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Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.

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herzliche Zuversicht zu GOtt, daß ich bei mir selber sprach: "Ei nun, mein GOtt, nun hat's keine Not; GOtt wird mir helfen!" - Und hieß wohl recht bei mir: "Der Mensch glaubete den Worten!" Und mag ich wohl mit Wahrheit, GOtt zum Ruhm und Preis, ewigen Dank sagen. Daß mich dies geschehen, in vieler Angst und Betrübnis meiner Seelen, hat mich kräftig aufgerichtet. Allermaßen in diesem und vielem andern die Wahrheit, Allwissenheit, Gütigkeit und Vorsorge des liebreichen GOttes sich wahrhaftig bezeiget hat.

Denn da ich in die Lehns-Kanzlei kam, sagte mir zwar der Herr Katsch, daß meine Sache nicht gut stünde; stund auf mit noch einem Herrn, der ein Mitleiden mit mir hatte, und wollten mir in der geheimen Audienz das Dekret wider mich zeigen.

Als sie so in den Akten suchten, kam der Herr Ober-Hof-Marschall von Printzen, ein großer, ansehnlicher, langer Herr und Premier beim König, mit pathetischen Schritten und satzte sich gleich vor die Tafel. Die andern erschraken und liefen submiß davon und ließen mich ganz erschrocken stehen. Der Herr sahe mich an. Als ich mich ein wenig erholet, machte ich eine Reverenz und sagte: "Hoch- und Wohlgeborner Herr, Ew. Excellenz wollen nicht ungnädig sein, daß Sie mich hie finden. Ich habe von Ihro höchstseeligen Majestät die Gnade und das Prädikat eines Hofbarbieres in Halle wegen meiner treuen Dienste gehabt. Und nun Ihro Majestät höchstseelig abgegangen, wollen mich die dortigen Barbier wieder vertreiben. Also bitte ich umb allergnädigste Konfirmation."

Der Herr sahe mich stetig an, sprach unter währender Rede: "Ja, ja, ja!" und nickte mit dem Kopfe; zuletzt sprach er: "Ihr sollt es haben." Rief den Lehnsrath und kommittierte ihm gleich die Konfirmation, welche weit besser, als die erste war. Ich bückte mich vor ihm, dankte und wünschete ihm alles Gutes. - Der Mann hatte mich

herzliche Zuversicht zu GOtt, daß ich bei mir selber sprach: „Ei nun, mein GOtt, nun hat’s keine Not; GOtt wird mir helfen!“ – Und hieß wohl recht bei mir: „Der Mensch glaubete den Worten!“ Und mag ich wohl mit Wahrheit, GOtt zum Ruhm und Preis, ewigen Dank sagen. Daß mich dies geschehen, in vieler Angst und Betrübnis meiner Seelen, hat mich kräftig aufgerichtet. Allermaßen in diesem und vielem andern die Wahrheit, Allwissenheit, Gütigkeit und Vorsorge des liebreichen GOttes sich wahrhaftig bezeiget hat.

Denn da ich in die Lehns-Kanzlei kam, sagte mir zwar der Herr Katsch, daß meine Sache nicht gut stünde; stund auf mit noch einem Herrn, der ein Mitleiden mit mir hatte, und wollten mir in der geheimen Audienz das Dekret wider mich zeigen.

Als sie so in den Akten suchten, kam der Herr Ober-Hof-Marschall von Printzen, ein großer, ansehnlicher, langer Herr und Premier beim König, mit pathetischen Schritten und satzte sich gleich vor die Tafel. Die andern erschraken und liefen submiß davon und ließen mich ganz erschrocken stehen. Der Herr sahe mich an. Als ich mich ein wenig erholet, machte ich eine Reverenz und sagte: „Hoch- und Wohlgeborner Herr, Ew. Excellenz wollen nicht ungnädig sein, daß Sie mich hie finden. Ich habe von Ihro höchstseeligen Majestät die Gnade und das Prädikat eines Hofbarbieres in Halle wegen meiner treuen Dienste gehabt. Und nun Ihro Majestät höchstseelig abgegangen, wollen mich die dortigen Barbier wieder vertreiben. Also bitte ich umb allergnädigste Konfirmation.“

Der Herr sahe mich stetig an, sprach unter währender Rede: „Ja, ja, ja!“ und nickte mit dem Kopfe; zuletzt sprach er: „Ihr sollt es haben.“ Rief den Lehnsrath und kommittierte ihm gleich die Konfirmation, welche weit besser, als die erste war. Ich bückte mich vor ihm, dankte und wünschete ihm alles Gutes. – Der Mann hatte mich

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[0286] herzliche Zuversicht zu GOtt, daß ich bei mir selber sprach: „Ei nun, mein GOtt, nun hat’s keine Not; GOtt wird mir helfen!“ – Und hieß wohl recht bei mir: „Der Mensch glaubete den Worten!“ Und mag ich wohl mit Wahrheit, GOtt zum Ruhm und Preis, ewigen Dank sagen. Daß mich dies geschehen, in vieler Angst und Betrübnis meiner Seelen, hat mich kräftig aufgerichtet. Allermaßen in diesem und vielem andern die Wahrheit, Allwissenheit, Gütigkeit und Vorsorge des liebreichen GOttes sich wahrhaftig bezeiget hat. Denn da ich in die Lehns-Kanzlei kam, sagte mir zwar der Herr Katsch, daß meine Sache nicht gut stünde; stund auf mit noch einem Herrn, der ein Mitleiden mit mir hatte, und wollten mir in der geheimen Audienz das Dekret wider mich zeigen. Als sie so in den Akten suchten, kam der Herr Ober-Hof-Marschall von Printzen, ein großer, ansehnlicher, langer Herr und Premier beim König, mit pathetischen Schritten und satzte sich gleich vor die Tafel. Die andern erschraken und liefen submiß davon und ließen mich ganz erschrocken stehen. Der Herr sahe mich an. Als ich mich ein wenig erholet, machte ich eine Reverenz und sagte: „Hoch- und Wohlgeborner Herr, Ew. Excellenz wollen nicht ungnädig sein, daß Sie mich hie finden. Ich habe von Ihro höchstseeligen Majestät die Gnade und das Prädikat eines Hofbarbieres in Halle wegen meiner treuen Dienste gehabt. Und nun Ihro Majestät höchstseelig abgegangen, wollen mich die dortigen Barbier wieder vertreiben. Also bitte ich umb allergnädigste Konfirmation.“ Der Herr sahe mich stetig an, sprach unter währender Rede: „Ja, ja, ja!“ und nickte mit dem Kopfe; zuletzt sprach er: „Ihr sollt es haben.“ Rief den Lehnsrath und kommittierte ihm gleich die Konfirmation, welche weit besser, als die erste war. Ich bückte mich vor ihm, dankte und wünschete ihm alles Gutes. – Der Mann hatte mich

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Zitationshilfe: Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/286>, abgerufen am 25.11.2024.