Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.Da geschahe es, daß ein solcher Tropp Hunde, welches wohl zweihundert waren, von den Bergen auf mich mit großer Furie gelaufen kamen. Darüber ich in große Angst kam. Mich aber bald auf meines seeligen Vaters List, wodurch er sich ehemals vor den Wölfen beschützet, besanne. Den Rock auszog, um mich gürtete, den Hut ins Maul nahm und also auf die Hunde zukroch. Die Hunde stutzten anfangs, fingen an zu bellen und liefen wieder zurück, den Berg hinauf. Wer war froher, als ich, daß mich GOtt errettet hatte von dieser Gefahr? Gewiß, es war eine große Unbesonnenheit, daß ich mich alleine solcher Gefahr exponieret, weil die Türken da stark streifeten. Ich kam aber aus dieser in eine neue Not. Denn, ob ich wohl unser Lager stehen sahe, konnte ich doch nicht zu ihnen, wegen des Morastes und der Teiche, kommen. So ermüdet war ich, daß ich mich gerade gegenüber an einem Berg lagerte. Siehe, da hub sich das Lager auf und, wie gebräuchlich, zum Schreck der Türken, ward vollkommene Salve aus Stücken und Mosketen, wie selbige noch damals geführet wurden, gegeben. Da regnete es von Kugeln umb mich, daß ich nicht wußte, wo aus noch ein. Doch ich mußte aushalten. Und traf mich, gottlob, keine. Denn es war alles in die Höhe gehalten. Endlich kam das Volk über eine Furt, welche ich nicht finden können, herüber und ich fände mich bei meine Offizierer. That Rapport van meinen Kranken, kriegte Geld und ging mit ins Lager. Des andern Tages mußten unsere Leute in die Approchen, Batterien zu machen. Ich mußte mit, zwar eben zu der Zeit, da die Kaiserlichen und Bayern eine Attack gethan und die Wasserstadt eingenommen. Mein GOtt, was war da vor ein Geschrei und Da geschahe es, daß ein solcher Tropp Hunde, welches wohl zweihundert waren, von den Bergen auf mich mit großer Furie gelaufen kamen. Darüber ich in große Angst kam. Mich aber bald auf meines seeligen Vaters List, wodurch er sich ehemals vor den Wölfen beschützet, besanne. Den Rock auszog, um mich gürtete, den Hut ins Maul nahm und also auf die Hunde zukroch. Die Hunde stutzten anfangs, fingen an zu bellen und liefen wieder zurück, den Berg hinauf. Wer war froher, als ich, daß mich GOtt errettet hatte von dieser Gefahr? Gewiß, es war eine große Unbesonnenheit, daß ich mich alleine solcher Gefahr exponieret, weil die Türken da stark streifeten. Ich kam aber aus dieser in eine neue Not. Denn, ob ich wohl unser Lager stehen sahe, konnte ich doch nicht zu ihnen, wegen des Morastes und der Teiche, kommen. So ermüdet war ich, daß ich mich gerade gegenüber an einem Berg lagerte. Siehe, da hub sich das Lager auf und, wie gebräuchlich, zum Schreck der Türken, ward vollkommene Salve aus Stücken und Mosketen, wie selbige noch damals geführet wurden, gegeben. Da regnete es von Kugeln umb mich, daß ich nicht wußte, wo aus noch ein. Doch ich mußte aushalten. Und traf mich, gottlob, keine. Denn es war alles in die Höhe gehalten. Endlich kam das Volk über eine Furt, welche ich nicht finden können, herüber und ich fände mich bei meine Offizierer. That Rapport van meinen Kranken, kriegte Geld und ging mit ins Lager. Des andern Tages mußten unsere Leute in die Approchen, Batterien zu machen. Ich mußte mit, zwar eben zu der Zeit, da die Kaiserlichen und Bayern eine Attack gethan und die Wasserstadt eingenommen. Mein GOtt, was war da vor ein Geschrei und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <pb facs="#f0055"/> <p>Da geschahe es, daß ein solcher Tropp Hunde, welches wohl zweihundert waren, von den Bergen auf mich mit großer Furie gelaufen kamen. Darüber ich in große Angst kam. Mich aber bald auf meines seeligen Vaters List, wodurch er sich ehemals vor den Wölfen beschützet, besanne. Den Rock auszog, um mich gürtete, den Hut ins Maul nahm und also auf die Hunde zukroch. Die Hunde stutzten anfangs, fingen an zu bellen und liefen wieder zurück, den Berg hinauf. Wer war froher, als ich, daß mich GOtt errettet hatte von dieser Gefahr?