Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.

Bild:
<< vorherige Seite

sie, du gottloser Mann, warum schlägestu mich?" - Als sie aber nicht wollte nachlassen, nahm ich den Pelz und warf ihn über sie und bekam einen andern Stock in die Hand und klopfte den Pelz auf ihr recht aus. - Das gab ein groß Gelächter; welches ihr noch mehr verdroß. Lief gleich zu ihren Freunden. Nahm einen Advokaten an und verklagte mich bei dem Consistorio und wollte geschieden sein und alimenta, fein viel, haben. Aber es wurde nichts draus.

Indeß erfuhr ich, daß ihr Vater, aus Beredung ihrer und der andern, sonderlich der Frau Schüren, so aus Erfurt einen gescheueten Advokaten mitgebracht, eine Donation errichtet, kraft welcher alle dessen Geld und Vermögen unter seine andern Kinder und Kindeskinder vermacht, meine Frau aber - damit ich ja nichts von ihr bekommen sollte - pure ausgesetzet und mit keinem Heller, als wenn sie kein Kind wäre, bedacht. (Da sie doch die ganze Nacht, als er gestorben, mit Geldzählen zu thun gehabt, und er ein ziemliches verlassen mußte!)

Ich beklagte mich hierüber bei dem Bergrath König und gab noch bei Leben eine Protestation ein. Aber der Mann meinete es gut mit mir und sagte: "Was wollt ihr machen? Ich riete euch, ihr wendet keinen Heller dran; denn es ist ein böser Zusammenhang. Behalt't, was ihr habt und befehlet es GOtt. Es geschicht euch freilich unrecht. GOtt kann und wird euch an andern Ort dafür segnen." - Welches auch NB. wahrhaftig erfolget, nachdem mich GOtt so wunderbarlich gesegnet, da ich selber nicht weiß, wo es hergekommen. Sonderlich mußte der schröckliche Brand dazu helfen, auch mir Licht und Sonne (nach welcher ich mich vorhero so herzlich gesehnet und, umb einen Garten zu haben, gewünschet) geben. - Und habe ich in der That erfahren, daß diejenigen,

sie, du gottloser Mann, warum schlägestu mich?“ – Als sie aber nicht wollte nachlassen, nahm ich den Pelz und warf ihn über sie und bekam einen andern Stock in die Hand und klopfte den Pelz auf ihr recht aus. – Das gab ein groß Gelächter; welches ihr noch mehr verdroß. Lief gleich zu ihren Freunden. Nahm einen Advokaten an und verklagte mich bei dem Consistorio und wollte geschieden sein und alimenta, fein viel, haben. Aber es wurde nichts draus.

Indeß erfuhr ich, daß ihr Vater, aus Beredung ihrer und der andern, sonderlich der Frau Schüren, so aus Erfurt einen gescheueten Advokaten mitgebracht, eine Donation errichtet, kraft welcher alle dessen Geld und Vermögen unter seine andern Kinder und Kindeskinder vermacht, meine Frau aber – damit ich ja nichts von ihr bekommen sollte – pure ausgesetzet und mit keinem Heller, als wenn sie kein Kind wäre, bedacht. (Da sie doch die ganze Nacht, als er gestorben, mit Geldzählen zu thun gehabt, und er ein ziemliches verlassen mußte!)

