Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.dreien Tagen, daß selbiger Diener, so sich vor das Geld lustig gemacht und ungerischen jungen Wein dafür gesoffen, vor großem Schmerz auf dem Pferdemist gestorben war. Diese Festung Komorn lieget zwischen zweien Wasserströmen im Triangel; sehr fest und noch niemals von'n Türken eingenommen; hat eine lange Schiffbrücke, über welche man zu derselbigen gehen muß; und lag ein klein Städtlein, wie ein Dorf, dabei. Hat gute Weide und Fischerei. Und habe ich mein Tage keine größern Karpen und Stör, als da, gesehen. Der Karpen einer wurde auf einem Wagen geführet, auf dem Markte mit Beilen zerhauen und, wie das Ochsenfleisch, verkauft, ingleichen die Stör, so ich erschrecklich groß im Wasser an Ketten liegen gesehen. An der Waag hätte ich im Hinmarsch auch bald mein Leben verloren. Denn ich ritte des Nachts mit einer Partei, den streifenden Feind zu rekognoszieren; war ganz still und dürft keiner ein laut Wort reden, auch keine Lunte sehen lassen. Und als ich auf dem Pferde aus Müdigkeit eingeschlafen, geht zwar das Pferd mit dem andern Tropp. Als es aber Wasser, nämlich die Waag, schimmern siehet, und dürstig ist, gehet es aus dem Weg ins Wasser, fällt gleich mit dem Vorderleib in'n Schlamm, deß die Waag voll ist, daß ich bald heruntergestürzet und drüber erwache. Hier hielte ich armer Ritter wieder und konnte nicht wieder herauskommen, hört und sahe auch keinen Menschen umb mich. Endlich half sich das Pferd mit allen Kräften, als es sich satt gesoffen. - Nun wohin, dachte ich, im Finstern? Doch ließ ich dem Pferd den Zaum, welches stark zutrabete und ordentlicher Weise wiedrum zum Tropp kam. dreien Tagen, daß selbiger Diener, so sich vor das Geld lustig gemacht und ungerischen jungen Wein dafür gesoffen, vor großem Schmerz auf dem Pferdemist gestorben war. Diese Festung Komorn lieget zwischen zweien Wasserströmen im Triangel; sehr fest und noch niemals von’n Türken eingenommen; hat eine lange Schiffbrücke, über welche man zu derselbigen gehen muß; und lag ein klein Städtlein, wie ein Dorf, dabei. Hat gute Weide und Fischerei. Und habe ich mein Tage keine größern Karpen und Stör, als da, gesehen. Der Karpen einer wurde auf einem Wagen geführet, auf dem Markte mit Beilen zerhauen und, wie das Ochsenfleisch, verkauft, ingleichen die Stör, so ich erschrecklich groß im Wasser an Ketten liegen gesehen. An der Waag hätte ich im Hinmarsch auch bald mein Leben verloren. Denn ich ritte des Nachts mit einer Partei, den streifenden Feind zu rekognoszieren; war ganz still und dürft keiner ein laut Wort reden, auch keine Lunte sehen lassen. Und als ich auf dem Pferde aus Müdigkeit eingeschlafen, geht zwar das Pferd mit dem andern Tropp. Als es aber Wasser, nämlich die Waag, schimmern siehet, und dürstig ist, gehet es aus dem Weg ins Wasser, fällt gleich mit dem Vorderleib in’n Schlamm, deß die Waag voll ist, daß ich bald heruntergestürzet und drüber erwache. Hier hielte ich armer Ritter wieder und konnte nicht wieder herauskommen, hört und sahe auch keinen Menschen umb mich. Endlich half sich das Pferd mit allen Kräften, als es sich satt gesoffen. – Nun wohin, dachte ich, im Finstern? Doch ließ ich dem Pferd den Zaum, welches stark zutrabete und ordentlicher Weise wiedrum zum Tropp kam. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0086"/> dreien Tagen, daß selbiger Diener, so sich vor das Geld lustig gemacht und ungerischen jungen Wein dafür gesoffen, vor großem Schmerz auf dem Pferdemist gestorben war.</p> <p><hi rendition="#in">D</hi>iese Festung Komorn lieget zwischen zweien Wasserströmen im Triangel; sehr fest und noch niemals von’n Türken eingenommen; hat eine lange Schiffbrücke, über welche man zu derselbigen gehen muß; und lag ein klein Städtlein, wie ein Dorf, dabei. Hat gute Weide und Fischerei. Und habe ich mein Tage keine größern Karpen und Stör, als da, gesehen. 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Endlich half sich das Pferd mit allen Kräften, als es sich satt gesoffen. – Nun wohin, dachte ich, im Finstern? Doch ließ ich dem Pferd den Zaum, welches stark zutrabete und ordentlicher Weise wiedrum zum Tropp kam.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0086]
dreien Tagen, daß selbiger Diener, so sich vor das Geld lustig gemacht und ungerischen jungen Wein dafür gesoffen, vor großem Schmerz auf dem Pferdemist gestorben war.
Diese Festung Komorn lieget zwischen zweien Wasserströmen im Triangel; sehr fest und noch niemals von’n Türken eingenommen; hat eine lange Schiffbrücke, über welche man zu derselbigen gehen muß; und lag ein klein Städtlein, wie ein Dorf, dabei. Hat gute Weide und Fischerei. Und habe ich mein Tage keine größern Karpen und Stör, als da, gesehen. Der Karpen einer wurde auf einem Wagen geführet, auf dem Markte mit Beilen zerhauen und, wie das Ochsenfleisch, verkauft, ingleichen die Stör, so ich erschrecklich groß im Wasser an Ketten liegen gesehen.
An der Waag hätte ich im Hinmarsch auch bald mein Leben verloren. Denn ich ritte des Nachts mit einer Partei, den streifenden Feind zu rekognoszieren; war ganz still und dürft keiner ein laut Wort reden, auch keine Lunte sehen lassen. Und als ich auf dem Pferde aus Müdigkeit eingeschlafen, geht zwar das Pferd mit dem andern Tropp. Als es aber Wasser, nämlich die Waag, schimmern siehet, und dürstig ist, gehet es aus dem Weg ins Wasser, fällt gleich mit dem Vorderleib in’n Schlamm, deß die Waag voll ist, daß ich bald heruntergestürzet und drüber erwache. Hier hielte ich armer Ritter wieder und konnte nicht wieder herauskommen, hört und sahe auch keinen Menschen umb mich. Endlich half sich das Pferd mit allen Kräften, als es sich satt gesoffen. – Nun wohin, dachte ich, im Finstern? Doch ließ ich dem Pferd den Zaum, welches stark zutrabete und ordentlicher Weise wiedrum zum Tropp kam.
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Zitationshilfe: | Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/86>, abgerufen am 25.07.2024. |