Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.in Augsburg, das schöne Bild ansichtig wird, schüttelt er den Kopf und mag solchen Schatz nicht. - Ich hatte ihm aber beteuerlich geschrieben: das Original wäre weit besser. - Drauf zeiget er das Konterfei etlichen Kunstmalern, so gleichfalls beteuren: der Maler hätte gefehlet. Und reden ihm zu. Darauf schickte er sein Bildnis: eine viertel Elle, in Silber eingefaßt, unter Glas, sehr schön, item einen schönen Ring und silberbeschlagenes Buch, auch vierzig Thaler zur Assekuration und zur Muthung bei der Barbierinnung, so ich seinethalben anwarb. Aber sie wollten's nicht annehmen und sagten: die Barbierstube wär verfallen und mit mir verfreiet. So ich auf meine Kosten durch Urtel und Recht ausmachte. Ich trieb auch gleich die Subhastation der Barbierstube zurück, daß sie abgenommen wurde. Als ich nun bei einem Abend der Mutter und Tochter, welche von nichts wußten, den schönen Ring, Buch und Porträt zeigete, zugleich fragete: ob sie diesen zum Liebsten haben wollte? stunden sie beide ganz starr und sahen mich an; wußten nicht, was sie sagen sollten; denn es war eben Widerwille, wie fort, gewesen. Ich hielt ihn'n eine scharfe Predigt: daß ich es dennoch gut meine und vor ihre Wohlfahrt sorgete, ob sie mich gleich sehr ärgerten, quäleten und alles Böse von mir redeten; GOtt aber, der würde mich schützen, helfen und auch in dieser Sache Glück geben; sagte: "Nun, nimm hin, GOtt gebe dir seinen Segen!" Womit ich ihnen die Sachen gab. Tochter und Mutter fielen mir umb den Hals und weineten. Baten: ihnen zu verzeihen; wollten's nicht mehr thun; das hätten sie nimmermehr in mir gedacht! - Waren fröhlich und konnten das Bild nicht gnug ansehen. Worauf ich gleich meinen Ring mit sechs Demanten, in Augsburg, das schöne Bild ansichtig wird, schüttelt er den Kopf und mag solchen Schatz nicht. – Ich hatte ihm aber beteuerlich geschrieben: das Original wäre weit besser. – Drauf zeiget er das Konterfei etlichen Kunstmalern, so gleichfalls beteuren: der Maler hätte gefehlet. Und reden ihm zu. Darauf schickte er sein Bildnis: eine viertel Elle, in Silber eingefaßt, unter Glas, sehr schön, item einen schönen Ring und silberbeschlagenes Buch, auch vierzig Thaler zur Assekuration und zur Muthung bei der Barbierinnung, so ich seinethalben anwarb. Aber sie wollten’s nicht annehmen und sagten: die Barbierstube wär verfallen und mit mir verfreiet. So ich auf meine Kosten durch Urtel und Recht ausmachte. Ich trieb auch gleich die Subhastation der Barbierstube zurück, daß sie abgenommen wurde. Als ich nun bei einem Abend der Mutter und Tochter, welche von nichts wußten, den schönen Ring, Buch und Porträt zeigete, zugleich fragete: ob sie diesen zum Liebsten haben wollte? stunden sie beide ganz starr und sahen mich an; wußten nicht, was sie sagen sollten; denn es war eben Widerwille, wie fort, gewesen. Ich hielt ihn’n eine scharfe Predigt: daß ich es dennoch gut meine und vor ihre Wohlfahrt sorgete, ob sie mich gleich sehr ärgerten, quäleten und alles Böse von mir redeten; GOtt aber, der würde mich schützen, helfen und auch in dieser Sache Glück geben; sagte: „Nun, nimm hin, GOtt gebe dir seinen Segen!“ Womit ich ihnen die Sachen gab. Tochter und Mutter fielen mir umb den Hals und weineten. Baten: ihnen zu verzeihen; wollten’s nicht mehr thun; das hätten sie nimmermehr in mir gedacht! – Waren fröhlich und konnten das Bild nicht gnug ansehen. Worauf ich gleich meinen Ring mit sechs Demanten, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0266"/> in Augsburg, das schöne Bild ansichtig wird, schüttelt er den Kopf und mag solchen Schatz nicht. – Ich hatte ihm aber beteuerlich geschrieben: das Original wäre weit besser. – Drauf zeiget er das Konterfei etlichen Kunstmalern, so gleichfalls beteuren: der Maler hätte gefehlet. Und reden ihm zu.