Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.Bei diesen actis habe ich auch observieret, daß es nicht ratsam sei, große und vornehme Gevattern zu bitten. Ob sie sich gleich anfanges gut stellen, so achten sie doch hernach weder der Kinder noch der Eltern, wann man, gleich wie ich, kein Gevatter- oder Pathengeld im geringsten genommen. Meine Frau wollt es nicht haben. Aber nun habe ich's erfahren, daß's nicht gut thut. Lieber seinesgleichen, geringe Leute genommen! Denn das heilige Werk thut ein jedweder gern, wann's nichts kostet. Aber wo der Teufel den Geldmißbrauch dazu bringet, ist das heilige Werk jedem ein Widerwille. Anno 1737 befände sich meine Frau abermals schwanger; war aber dabei sehr böse und eigensinnig, daß ein harter Zank unter uns entstanden. Anno 1737 hat uns GOtt abermals eine Tochter gegeben, den 2. Aprilis, in Zeichen des Stiers, welche in der heiligen Taufe benennet worden: Tabea Friederika. Ihre Pathen sind gewesen: Paul Andreas Förster, Frau Maria Magdalena Pohlen und Jungfrau Johanna Elisabeth Reißin, nunc vero Frau Falkenbergin . . . Anno 1738 bin ich gestorben, meines Alters zweiundsiebenzig Jahr, zwei Monat. Bei diesen actis habe ich auch observieret, daß es nicht ratsam sei, große und vornehme Gevattern zu bitten. Ob sie sich gleich anfanges gut stellen, so achten sie doch hernach weder der Kinder noch der Eltern, wann man, gleich wie ich, kein Gevatter- oder Pathengeld im geringsten genommen. Meine Frau wollt es nicht haben. Aber nun habe ich’s erfahren, daß’s nicht gut thut. Lieber seinesgleichen, geringe Leute genommen! Denn das heilige Werk thut ein jedweder gern, wann’s nichts kostet. Aber wo der Teufel den Geldmißbrauch dazu bringet, ist das heilige Werk jedem ein Widerwille. Anno 1737 befände sich meine Frau abermals schwanger; war aber dabei sehr böse und eigensinnig, daß ein harter Zank unter uns entstanden. Anno 1737 hat uns GOtt abermals eine Tochter gegeben, den 2. Aprilis, in Zeichen des Stiers, welche in der heiligen Taufe benennet worden: Tabea Friederika. Ihre Pathen sind gewesen: Paul Andreas Förster, Frau Maria Magdalena Pohlen und Jungfrau Johanna Elisabeth Reißin, nunc vero Frau Falkenbergin . . . Anno 1738 bin ich gestorben, meines Alters zweiundsiebenzig Jahr, zwei Monat. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <pb facs="#f0312"/> <p>Bei diesen <hi rendition="#aq">actis</hi> habe ich auch observieret, daß es nicht ratsam sei, große und vornehme Gevattern zu bitten. Ob sie sich gleich anfanges gut stellen, so achten sie doch hernach weder der Kinder noch der Eltern, wann man, gleich wie ich, kein Gevatter- oder Pathengeld im geringsten genommen. Meine Frau wollt es nicht haben. Aber nun habe ich’s erfahren, daß’s nicht gut thut. Lieber seinesgleichen, geringe Leute genommen! Denn das heilige Werk thut ein jedweder gern, wann’s nichts kostet. Aber wo der Teufel den Geldmißbrauch dazu bringet, ist das heilige Werk jedem ein Widerwille.</p> <p><hi rendition="#aq">Anno</hi> 1737 befände sich meine Frau abermals schwanger; war aber dabei sehr böse und eigensinnig, daß ein harter Zank unter uns entstanden.</p> <p><hi rendition="#aq">Anno</hi> 1737 hat uns GOtt abermals eine Tochter gegeben, den 2. <hi rendition="#aq">Aprilis</hi>, in Zeichen des Stiers, welche in der heiligen Taufe benennet worden: Tabea Friederika. Ihre Pathen sind gewesen: Paul Andreas Förster, Frau Maria Magdalena Pohlen und Jungfrau Johanna Elisabeth Reißin, <hi rendition="#aq">nunc vero</hi> Frau Falkenbergin . . .</p> <p><hi rendition="#aq">Anno</hi> 1738 bin ich gestorben, meines Alters zweiundsiebenzig Jahr, zwei Monat.</p> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0312]
Bei diesen actis habe ich auch observieret, daß es nicht ratsam sei, große und vornehme Gevattern zu bitten. Ob sie sich gleich anfanges gut stellen, so achten sie doch hernach weder der Kinder noch der Eltern, wann man, gleich wie ich, kein Gevatter- oder Pathengeld im geringsten genommen. Meine Frau wollt es nicht haben. Aber nun habe ich’s erfahren, daß’s nicht gut thut. Lieber seinesgleichen, geringe Leute genommen! Denn das heilige Werk thut ein jedweder gern, wann’s nichts kostet. Aber wo der Teufel den Geldmißbrauch dazu bringet, ist das heilige Werk jedem ein Widerwille.
Anno 1737 befände sich meine Frau abermals schwanger; war aber dabei sehr böse und eigensinnig, daß ein harter Zank unter uns entstanden.
Anno 1737 hat uns GOtt abermals eine Tochter gegeben, den 2. Aprilis, in Zeichen des Stiers, welche in der heiligen Taufe benennet worden: Tabea Friederika. Ihre Pathen sind gewesen: Paul Andreas Förster, Frau Maria Magdalena Pohlen und Jungfrau Johanna Elisabeth Reißin, nunc vero Frau Falkenbergin . . .
Anno 1738 bin ich gestorben, meines Alters zweiundsiebenzig Jahr, zwei Monat.
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Zitationshilfe: | Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/312>, abgerufen am 05.07.2024. |