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Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.

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eine Rolle. Den wollte die Frau durchaus nicht wegreißen lassen; weil das Haus noch nicht auf mich geschrieben. Der Stall war mir immer bedenklich, weil er dicht in Fischers Scheune, die hinten, quer vor dem Hof, gebauet, und keine Sonne dafür hereinkonnte. Und ahnte mir, wann einmal Feuer in dem Stall und Fischers Scheune möchte auskommen, wie hernach würklich geschähe, wäre in meinem Haus keine Rettung. - Ich machte es aber so künstlich und sägete etliche alte Säulen vollends heimlich ab und stoßete den alten Bettel bei einem Winde, und mit 'ner langen Leine gezogen, vollends übern Haufen. Aber sie wollt es nicht wohl glauben, daß der Stall eingefallen. - Aber es war sehr gut; wie folget.

Nun, ich hatte die Schulden bezahlet, das Haus gebauet und gebessert, sie und die Kinder ernähret, und war kein Mensch, der mir ein'n Heller wiedergeben wollte, Hatte im Hause auch nicht viel zu befehlen, weil es bis dato noch nicht auf mich geschrieben war, nahm die Frau auch die Miethe ein. Und mußte ich sechsundzwanzig Groschen als Bürger ohne Haus geben! Das Ding verdroß mich sehr. Und konnte weder Tag noch Nacht ruhen. Und grämete mich, daß ich wie ein Schatten und nicht je gut wurde. Und das war meiner Frauen und ihrer Freunde größte Freud, daß ich nun sterben und reisen konnte, wann ich wollte. Da war kein Erbarmen, keine Liebe und Dank. Und mußte doch bei solcher schlafen, auch wohl ihre Kinder bögen und warten (wann sie und die Magd, etwa in der Mühle oder bei ihren Leuten, da sie continue hinlief, zu thun hatte), daß ich auch aus Ungeduld manches Mal mit der Rute schlug. Da hatte ich vollends Totschläge begangen und wurd dessen beschuldiget! - Über diesem übeln Zustand kam ich ganz von mir selbst und hörete des Nachtes Stimmen rufen, ganz deutlich und stark: "Es ist alles aus!" - Aber es war noch nicht aus; es ging erstlich recht an!

eine Rolle. Den wollte die Frau durchaus nicht wegreißen lassen; weil das Haus noch nicht auf mich geschrieben. Der Stall war mir immer bedenklich, weil er dicht in Fischers Scheune, die hinten, quer vor dem Hof, gebauet, und keine Sonne dafür hereinkonnte. Und ahnte mir, wann einmal Feuer in dem Stall und Fischers Scheune möchte auskommen, wie hernach würklich geschähe, wäre in meinem Haus keine Rettung. – Ich machte es aber so künstlich und sägete etliche alte Säulen vollends heimlich ab und stoßete den alten Bettel bei einem Winde, und mit ’ner langen Leine gezogen, vollends übern Haufen. Aber sie wollt es nicht wohl glauben, daß der Stall eingefallen. – Aber es war sehr gut; wie folget.

Nun, ich hatte die Schulden bezahlet, das Haus gebauet und gebessert, sie und die Kinder ernähret, und war kein Mensch, der mir ein’n Heller wiedergeben wollte, Hatte im Hause auch nicht viel zu befehlen, weil es bis dato noch nicht auf mich geschrieben war, nahm die Frau auch die Miethe ein. Und mußte ich sechsundzwanzig Groschen als Bürger ohne Haus geben! Das Ding verdroß mich sehr. Und konnte weder Tag noch Nacht ruhen. Und grämete mich, daß ich wie ein Schatten und nicht je gut wurde. Und das war meiner Frauen und ihrer Freunde größte Freud, daß ich nun sterben und reisen konnte, wann ich wollte. Da war kein Erbarmen, keine Liebe und Dank. Und mußte doch bei solcher schlafen, auch wohl ihre Kinder bögen und warten (wann sie und die Magd, etwa in der Mühle oder bei ihren Leuten, da sie continue hinlief, zu thun hatte), daß ich auch aus Ungeduld manches Mal mit der Rute schlug. Da hatte ich vollends Totschläge begangen und wurd dessen beschuldiget! – Über diesem übeln Zustand kam ich ganz von mir selbst und hörete des Nachtes Stimmen rufen, ganz deutlich und stark: „Es ist alles aus!“ – Aber es war noch nicht aus; es ging erstlich recht an!

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[0235] eine Rolle. Den wollte die Frau durchaus nicht wegreißen lassen; weil das Haus noch nicht auf mich geschrieben. Der Stall war mir immer bedenklich, weil er dicht in Fischers Scheune, die hinten, quer vor dem Hof, gebauet, und keine Sonne dafür hereinkonnte. Und ahnte mir, wann einmal Feuer in dem Stall und Fischers Scheune möchte auskommen, wie hernach würklich geschähe, wäre in meinem Haus keine Rettung. – Ich machte es aber so künstlich und sägete etliche alte Säulen vollends heimlich ab und stoßete den alten Bettel bei einem Winde, und mit ’ner langen Leine gezogen, vollends übern Haufen. Aber sie wollt es nicht wohl glauben, daß der Stall eingefallen. – Aber es war sehr gut; wie folget. Nun, ich hatte die Schulden bezahlet, das Haus gebauet und gebessert, sie und die Kinder ernähret, und war kein Mensch, der mir ein’n Heller wiedergeben wollte, Hatte im Hause auch nicht viel zu befehlen, weil es bis dato noch nicht auf mich geschrieben war, nahm die Frau auch die Miethe ein. Und mußte ich sechsundzwanzig Groschen als Bürger ohne Haus geben! Das Ding verdroß mich sehr. Und konnte weder Tag noch Nacht ruhen. Und grämete mich, daß ich wie ein Schatten und nicht je gut wurde. Und das war meiner Frauen und ihrer Freunde größte Freud, daß ich nun sterben und reisen konnte, wann ich wollte. Da war kein Erbarmen, keine Liebe und Dank. Und mußte doch bei solcher schlafen, auch wohl ihre Kinder bögen und warten (wann sie und die Magd, etwa in der Mühle oder bei ihren Leuten, da sie continue hinlief, zu thun hatte), daß ich auch aus Ungeduld manches Mal mit der Rute schlug. Da hatte ich vollends Totschläge begangen und wurd dessen beschuldiget! – Über diesem übeln Zustand kam ich ganz von mir selbst und hörete des Nachtes Stimmen rufen, ganz deutlich und stark: „Es ist alles aus!“ – Aber es war noch nicht aus; es ging erstlich recht an!

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Zitationshilfe: Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/235>, abgerufen am 27.11.2024.