</p> <p>Darauf schickte er sein Bildnis: eine viertel Elle, in Silber eingefaßt, unter Glas, sehr schön, <hi rendition="#aq">item</hi> einen schönen Ring und silberbeschlagenes Buch, auch vierzig Thaler zur Assekuration und zur Muthung bei der Barbierinnung, so ich seinethalben anwarb.</p> <p>Aber sie wollten’s nicht annehmen und sagten: die Barbierstube wär verfallen und mit mir verfreiet. So ich auf meine Kosten durch Urtel und Recht ausmachte. Ich trieb auch gleich die Subhastation der Barbierstube zurück, daß sie abgenommen wurde.</p> <p>Als ich nun bei einem Abend der Mutter und Tochter, welche von nichts wußten, den schönen Ring, Buch und Porträt zeigete, zugleich fragete: ob sie diesen zum Liebsten haben wollte? stunden sie beide ganz starr und sahen mich an; wußten nicht, was sie sagen sollten; denn es war eben Widerwille, wie fort, gewesen.</p> <p>Ich hielt ihn’n eine scharfe Predigt: daß ich es dennoch gut meine und vor ihre Wohlfahrt sorgete, ob sie mich gleich sehr ärgerten, quäleten und alles Böse von mir redeten; GOtt aber, der würde mich schützen, helfen und auch in dieser Sache Glück geben; sagte: „Nun, nimm hin, GOtt gebe dir seinen Segen!“ Womit ich ihnen die Sachen gab.</p> <p>Tochter und Mutter fielen mir umb den Hals und weineten. Baten: ihnen zu verzeihen; wollten’s nicht mehr thun; das hätten sie nimmermehr in mir gedacht! – Waren fröhlich und konnten das Bild nicht gnug ansehen.</p> <p>Worauf ich gleich meinen Ring mit sechs Demanten, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0266]
in Augsburg, das schöne Bild ansichtig wird, schüttelt er den Kopf und mag solchen Schatz nicht. – Ich hatte ihm aber beteuerlich geschrieben: das Original wäre weit besser. – Drauf zeiget er das Konterfei etlichen Kunstmalern, so gleichfalls beteuren: der Maler hätte gefehlet. Und reden ihm zu.
Darauf schickte er sein Bildnis: eine viertel Elle, in Silber eingefaßt, unter Glas, sehr schön, item einen schönen Ring und silberbeschlagenes Buch, auch vierzig Thaler zur Assekuration und zur Muthung bei der Barbierinnung, so ich seinethalben anwarb.
Aber sie wollten’s nicht annehmen und sagten: die Barbierstube wär verfallen und mit mir verfreiet. So ich auf meine Kosten durch Urtel und Recht ausmachte. Ich trieb auch gleich die Subhastation der Barbierstube zurück, daß sie abgenommen wurde.
Als ich nun bei einem Abend der Mutter und Tochter, welche von nichts wußten, den schönen Ring, Buch und Porträt zeigete, zugleich fragete: ob sie diesen zum Liebsten haben wollte? stunden sie beide ganz starr und sahen mich an; wußten nicht, was sie sagen sollten; denn es war eben Widerwille, wie fort, gewesen.
Ich hielt ihn’n eine scharfe Predigt: daß ich es dennoch gut meine und vor ihre Wohlfahrt sorgete, ob sie mich gleich sehr ärgerten, quäleten und alles Böse von mir redeten; GOtt aber, der würde mich schützen, helfen und auch in dieser Sache Glück geben; sagte: „Nun, nimm hin, GOtt gebe dir seinen Segen!“ Womit ich ihnen die Sachen gab.
Tochter und Mutter fielen mir umb den Hals und weineten. Baten: ihnen zu verzeihen; wollten’s nicht mehr thun; das hätten sie nimmermehr in mir gedacht! – Waren fröhlich und konnten das Bild nicht gnug ansehen.
Worauf ich gleich meinen Ring mit sechs Demanten,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/266 |
Zitationshilfe: | Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/266>, abgerufen am 26.07.2024. |