</p> <p>Gewiß, es war eine große Unbesonnenheit, daß ich mich alleine solcher Gefahr exponieret, weil die Türken da stark streifeten. Ich kam aber aus dieser in eine neue Not. Denn, ob ich wohl unser Lager stehen sahe, konnte ich doch nicht zu ihnen, wegen des Morastes und der Teiche, kommen. So ermüdet war ich, daß ich mich gerade gegenüber an einem Berg lagerte.</p> <p>Siehe, da hub sich das Lager auf und, wie gebräuchlich, zum Schreck der Türken, ward vollkommene Salve aus Stücken und Mosketen, wie selbige noch damals geführet wurden, gegeben. Da regnete es von Kugeln umb mich, daß ich nicht wußte, wo aus noch ein. Doch ich mußte aushalten. Und traf mich, gottlob, keine. Denn es war alles in die Höhe gehalten.</p> <p>Endlich kam das Volk über eine Furt, welche ich nicht finden können, herüber und ich fände mich bei meine Offizierer. That Rapport van meinen Kranken, kriegte Geld und ging mit ins Lager.</p> <p><hi rendition="#in">D</hi>es andern Tages mußten unsere Leute in die Approchen, Batterien zu machen. Ich mußte mit, zwar eben zu der Zeit, da die Kaiserlichen und Bayern eine Attack gethan und die Wasserstadt eingenommen.</p> <p>Mein GOtt, was war da vor ein Geschrei und </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0055]
Da geschahe es, daß ein solcher Tropp Hunde, welches wohl zweihundert waren, von den Bergen auf mich mit großer Furie gelaufen kamen. Darüber ich in große Angst kam. Mich aber bald auf meines seeligen Vaters List, wodurch er sich ehemals vor den Wölfen beschützet, besanne. Den Rock auszog, um mich gürtete, den Hut ins Maul nahm und also auf die Hunde zukroch. Die Hunde stutzten anfangs, fingen an zu bellen und liefen wieder zurück, den Berg hinauf. Wer war froher, als ich, daß mich GOtt errettet hatte von dieser Gefahr?
Gewiß, es war eine große Unbesonnenheit, daß ich mich alleine solcher Gefahr exponieret, weil die Türken da stark streifeten. Ich kam aber aus dieser in eine neue Not. Denn, ob ich wohl unser Lager stehen sahe, konnte ich doch nicht zu ihnen, wegen des Morastes und der Teiche, kommen. So ermüdet war ich, daß ich mich gerade gegenüber an einem Berg lagerte.
Siehe, da hub sich das Lager auf und, wie gebräuchlich, zum Schreck der Türken, ward vollkommene Salve aus Stücken und Mosketen, wie selbige noch damals geführet wurden, gegeben. Da regnete es von Kugeln umb mich, daß ich nicht wußte, wo aus noch ein. Doch ich mußte aushalten. Und traf mich, gottlob, keine. Denn es war alles in die Höhe gehalten.
Endlich kam das Volk über eine Furt, welche ich nicht finden können, herüber und ich fände mich bei meine Offizierer. That Rapport van meinen Kranken, kriegte Geld und ging mit ins Lager.
Des andern Tages mußten unsere Leute in die Approchen, Batterien zu machen. Ich mußte mit, zwar eben zu der Zeit, da die Kaiserlichen und Bayern eine Attack gethan und die Wasserstadt eingenommen.
Mein GOtt, was war da vor ein Geschrei und
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Zitationshilfe: | Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/55>, abgerufen am 25.07.2024. |