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Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.

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einen unter meines kürtzlich verstorbnen Mit-OberMeisters Wernerohdens Nahmen auff Pergament gedruckten Lehr-Brieff, weiln wir offters wohl ehe einer vor den andern unterschrieben indem wir in einer Function standen, und das unter meiner Hand befundne und verwahrte alte Barbiers Siegel auffgedrücket, nicht weniger eine Copey von diesen Lehr Briefs auff Pappier, welches schon vormahls mit dem neuen Innungs Siegel bedrückt gewesen, unter guter Absicht, schrieb und aus fertigte und der Barbiers Witwe vor ihren Sohn damit selbiger ehrlich fortkommen möchte, gegen offerirte und erlegte 6. Rthlr. zustellte, solches Geldt auch gleich anderer meiner bey dem Ober-Meister Ambte gehabten Einnahme und was vormahls von des Gewerckens Stecheysens Lehrlinge bekommen, biß zu der mir abzunehmenden Berechnung eingetragen. Nun hätte ich mir dieses unschuldigen Beginnens halber so wenig einer Anfechtung besorget als ich mit guten Gewißen bezeugen kann, daß ich dabey keine andre Absicht gehabt als einen armen Menschen zu seiner Wohlfahrt beförderlich zu seyn, zugleich mich von dem kümmerl. Anlauffen der Witwe loß zu machen. Alleine da ich mich ohnlängstens resolviret meine Barbier Stube, mit Ew. Königlichen Majestät Allergnädigsten Consens und davor allerunterthänigst offerirten 50. Rthlr. zu Dero Rekruten Casse an einem der sich aus Sachsen anhero mit seinen Vermögen wendet, abzutredten, auch meine Ober Meister Stelle auffzugeben, und einem neuen contribuierenden Bürger Platz zu machen; So haben die Barbierer und eben deßhalb nach meiner Beängstigung sehr begierige Feinde mehrgenandten Gardthoffen und seinen Lehr Herrn Philippi an sich gezogen, daß Sie den von mir erhaltenen Lehr Brieff ihnn wieder extradiren, und dargegen Sie Ihm versprochen, einen mit der gantzen Innung Consens verfertigten zu geben, beredet; Nächstwelchem Sie eine höchst animose und verkleinerliche Denunciation bey hiesigen Magistratwieder mich zu übergeben, ob ich gleich des faoti gar nicht abredig und ihnn gestanden, daß ich hierunter einen Fehler begangen und des Wernerohdens Nahmen wie obgemeldet unterschrieben hätte, und also mit einer Geldtfreßenden und höchstschimpfflichen Inquisition mich zu ruiniren betrohet. Wann nun aber bey allem dem was geschehen ich gar nicht dolosegehandelt; sondern vielmehr aus Übereilung etwas gethan was meiner Simplicitaet zuzuschreiben; Als ersuche

einen unter meines kürtzlich verstorbnen Mit-OberMeisters Wernerohdens Nahmen auff Pergament gedruckten Lehr-Brieff, weiln wir offters wohl ehe einer vor den andern unterschrieben indem wir in einer Function standen, und das unter meiner Hand befundne und verwahrte alte Barbiers Siegel auffgedrücket, nicht weniger eine Copey von diesen Lehr Briefs auff Pappier, welches schon vormahls mit dem neuen Innungs Siegel bedrückt gewesen, unter guter Absicht, schrieb und aus fertigte und der Barbiers Witwe vor ihren Sohn damit selbiger ehrlich fortkommen möchte, gegen offerirte und erlegte 6. Rthlr. zustellte, solches Geldt auch gleich anderer meiner bey dem Ober-Meister Ambte gehabten Einnahme und was vormahls von des Gewerckens Stecheysens Lehrlinge bekommen, biß zu der mir abzunehmenden Berechnung eingetragen. Nun hätte ich mir dieses unschuldigen Beginnens halber so wenig einer Anfechtung besorget als ich mit guten Gewißen bezeugen kann, daß ich dabey keine andre Absicht gehabt als einen armen Menschen zu seiner Wohlfahrt beförderlich zu seyn, zugleich mich von dem kümmerl. Anlauffen der Witwe loß zu machen. Alleine da ich mich ohnlängstens resolviret meine Barbier Stube, mit Ew. Königlichen Majestät Allergnädigsten Consens und davor allerunterthänigst offerirten 50. Rthlr. zu Dero Rekruten Casse an einem der sich aus Sachsen anhero mit seinen Vermögen wendet, abzutredten, auch meine Ober Meister Stelle auffzugeben, und einem neuen contribuierenden Bürger Platz zu machen; So haben die Barbierer und eben deßhalb nach meiner Beängstigung sehr begierige Feinde mehrgenandten Gardthoffen und seinen Lehr Herrn Philippi an sich gezogen, daß Sie den von mir erhaltenen Lehr Brieff ihnn wieder extradiren, und dargegen Sie Ihm versprochen, einen mit der gantzen Innung Consens verfertigten zu geben, beredet; Nächstwelchem Sie eine höchst animose und verkleinerliche Denunciation bey hiesigen Magistratwieder mich zu übergeben, ob ich gleich des faoti gar nicht abredig und ihnn gestanden, daß ich hierunter einen Fehler begangen und des Wernerohdens Nahmen wie obgemeldet unterschrieben hätte, und also mit einer Geldtfreßenden und höchstschimpfflichen Inquisition mich zu ruiniren betrohet. Wann nun aber bey allem dem was geschehen ich gar nicht dolosegehandelt; sondern vielmehr aus Übereilung etwas gethan was meiner Simplicitaet zuzuschreiben; Als ersuche

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Zitationshilfe: Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/348>, abgerufen am 09.06.2024.