Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.wollte, sondern, seine Courage sehen zu lassen, frei über die Schanze sahe, augenblicklich durch den Kopf geschossen dalag. Ich saß abermals da, in einem tiefgegrabenen Loch, mit Bohlen und Rasen vor den Bomben bedeckt, auf der Seite an der Thür, da fast alle Augenblick die Falkonett-Kugeln zur Thür herein, bei mir vorbei, in die Wand pflitzten. Bomben trafen gleichfalls unser Bollwerk, walzeten aber herunter, ehe sie schlugen. Anfanges wußte ich nicht, was das zu bedeuten, wann die Schildwachten: "Feuer, Feuer!" ruften. Jedermann lief ein wenig auf die Seite und fiel gleich auf die Erde. Allein ich blieb stehen, bis ich es auch gewahr wurde, worum es geschah. Denn die Bombe, wann sie fällt, wühlet erst ein Loch in die Erde, so lange der Zünder brennt; hernach thut sie ihren Effekt und schmeißet die äußern Stücke mit solcher Gewalt umb sich, etwas in die Höhe, mit grausamem Brummen und Pfeifen, daß alles, was sie so antrifft, zerschmettert wird. - Es ist eine Lust's zu sehen in der Nacht, da es gemeiniglich gespielet wird. Sie steigen, wie ein Raket, oftmals so hoch, daß man das Feuer davon nicht mehr siehet; und dann fallen sie jählingen mit Singen und Pfeifen zu ihrem bestimmten Ort in die Stadt, oder sonst, da sich öfters nach dem Effekt ein jämmerlich Geheul und Geschrei erhoben. Als eins zu Mittage, etwa ein oder zwei Uhr, der spanische Ingenieur einen Feuerballen von seinem hohen Berge, drauf er seinen Kessel hatte, in die Stadt spielete, und so glücklich das ganze türkische Magazin traf, daß im Augenblick mit erschröcklichem Krachen selbiges wollte, sondern, seine Courage sehen zu lassen, frei über die Schanze sahe, augenblicklich durch den Kopf geschossen dalag. Ich saß abermals da, in einem tiefgegrabenen Loch, mit Bohlen und Rasen vor den Bomben bedeckt, auf der Seite an der Thür, da fast alle Augenblick die Falkonett-Kugeln zur Thür herein, bei mir vorbei, in die Wand pflitzten. Bomben trafen gleichfalls unser Bollwerk, walzeten aber herunter, ehe sie schlugen. Anfanges wußte ich nicht, was das zu bedeuten, wann die Schildwachten: „Feuer, Feuer!“ ruften. Jedermann lief ein wenig auf die Seite und fiel gleich auf die Erde. Allein ich blieb stehen, bis ich es auch gewahr wurde, worum es geschah. Denn die Bombe, wann sie fällt, wühlet erst ein Loch in die Erde, so lange der Zünder brennt; hernach thut sie ihren Effekt und schmeißet die äußern Stücke mit solcher Gewalt umb sich, etwas in die Höhe, mit grausamem Brummen und Pfeifen, daß alles, was sie so antrifft, zerschmettert wird. – Es ist eine Lust’s zu sehen in der Nacht, da es gemeiniglich gespielet wird. Sie steigen, wie ein Raket, oftmals so hoch, daß man das Feuer davon nicht mehr siehet; und dann fallen sie jählingen mit Singen und Pfeifen zu ihrem bestimmten Ort in die Stadt, oder sonst, da sich öfters nach dem Effekt ein jämmerlich Geheul und Geschrei erhoben. Als eins zu Mittage, etwa ein oder zwei Uhr, der spanische Ingenieur einen Feuerballen von seinem hohen Berge, drauf er seinen Kessel hatte, in die Stadt spielete, und so glücklich das ganze türkische Magazin traf, daß im Augenblick mit erschröcklichem Krachen selbiges <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0059"/> wollte, sondern, seine Courage sehen zu lassen, frei über die Schanze sahe, augenblicklich durch den Kopf geschossen dalag.</p> <p><hi rendition="#in">I</hi>ch saß abermals da, in einem tiefgegrabenen Loch, mit Bohlen und Rasen vor den Bomben bedeckt, auf der Seite an der Thür, da fast alle Augenblick die Falkonett-Kugeln zur Thür herein, bei mir vorbei, in die Wand pflitzten. Bomben trafen gleichfalls unser Bollwerk, walzeten aber herunter, ehe sie schlugen.</p> <p>Anfanges wußte ich nicht, was das zu bedeuten, wann die Schildwachten: „Feuer, Feuer!“ ruften. Jedermann lief ein wenig auf die Seite und fiel gleich auf die Erde. 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Sie steigen, wie ein Raket, oftmals so hoch, daß man das Feuer davon nicht mehr siehet; und dann fallen sie jählingen mit Singen und Pfeifen zu ihrem bestimmten Ort in die Stadt, oder sonst, da sich öfters nach dem Effekt ein jämmerlich Geheul und Geschrei erhoben.</p> <p><hi rendition="#in">A</hi>ls eins zu Mittage, etwa ein oder zwei Uhr, der spanische Ingenieur einen Feuerballen von seinem hohen Berge, drauf er seinen Kessel hatte, in die Stadt spielete, und so glücklich das ganze türkische Magazin traf, daß im Augenblick mit erschröcklichem Krachen selbiges </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0059]
wollte, sondern, seine Courage sehen zu lassen, frei über die Schanze sahe, augenblicklich durch den Kopf geschossen dalag.
Ich saß abermals da, in einem tiefgegrabenen Loch, mit Bohlen und Rasen vor den Bomben bedeckt, auf der Seite an der Thür, da fast alle Augenblick die Falkonett-Kugeln zur Thür herein, bei mir vorbei, in die Wand pflitzten. Bomben trafen gleichfalls unser Bollwerk, walzeten aber herunter, ehe sie schlugen.
Anfanges wußte ich nicht, was das zu bedeuten, wann die Schildwachten: „Feuer, Feuer!“ ruften. Jedermann lief ein wenig auf die Seite und fiel gleich auf die Erde. Allein ich blieb stehen, bis ich es auch gewahr wurde, worum es geschah. Denn die Bombe, wann sie fällt, wühlet erst ein Loch in die Erde, so lange der Zünder brennt; hernach thut sie ihren Effekt und schmeißet die äußern Stücke mit solcher Gewalt umb sich, etwas in die Höhe, mit grausamem Brummen und Pfeifen, daß alles, was sie so antrifft, zerschmettert wird. – Es ist eine Lust’s zu sehen in der Nacht, da es gemeiniglich gespielet wird. Sie steigen, wie ein Raket, oftmals so hoch, daß man das Feuer davon nicht mehr siehet; und dann fallen sie jählingen mit Singen und Pfeifen zu ihrem bestimmten Ort in die Stadt, oder sonst, da sich öfters nach dem Effekt ein jämmerlich Geheul und Geschrei erhoben.
Als eins zu Mittage, etwa ein oder zwei Uhr, der spanische Ingenieur einen Feuerballen von seinem hohen Berge, drauf er seinen Kessel hatte, in die Stadt spielete, und so glücklich das ganze türkische Magazin traf, daß im Augenblick mit erschröcklichem Krachen selbiges
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Zitationshilfe: | Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/59>, abgerufen am 25.07.2024. |