Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.Befehl exequieret?" - "Ich bin kein Vogel, Herr Obrist, sondern ein alter, ehrlicher Soldat und habe auch niemand exequieret." - "Bringet ihn auf die Hauptwache! Ich will dir wohl kriegen!" - Der arme Kerl saß vierzehen Tage auf der Hauptwache, ehe er einmal verhöret wurde. Unterdessen hatte es die ganze Stadt erfahren und legeten die Sache so gefährlich aus, daß einem angst und bange wurd. Da waren wenig, die mir das nicht gönneten; "Da, da! Das sehen wir gern!" Und fürwahr, es war mir nicht wohl bei der Sache. Denn der Obrist trieb alles mit Gewalt, und hatte ich deswegen große Angst in meiner Seele. Ich rufte und betete aber zu GOtt, und der Herr erhörete mich und half auch aus der Not, daß ich nicht in ihre Löwenklauen kam! Denn, da endlich ein Verhör angestellet und der Kerl drum befraget wurde: ab ihn der Barbier hingeschickt und zu solchem veranlasset? blieb er beständig dabei und sagte: nein, er wäre von selbst hingegangen und hätte niemand nichts gethan. Darauf mußte ich auch kommen; und sagten mir: der Kerl hätte breit bekannt, daß ich ihm solches geheißen. - "Otto, sagte ich, könnt ihr das mit gutem Gewissen sagen?" - "Nein, sagte er, ich bin von selbst gegangen und habe niemand was gethan." - Da schrie der eine Leutnant: "Schlagt zu!" - Die zwei Unteroffizierer hoben die Stöcke auf und wollten loskeilen. Aber der andere Oberoffizier war verständiger und winkte mit der Hand; denn der Soldat movierete sich, daß ihm unrecht geschähe. Damit war das Verhör und Sache zum Ende und kam der Soldat gleich los. - Der Herr Obrist aber kam selbst in Arrest und Ungnade. NB. Das that GOtt; und konnte man Befehl exequieret?“ – „Ich bin kein Vogel, Herr Obrist, sondern ein alter, ehrlicher Soldat und habe auch niemand exequieret.“ – „Bringet ihn auf die Hauptwache! Ich will dir wohl kriegen!“ – Der arme Kerl saß vierzehen Tage auf der Hauptwache, ehe er einmal verhöret wurde. Unterdessen hatte es die ganze Stadt erfahren und legeten die Sache so gefährlich aus, daß einem angst und bange wurd. Da waren wenig, die mir das nicht gönneten; „Da, da! Das sehen wir gern!“ Und fürwahr, es war mir nicht wohl bei der Sache. Denn der Obrist trieb alles mit Gewalt, und hatte ich deswegen große Angst in meiner Seele. Ich rufte und betete aber zu GOtt, und der Herr erhörete mich und half auch aus der Not, daß ich nicht in ihre Löwenklauen kam! Denn, da endlich ein Verhör angestellet und der Kerl drum befraget wurde: ab ihn der Barbier hingeschickt und zu solchem veranlasset? blieb er beständig dabei und sagte: nein, er wäre von selbst hingegangen und hätte niemand nichts gethan. Darauf mußte ich auch kommen; und sagten mir: der Kerl hätte breit bekannt, daß ich ihm solches geheißen. – „Otto, sagte ich, könnt ihr das mit gutem Gewissen sagen?“ – „Nein, sagte er, ich bin von selbst gegangen und habe niemand was gethan.“ – Da schrie der eine Leutnant: „Schlagt zu!“ – Die zwei Unteroffizierer hoben die Stöcke auf und wollten loskeilen. Aber der andere Oberoffizier war verständiger und winkte mit der Hand; denn der Soldat movierete sich, daß ihm unrecht geschähe. Damit war das Verhör und Sache zum Ende und kam der Soldat gleich los. – Der Herr Obrist aber kam selbst in Arrest und Ungnade. NB. Das that GOtt; und konnte man <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0303"/> Befehl exequieret?“ – „Ich bin kein Vogel, Herr Obrist, sondern ein alter, ehrlicher Soldat und habe auch niemand exequieret.“ – „Bringet ihn auf die Hauptwache! Ich will dir wohl kriegen!“ – Der arme Kerl saß vierzehen Tage auf der Hauptwache, ehe er einmal verhöret wurde.