Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.runtergeschmissen, ganz und unverletzt geblieben! Wie auch ein besoffner Zimmermann drei Stock heruntergefallen, geschwenket und mit den Armen unten behängen blieben; keinen Schaden genommen. Gleich, als die Häuser fertig, so kamen die Schweden in Sachsen. Da flüchtet alles, was flüchten konnte - das war anno 1706 - nach Halle, und ich kriegete alle Winkel voll teuer gnung bezahlet in mein'n neuerbaueten Häusern. Darauf bekam ich zehenjährige Freiheit und funfzehen Thaler pro cento (welche ich zwar erstlich mußte auswürken durch den Herrn von Dieskau), weil ich auf wüste Scheunen-Stellen gebauet. Diese drei Häuser vermiethete ich wohl vier bis fünf Jahr. Hernach verkaufte ich solche, noch ehe die böse Zeit kam. Zimmermanns vor elfhundert Thaler baar, Fritschens vor siebenhundert Thaler, und vor Hedermanns nutzte ich wohl tausend Thaler. Da kam ich durch die große Gnade GOttes wunderbarlich zu Brot (welches mir sehr mißgönnet worden), sonderlich wann ich Patienten hatte, die was einbrachten, zu funfzig, sechzig und mehr Thalern! Hatte auch immer Jungen bei Jungen, die mir bald konnten vor Geselln dienen, und doch viel Lehrgeld und ein Bette, oder der Frau zehen Thaler dafür, gaben. Welches sie alles vor sich genommen und hernach ihren Kindern zugewandt, wollte doch damit nicht zufrieden sein, wollte lieber alles vor sich haben. Sonderlich, da sie mir in die Büchs gesehen, daß mich GOtt so reichlich gesegnet hatte. Das machte mir lauter Zank, Verfolgung, Nachstellung und Herzeleid. Darum rat ich: nimmer einer Frau sein Vermögen zu offenbaren! werden hochmütig, übermütig, trotzig und stolz. runtergeschmissen, ganz und unverletzt geblieben! Wie auch ein besoffner Zimmermann drei Stock heruntergefallen, geschwenket und mit den Armen unten behängen blieben; keinen Schaden genommen. Gleich, als die Häuser fertig, so kamen die Schweden in Sachsen. Da flüchtet alles, was flüchten konnte – das war anno 1706 – nach Halle, und ich kriegete alle Winkel voll teuer gnung bezahlet in mein’n neuerbaueten Häusern. Darauf bekam ich zehenjährige Freiheit und funfzehen Thaler pro cento (welche ich zwar erstlich mußte auswürken durch den Herrn von Dieskau), weil ich auf wüste Scheunen-Stellen gebauet. Diese drei Häuser vermiethete ich wohl vier bis fünf Jahr. Hernach verkaufte ich solche, noch ehe die böse Zeit kam. Zimmermanns vor elfhundert Thaler baar, Fritschens vor siebenhundert Thaler, und vor Hedermanns nutzte ich wohl tausend Thaler. Da kam ich durch die große Gnade GOttes wunderbarlich zu Brot (welches mir sehr mißgönnet worden), sonderlich wann ich Patienten hatte, die was einbrachten, zu funfzig, sechzig und mehr Thalern! Hatte auch immer Jungen bei Jungen, die mir bald konnten vor Geselln dienen, und doch viel Lehrgeld und ein Bette, oder der Frau zehen Thaler dafür, gaben. Welches sie alles vor sich genommen und hernach ihren Kindern zugewandt, wollte doch damit nicht zufrieden sein, wollte lieber alles vor sich haben. Sonderlich, da sie mir in die Büchs gesehen, daß mich GOtt so reichlich gesegnet hatte. Das machte mir lauter Zank, Verfolgung, Nachstellung und Herzeleid. Darum rat ich: nimmer einer Frau sein Vermögen zu offenbaren! werden hochmütig, übermütig, trotzig und stolz. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0263"/> runtergeschmissen, ganz und unverletzt geblieben! Wie auch ein besoffner Zimmermann drei Stock heruntergefallen, geschwenket und mit den Armen unten behängen blieben; keinen Schaden genommen.</p> <p>Gleich, als die Häuser fertig, so kamen die Schweden in Sachsen. 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runtergeschmissen, ganz und unverletzt geblieben! Wie auch ein besoffner Zimmermann drei Stock heruntergefallen, geschwenket und mit den Armen unten behängen blieben; keinen Schaden genommen.
Gleich, als die Häuser fertig, so kamen die Schweden in Sachsen. Da flüchtet alles, was flüchten konnte – das war anno 1706 – nach Halle, und ich kriegete alle Winkel voll teuer gnung bezahlet in mein’n neuerbaueten Häusern. Darauf bekam ich zehenjährige Freiheit und funfzehen Thaler pro cento (welche ich zwar erstlich mußte auswürken durch den Herrn von Dieskau), weil ich auf wüste Scheunen-Stellen gebauet.
Diese drei Häuser vermiethete ich wohl vier bis fünf Jahr. Hernach verkaufte ich solche, noch ehe die böse Zeit kam. Zimmermanns vor elfhundert Thaler baar, Fritschens vor siebenhundert Thaler, und vor Hedermanns nutzte ich wohl tausend Thaler.
Da kam ich durch die große Gnade GOttes wunderbarlich zu Brot (welches mir sehr mißgönnet worden), sonderlich wann ich Patienten hatte, die was einbrachten, zu funfzig, sechzig und mehr Thalern! Hatte auch immer Jungen bei Jungen, die mir bald konnten vor Geselln dienen, und doch viel Lehrgeld und ein Bette, oder der Frau zehen Thaler dafür, gaben. Welches sie alles vor sich genommen und hernach ihren Kindern zugewandt, wollte doch damit nicht zufrieden sein, wollte lieber alles vor sich haben. Sonderlich, da sie mir in die Büchs gesehen, daß mich GOtt so reichlich gesegnet hatte.
Das machte mir lauter Zank, Verfolgung, Nachstellung und Herzeleid. Darum rat ich: nimmer einer Frau sein Vermögen zu offenbaren! werden hochmütig, übermütig, trotzig und stolz.
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Zitationshilfe: | Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/263>, abgerufen am 26.07.2024. |