Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.mit uns aus; denn er hatte einen guten Advokat, Doktor Beyeren. Allein, ich rüstete mich auch auf das beste. Suchte alles hervor, was er und die Tochter mich gekostet und ich auf sie gewandt; item Bau-, Prozeß-Kosten; summa, was ich nur liquidieren kunnte. Welches ihm zuerkannt wurde: vorhero zu bezahlen! Da erschrak er und wurde krank vor Gram. Denn sein Gewissen plagete ihn und ließ ihm keine Ruhe. Deshalb er zu meinem Beichtvater, Herrn Magister Nicolai, gesendet und zu ihm lassen kommen, mit Bitte: mich dahin zu vermögen, den Prozeß aufzuheben und zu vergeben. Ich erfreuete mich herzlich drüber, als mir der Pastor solches anzeigete, daß GOtt sein Herz gefunden. Zur Versöhnung, welches bei mir gleich gesagt und gethan, ja aus freiem Willen, vierzig Thaler seinem Kinde, womit sie schwanger war, zum Pathengelde versprach. So ich auch gehalten. Denn sie war vierzehen und ein viertel Jahr alt, als sie den ersten Sohn bekam. Und dennoch hieß es von der Mutter, und blamierete mich, daß ich der Tochter das bischen Brot nicht geben, sondern sie so bald verstoßen! - Allein es geschahe solches aus göttlicher Schickung, Zank und übele Suiten zu verhindern. Von obenangeführetem Herrn Magister Nicolai soll ich dies nicht vorbeigehen: Da derselbige wegen Ärgernis und schlechter Wartung ein kaltes Fieber bekam, seiner Ambtsverrichtung halber selbiges gerne los sein wollte, braucht ihm der Medicus china de china-Latwerge, wofür ich ihn oft gewarnet. Denn ich viel gefährliche und tötliche Würkungen gesehen. - Aber es half kein Warnen. Das Fieber blieb zwar aus; und war ihm in die mit uns aus; denn er hatte einen guten Advokat, Doktor Beyeren. Allein, ich rüstete mich auch auf das beste. Suchte alles hervor, was er und die Tochter mich gekostet und ich auf sie gewandt; item Bau-, Prozeß-Kosten; summa, was ich nur liquidieren kunnte. Welches ihm zuerkannt wurde: vorhero zu bezahlen! Da erschrak er und wurde krank vor Gram. Denn sein Gewissen plagete ihn und ließ ihm keine Ruhe. Deshalb er zu meinem Beichtvater, Herrn Magister Nicolai, gesendet und zu ihm lassen kommen, mit Bitte: mich dahin zu vermögen, den Prozeß aufzuheben und zu vergeben. Ich erfreuete mich herzlich drüber, als mir der Pastor solches anzeigete, daß GOtt sein Herz gefunden. Zur Versöhnung, welches bei mir gleich gesagt und gethan, ja aus freiem Willen, vierzig Thaler seinem Kinde, womit sie schwanger war, zum Pathengelde versprach. So ich auch gehalten. Denn sie war vierzehen und ein viertel Jahr alt, als sie den ersten Sohn bekam. Und dennoch hieß es von der Mutter, und blamierete mich, daß ich der Tochter das bischen Brot nicht geben, sondern sie so bald verstoßen! – Allein es geschahe solches aus göttlicher Schickung, Zank und übele Suiten zu verhindern. Von obenangeführetem Herrn Magister Nicolai soll ich dies nicht vorbeigehen: Da derselbige wegen Ärgernis und schlechter Wartung ein kaltes Fieber bekam, seiner Ambtsverrichtung halber selbiges gerne los sein wollte, braucht ihm der Medicus china de china-Latwerge, wofür ich ihn oft gewarnet. Denn ich viel gefährliche und tötliche Würkungen gesehen. – Aber es half kein Warnen. Das Fieber blieb zwar aus; und war ihm in die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0268"/> mit uns aus; denn er hatte einen guten Advokat, Doktor Beyeren.</p> <p>Allein, ich rüstete mich auch auf das beste. 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Und dennoch hieß es von der Mutter, und blamierete mich, daß ich der Tochter das bischen Brot nicht geben, sondern sie so bald verstoßen! – Allein es geschahe solches aus göttlicher Schickung, Zank und übele Suiten zu verhindern.</p> <p><hi rendition="#in">V</hi>on obenangeführetem Herrn Magister Nicolai soll ich dies nicht vorbeigehen: Da derselbige wegen Ärgernis und schlechter Wartung ein kaltes Fieber bekam, seiner Ambtsverrichtung halber selbiges gerne los sein wollte, braucht ihm der <hi rendition="#aq">Medicus china de china</hi>-Latwerge, wofür ich ihn oft gewarnet. Denn ich viel gefährliche und tötliche Würkungen gesehen. – Aber es half kein Warnen.</p> <p>Das Fieber blieb zwar aus; und war ihm in die </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0268]
mit uns aus; denn er hatte einen guten Advokat, Doktor Beyeren.
Allein, ich rüstete mich auch auf das beste. Suchte alles hervor, was er und die Tochter mich gekostet und ich auf sie gewandt; item Bau-, Prozeß-Kosten; summa, was ich nur liquidieren kunnte. Welches ihm zuerkannt wurde: vorhero zu bezahlen! Da erschrak er und wurde krank vor Gram. Denn sein Gewissen plagete ihn und ließ ihm keine Ruhe. Deshalb er zu meinem Beichtvater, Herrn Magister Nicolai, gesendet und zu ihm lassen kommen, mit Bitte: mich dahin zu vermögen, den Prozeß aufzuheben und zu vergeben.
Ich erfreuete mich herzlich drüber, als mir der Pastor solches anzeigete, daß GOtt sein Herz gefunden. Zur Versöhnung, welches bei mir gleich gesagt und gethan, ja aus freiem Willen, vierzig Thaler seinem Kinde, womit sie schwanger war, zum Pathengelde versprach. So ich auch gehalten. Denn sie war vierzehen und ein viertel Jahr alt, als sie den ersten Sohn bekam. Und dennoch hieß es von der Mutter, und blamierete mich, daß ich der Tochter das bischen Brot nicht geben, sondern sie so bald verstoßen! – Allein es geschahe solches aus göttlicher Schickung, Zank und übele Suiten zu verhindern.
Von obenangeführetem Herrn Magister Nicolai soll ich dies nicht vorbeigehen: Da derselbige wegen Ärgernis und schlechter Wartung ein kaltes Fieber bekam, seiner Ambtsverrichtung halber selbiges gerne los sein wollte, braucht ihm der Medicus china de china-Latwerge, wofür ich ihn oft gewarnet. Denn ich viel gefährliche und tötliche Würkungen gesehen. – Aber es half kein Warnen.
Das Fieber blieb zwar aus; und war ihm in die
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Zitationshilfe: | Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/268>, abgerufen am 16.02.2025. |