Ich beklagte mich hierüber bei dem Bergrath König und gab noch bei Leben eine Protestation ein. Aber der Mann meinete es gut mit mir und sagte: „Was wollt ihr machen? Ich riete euch, ihr wendet keinen Heller dran; denn es ist ein böser Zusammenhang. Behalt’t, was ihr habt und befehlet es GOtt. Es geschicht euch freilich unrecht. GOtt kann und wird euch an andern Ort dafür segnen.“ – Welches auch NB. wahrhaftig erfolget, nachdem mich GOtt so wunderbarlich gesegnet, da ich selber nicht weiß, wo es hergekommen. Sonderlich mußte der schröckliche Brand dazu helfen, auch mir Licht und Sonne (nach welcher ich mich vorhero so herzlich gesehnet und, umb einen Garten zu haben, gewünschet) geben. – Und habe ich in der That erfahren, daß diejenigen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <p><pb facs="#f0249"/>
sie, du gottloser Mann, warum schlägestu mich?&#x201C; &#x2013; Als sie aber nicht wollte nachlassen, nahm ich den Pelz und warf ihn über sie und bekam einen andern Stock in die Hand und klopfte den Pelz auf ihr recht aus. &#x2013; Das gab ein groß Gelächter; welches ihr noch mehr verdroß. Lief gleich zu ihren Freunden. Nahm einen Advokaten an und verklagte mich bei dem <hi rendition="#aq">Consistorio</hi> und wollte geschieden sein und <hi rendition="#aq">alimenta</hi>, fein viel, haben. Aber es wurde nichts draus.</p>
          <p><hi rendition="#in">I</hi>ndeß erfuhr ich, daß ihr Vater, aus Beredung ihrer und der andern, sonderlich der Frau Schüren, so aus Erfurt einen gescheueten Advokaten mitgebracht, eine Donation errichtet, kraft welcher alle dessen Geld und Vermögen unter seine andern Kinder und Kindeskinder vermacht, meine Frau aber &#x2013; damit ich ja nichts von ihr bekommen sollte &#x2013; <hi rendition="#aq">pure</hi> ausgesetzet und mit keinem Heller, als wenn sie kein Kind wäre, bedacht. (Da sie doch die ganze Nacht, als er gestorben, mit Geldzählen zu thun gehabt, und er ein ziemliches verlassen mußte!)</p>
          <p>Ich beklagte mich hierüber bei dem Bergrath König und gab noch bei Leben eine Protestation ein. Aber der Mann meinete es gut mit mir und sagte: &#x201E;Was wollt ihr machen? Ich riete euch, ihr wendet keinen Heller dran; denn es ist ein böser Zusammenhang. Behalt&#x2019;t, was ihr habt und befehlet es GOtt. Es geschicht euch freilich unrecht. GOtt kann und wird euch an andern Ort dafür segnen.&#x201C; &#x2013; Welches auch <hi rendition="#aq">NB.</hi> wahrhaftig erfolget, nachdem mich GOtt so wunderbarlich gesegnet, da ich selber nicht weiß, wo es hergekommen. Sonderlich mußte der schröckliche Brand dazu helfen, auch mir Licht und Sonne (nach welcher ich mich vorhero so herzlich gesehnet und, umb einen Garten zu haben, gewünschet) geben. &#x2013; Und habe ich in der That erfahren, daß diejenigen,
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0249] sie, du gottloser Mann, warum schlägestu mich?“ – Als sie aber nicht wollte nachlassen, nahm ich den Pelz und warf ihn über sie und bekam einen andern Stock in die Hand und klopfte den Pelz auf ihr recht aus. – Das gab ein groß Gelächter; welches ihr noch mehr verdroß. Lief gleich zu ihren Freunden. Nahm einen Advokaten an und verklagte mich bei dem Consistorio und wollte geschieden sein und alimenta, fein viel, haben. Aber es wurde nichts draus. Indeß erfuhr ich, daß ihr Vater, aus Beredung ihrer und der andern, sonderlich der Frau Schüren, so aus Erfurt einen gescheueten Advokaten mitgebracht, eine Donation errichtet, kraft welcher alle dessen Geld und Vermögen unter seine andern Kinder und Kindeskinder vermacht, meine Frau aber – damit ich ja nichts von ihr bekommen sollte – pure ausgesetzet und mit keinem Heller, als wenn sie kein Kind wäre, bedacht. (Da sie doch die ganze Nacht, als er gestorben, mit Geldzählen zu thun gehabt, und er ein ziemliches verlassen mußte!) Ich beklagte mich hierüber bei dem Bergrath König und gab noch bei Leben eine Protestation ein. Aber der Mann meinete es gut mit mir und sagte: „Was wollt ihr machen? Ich riete euch, ihr wendet keinen Heller dran; denn es ist ein böser Zusammenhang. Behalt’t, was ihr habt und befehlet es GOtt. Es geschicht euch freilich unrecht. GOtt kann und wird euch an andern Ort dafür segnen.“ – Welches auch NB. wahrhaftig erfolget, nachdem mich GOtt so wunderbarlich gesegnet, da ich selber nicht weiß, wo es hergekommen. Sonderlich mußte der schröckliche Brand dazu helfen, auch mir Licht und Sonne (nach welcher ich mich vorhero so herzlich gesehnet und, umb einen Garten zu haben, gewünschet) geben. – Und habe ich in der That erfahren, daß diejenigen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Projekt Gutenberg-DE: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frank Wiegand: Bearbeitung der digitalen Edition (2012-09-04T07:11:29Z)
Frederike Neuber: Überarbeitung der digitalen Edition (2014-01-10T14:11:29Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/249
Zitationshilfe: Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/249>, abgerufen am 22.11.2024.