ich nicht.“

Darauf er selbst ein klein französisch Billet schrieb

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[0094] einen andern hingesandt, weil er so wunderlich. Doch faßte ich mir einen Muth, steckte zwei Musketier-Scheermesser zu mir und gedachte, ihn so zu putzen, daß er mich nicht wieder verlangen sollte. Als ich in sein Palais kam, stunden auf dem Saal, vor der Stube, viele Obristen und Oberoffizierer und Soldaten. Der Kammerdiener, so ein Schneider und sehr lang war, fragte: was ich wollte, ob ich den General rasieren wollte? – Ich sagte: „Ja.“ – Er meldte mich. – Denn hieß es: „Rein!“ – Ich machte mein Kompliment von meinem Herrn und hieß ihn „Ihro Excellenz.“ – „Was – lenz, was – lenz? Ich bin kein Schulmeister oder Kirchenrat, ich bin Generalleutnant. So heißt mich!“ – Ich bückte mich und bat, zu exküsieren. – Er fragte ferner: ob’ ich bei Horchen diene? wo ich vorhin gewesen etc ? als inmittelst der Kammerdiener eine große, silberne Wanne mit Wasser und Seife ihm vorhielte, da er auf einen großen Stuhl sich gelehnet. Ich griff ihn weidlich an und hurtig; wie wenn ich einen Bauern vor mir hätte. Das gefiel ihm wohl. Griff ihm deshalb mit dem Scheermesser noch besser auf die Haut, zog steif an, mit langen Strichen, und wurde bald fertig. – „Ei,“ sagte er, „warum seid ihr nicht eher zu mir gekommen?“ – Ich sagte: daß ich mit in Ungern gewesen. – Er fragte: wie mir’s da gegangen? – „Herr Generalleutnant“, sagt’ ich, „wissen selbst am besten unsern Zustand; doch bin ich darin unglücklich, weil ich sehr krank gewesen, indeß mir alles aus der Karre gestohlen und ich nun nichts habe, denn fünf Monat Sold stehen noch; und wann ich die hätte, könnte ich mir helfen und ein Kleid schaffen. Bitte, Sie wollen mich gnädig an Herrn von Grumbkow rekommandieren, zumahl Sie die schöne Türkin’n von mir bekommen.“ – „Ich will’s thun, sagte der Herr, ob’s viel helfen wird, weiß ich nicht.“ Darauf er selbst ein klein französisch Billet schrieb

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Zitationshilfe: Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/94>, abgerufen am 05.12.2024.