Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.Meine vorige Frau hatte mich unter allen Leuten in der ganzen Stadt stinkend gemacht und so übel ausgeschrieen, daß, ich nimmer keine andere Frau bekommen sollte. Denn sie gönnete es keiner, ins Haus zu kommen, und hatte all ihr Dichten und Trachten drauf gerichtet, daß ich steinalt bei ihr werden, oder vor ihr sterben sollte. Dessenohngeachtet ließen sich doch viele antragen. Aber gemeiniglich hatte es einen Haken. Darunter eine war, so ein Hufeisen verloren, mir fünftausend Thaler zufreien wollte. Aber das wollte ich nicht thun und mich prostituieren. Ich gedachte mich also gar wohl in acht zu nehmen. Aber wider alles vermuten war ich von einer einfältigen Manier gefangen. Der Frau Reinhardin, im "Grünen Helm", war ihr Mann verstorben, und sie in großer Schuld und Unrichtigkeit verlassen. Ich wurde ersuchet: ihr Kurator zu werden, welches ich auch that und ihr treulich beistund, ihre Sache dermaßen einrichtet und ordnete, daß es zu keinem Konkurs kam, wie's die Herrn NB. Advokaten schon hatten eingefädet und sich drauf gespitzet, noch sie aus dem Gasthofe bringen konnten. Dies erkannten alle Menschen, auch die Gerichte und Advokaten, welche mich lieber davongehabt. Die Frau erkannte dies auch und that mir viel Gutes, daß ich mehr bei ihr, als in meinem Hause, darin ich wenig Freude bei meiner Frauen Leben hatte. Inzwischen stirbt gegenüber der Seilermeister Andres Müller, ein junger Mann, der verließ eine junge Witwe von fünfundzwanzig Jahren und einen Sohn von fünf Jahren, sie war Bäckermeister Reisen Tochter am Markt. Diese Witwe hatte viel Verdruß von ihres Mannes Mutter, bei welcher sie im Hause zur Miethe war. Als selbige siehet, daß . . . [ Der Handschrift fehlt mindestens ein Blatt!] . . . eine öffentliche Abbitte und Ehrenerklärung Meine vorige Frau hatte mich unter allen Leuten in der ganzen Stadt stinkend gemacht und so übel ausgeschrieen, daß, ich nimmer keine andere Frau bekommen sollte. Denn sie gönnete es keiner, ins Haus zu kommen, und hatte all ihr Dichten und Trachten drauf gerichtet, daß ich steinalt bei ihr werden, oder vor ihr sterben sollte. Dessenohngeachtet ließen sich doch viele antragen. Aber gemeiniglich hatte es einen Haken. Darunter eine war, so ein Hufeisen verloren, mir fünftausend Thaler zufreien wollte. Aber das wollte ich nicht thun und mich prostituieren. Ich gedachte mich also gar wohl in acht zu nehmen. Aber wider alles vermuten war ich von einer einfältigen Manier gefangen. Der Frau Reinhardin, im „Grünen Helm“, war ihr Mann verstorben, und sie in großer Schuld und Unrichtigkeit verlassen. Ich wurde ersuchet: ihr Kurator zu werden, welches ich auch that und ihr treulich beistund, ihre Sache dermaßen einrichtet und ordnete, daß es zu keinem Konkurs kam, wie’s die Herrn NB. Advokaten schon hatten eingefädet und sich drauf gespitzet, noch sie aus dem Gasthofe bringen konnten. Dies erkannten alle Menschen, auch die Gerichte und Advokaten, welche mich lieber davongehabt. Die Frau erkannte dies auch und that mir viel Gutes, daß ich mehr bei ihr, als in meinem Hause, darin ich wenig Freude bei meiner Frauen Leben hatte. Inzwischen stirbt gegenüber der Seilermeister Andres Müller, ein junger Mann, der verließ eine junge Witwe von fünfundzwanzig Jahren und einen Sohn von fünf Jahren, sie war Bäckermeister Reisen Tochter am Markt. Diese Witwe hatte viel Verdruß von ihres Mannes Mutter, bei welcher sie im Hause zur Miethe war. Als selbige siehet, daß . . . 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Ich wurde ersuchet: ihr Kurator zu werden, welches ich auch that und ihr treulich beistund, ihre Sache dermaßen einrichtet und ordnete, daß es zu keinem Konkurs kam, wie’s die Herrn <hi rendition="#aq">NB</hi>. Advokaten schon hatten eingefädet und sich drauf gespitzet, noch sie aus dem Gasthofe bringen konnten.</p> <p>Dies erkannten alle Menschen, auch die Gerichte und Advokaten, welche mich lieber davongehabt. Die Frau erkannte dies auch und that mir viel Gutes, daß ich mehr bei ihr, als in meinem Hause, darin ich wenig Freude bei meiner Frauen Leben hatte.</p> <p>Inzwischen stirbt gegenüber der Seilermeister Andres Müller, ein junger Mann, der verließ eine junge Witwe von fünfundzwanzig Jahren und einen Sohn von fünf Jahren, sie war Bäckermeister Reisen Tochter am Markt. Diese Witwe hatte viel Verdruß von ihres Mannes Mutter, bei welcher sie im Hause zur Miethe war. Als selbige siehet, daß . . . 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Meine vorige Frau hatte mich unter allen Leuten in der ganzen Stadt stinkend gemacht und so übel ausgeschrieen, daß, ich nimmer keine andere Frau bekommen sollte. Denn sie gönnete es keiner, ins Haus zu kommen, und hatte all ihr Dichten und Trachten drauf gerichtet, daß ich steinalt bei ihr werden, oder vor ihr sterben sollte. Dessenohngeachtet ließen sich doch viele antragen. Aber gemeiniglich hatte es einen Haken. Darunter eine war, so ein Hufeisen verloren, mir fünftausend Thaler zufreien wollte. Aber das wollte ich nicht thun und mich prostituieren. Ich gedachte mich also gar wohl in acht zu nehmen.
Aber wider alles vermuten war ich von einer einfältigen Manier gefangen. Der Frau Reinhardin, im „Grünen Helm“, war ihr Mann verstorben, und sie in großer Schuld und Unrichtigkeit verlassen. Ich wurde ersuchet: ihr Kurator zu werden, welches ich auch that und ihr treulich beistund, ihre Sache dermaßen einrichtet und ordnete, daß es zu keinem Konkurs kam, wie’s die Herrn NB. Advokaten schon hatten eingefädet und sich drauf gespitzet, noch sie aus dem Gasthofe bringen konnten.
Dies erkannten alle Menschen, auch die Gerichte und Advokaten, welche mich lieber davongehabt. Die Frau erkannte dies auch und that mir viel Gutes, daß ich mehr bei ihr, als in meinem Hause, darin ich wenig Freude bei meiner Frauen Leben hatte.
Inzwischen stirbt gegenüber der Seilermeister Andres Müller, ein junger Mann, der verließ eine junge Witwe von fünfundzwanzig Jahren und einen Sohn von fünf Jahren, sie war Bäckermeister Reisen Tochter am Markt. Diese Witwe hatte viel Verdruß von ihres Mannes Mutter, bei welcher sie im Hause zur Miethe war. Als selbige siehet, daß . . . [ Der Handschrift fehlt mindestens ein Blatt!] . . . eine öffentliche Abbitte und Ehrenerklärung
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