</p> <p>Unterdessen hatte es die ganze Stadt erfahren und legeten die Sache so gefährlich aus, daß einem angst und bange wurd. Da waren wenig, die mir das nicht gönneten; „Da, da! Das sehen wir gern!“</p> <p>Und fürwahr, es war mir nicht wohl bei der Sache. Denn der Obrist trieb alles mit Gewalt, und hatte ich deswegen große Angst in meiner Seele. Ich rufte und betete aber zu GOtt, und der Herr erhörete mich und half auch aus der Not, daß ich nicht in ihre Löwenklauen kam!</p> <p>Denn, da endlich ein Verhör angestellet und der Kerl drum befraget wurde: ab ihn der Barbier hingeschickt und zu solchem veranlasset? blieb er beständig dabei und sagte: nein, er wäre von selbst hingegangen und hätte niemand nichts gethan.</p> <p>Darauf mußte ich auch kommen; und sagten mir: der Kerl hätte breit bekannt, daß ich ihm solches geheißen. – „Otto, sagte ich, könnt ihr das mit gutem Gewissen sagen?“ – „Nein, sagte er, ich bin von selbst gegangen und habe niemand was gethan.“ – Da schrie der eine Leutnant: „Schlagt zu!“ – Die zwei Unteroffizierer hoben die Stöcke auf und wollten loskeilen. Aber der andere Oberoffizier war verständiger und winkte mit der Hand; denn der Soldat movierete sich, daß ihm unrecht geschähe.</p> <p>Damit war das Verhör und Sache zum Ende und kam der Soldat gleich los. – Der Herr Obrist aber kam selbst in Arrest und Ungnade.</p> <p><hi rendition="#aq">NB.</hi> Das that GOtt; und konnte man </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0303]
Befehl exequieret?“ – „Ich bin kein Vogel, Herr Obrist, sondern ein alter, ehrlicher Soldat und habe auch niemand exequieret.“ – „Bringet ihn auf die Hauptwache! Ich will dir wohl kriegen!“ – Der arme Kerl saß vierzehen Tage auf der Hauptwache, ehe er einmal verhöret wurde.
Unterdessen hatte es die ganze Stadt erfahren und legeten die Sache so gefährlich aus, daß einem angst und bange wurd. Da waren wenig, die mir das nicht gönneten; „Da, da! Das sehen wir gern!“
Und fürwahr, es war mir nicht wohl bei der Sache. Denn der Obrist trieb alles mit Gewalt, und hatte ich deswegen große Angst in meiner Seele. Ich rufte und betete aber zu GOtt, und der Herr erhörete mich und half auch aus der Not, daß ich nicht in ihre Löwenklauen kam!
Denn, da endlich ein Verhör angestellet und der Kerl drum befraget wurde: ab ihn der Barbier hingeschickt und zu solchem veranlasset? blieb er beständig dabei und sagte: nein, er wäre von selbst hingegangen und hätte niemand nichts gethan.
Darauf mußte ich auch kommen; und sagten mir: der Kerl hätte breit bekannt, daß ich ihm solches geheißen. – „Otto, sagte ich, könnt ihr das mit gutem Gewissen sagen?“ – „Nein, sagte er, ich bin von selbst gegangen und habe niemand was gethan.“ – Da schrie der eine Leutnant: „Schlagt zu!“ – Die zwei Unteroffizierer hoben die Stöcke auf und wollten loskeilen. Aber der andere Oberoffizier war verständiger und winkte mit der Hand; denn der Soldat movierete sich, daß ihm unrecht geschähe.
Damit war das Verhör und Sache zum Ende und kam der Soldat gleich los. – Der Herr Obrist aber kam selbst in Arrest und Ungnade.
NB. Das that GOtt; und konnte man
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Projekt Gutenberg-DE: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-06-28T07:11:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frank Wiegand: Bearbeitung der digitalen Edition
(2012-09-04T07:11:29Z)
Frederike Neuber: Überarbeitung der digitalen Edition
(2014-01-10T14:11:29Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-06-28T07:11:29Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |