Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.Erstlich gab ich ihn'n eine dosis rhabarbara und hernach mußten sie viel warmen Thee trinken etc. etc. Weil nun der Markgraf Schmielingen nicht wollte weglassen, zwei Kammerdiener, oder ich, ihm kein Nutze war (zumal ich nicht mit nach Italien wollte), so ließ er mir gnädig vorschlagen: in seinen Städten einer hinter Küstrin Freiheit zu nehmen und zu wohnen, wo ich wollte. - Aber ich bedankte mich und bat nur umb gnädige Rekommandation an Ihro Kurfürstliche Durchlaucht, in Halle eine Hof-Barbierstube mir zu konzedieren. - So auch geschahe. Damit reisete ich wieder nach Berlin zu. Ich verfertigte mir selbst ein Supplikat, so gut ich konnte, weil ich keinem Prokurator mehr trauen wollte. Denn sie mich und meinen Vater umb manchen Dukaten und Gulden geschwänzet und lauter Wind dafür gemacht, so jedem zur Warnung hersetze. Es deuchte mich solches Supplikat ziemlich wohlgeraten zu sein. Ich wartete dem Herrn Geheimbten Rath Eberhard von Danckelmann auf, da er von Hofe kam und etwas widriges begegnet sein mußte, wie es denn solchen Herrn oft gehet. Ich überreichte ihm das Supplikat, als er aus der Kutsche trat, und ich warten sollte, bis er mich gefraget; denn das ist gebräuchlich. So bekam ich auch vor dies versehen meinen decem; denn er fuhr mich grausam an und stoßete mich zurück, daß ich gerne die Supplik wieder aufhube und betrübet nach Hause ginge. Ich klagte solches meinem alten, bekannten Freunde, Herrn Pechtolten. Der tröstet mich und sagte: es widerfuhr mir nicht allein, deswegen wäre es nicht verlorend; der Baum fiel nicht auf einen Hieb; er wollte mir aber den Rat geben, ich sollte indeß, die Sache abzuwarten, Erstlich gab ich ihn’n eine dosis rhabarbara und hernach mußten sie viel warmen Thee trinken etc. etc. Weil nun der Markgraf Schmielingen nicht wollte weglassen, zwei Kammerdiener, oder ich, ihm kein Nutze war (zumal ich nicht mit nach Italien wollte), so ließ er mir gnädig vorschlagen: in seinen Städten einer hinter Küstrin Freiheit zu nehmen und zu wohnen, wo ich wollte. – Aber ich bedankte mich und bat nur umb gnädige Rekommandation an Ihro Kurfürstliche Durchlaucht, in Halle eine Hof-Barbierstube mir zu konzedieren. – So auch geschahe. Damit reisete ich wieder nach Berlin zu. Ich verfertigte mir selbst ein Supplikat, so gut ich konnte, weil ich keinem Prokurator mehr trauen wollte. Denn sie mich und meinen Vater umb manchen Dukaten und Gulden geschwänzet und lauter Wind dafür gemacht, so jedem zur Warnung hersetze. Es deuchte mich solches Supplikat ziemlich wohlgeraten zu sein. Ich wartete dem Herrn Geheimbten Rath Eberhard von Danckelmann auf, da er von Hofe kam und etwas widriges begegnet sein mußte, wie es denn solchen Herrn oft gehet. Ich überreichte ihm das Supplikat, als er aus der Kutsche trat, und ich warten sollte, bis er mich gefraget; denn das ist gebräuchlich. So bekam ich auch vor dies versehen meinen decem; denn er fuhr mich grausam an und stoßete mich zurück, daß ich gerne die Supplik wieder aufhube und betrübet nach Hause ginge. Ich klagte solches meinem alten, bekannten Freunde, Herrn Pechtolten. Der tröstet mich und sagte: es widerfuhr mir nicht allein, deswegen wäre es nicht verlorend; der Baum fiel nicht auf einen Hieb; er wollte mir aber den Rat geben, ich sollte indeß, die Sache abzuwarten, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0218"/> Erstlich gab ich ihn’n eine <hi rendition="#aq">dosis rhabarbara</hi> und hernach mußten sie viel warmen Thee trinken etc. etc.</p> <p><hi rendition="#in">W</hi>eil nun der Markgraf Schmielingen nicht wollte weglassen, zwei Kammerdiener, oder ich, ihm kein Nutze war (zumal ich nicht mit nach Italien wollte), so ließ er mir gnädig vorschlagen: in seinen Städten einer hinter Küstrin Freiheit zu nehmen und zu wohnen, wo ich wollte. – Aber ich bedankte mich und bat nur umb gnädige Rekommandation an Ihro Kurfürstliche Durchlaucht, in Halle eine Hof-Barbierstube mir zu konzedieren. – So auch geschahe. 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Erstlich gab ich ihn’n eine dosis rhabarbara und hernach mußten sie viel warmen Thee trinken etc. etc.
Weil nun der Markgraf Schmielingen nicht wollte weglassen, zwei Kammerdiener, oder ich, ihm kein Nutze war (zumal ich nicht mit nach Italien wollte), so ließ er mir gnädig vorschlagen: in seinen Städten einer hinter Küstrin Freiheit zu nehmen und zu wohnen, wo ich wollte. – Aber ich bedankte mich und bat nur umb gnädige Rekommandation an Ihro Kurfürstliche Durchlaucht, in Halle eine Hof-Barbierstube mir zu konzedieren. – So auch geschahe. Damit reisete ich wieder nach Berlin zu.
Ich verfertigte mir selbst ein Supplikat, so gut ich konnte, weil ich keinem Prokurator mehr trauen wollte. Denn sie mich und meinen Vater umb manchen Dukaten und Gulden geschwänzet und lauter Wind dafür gemacht, so jedem zur Warnung hersetze.
Es deuchte mich solches Supplikat ziemlich wohlgeraten zu sein. Ich wartete dem Herrn Geheimbten Rath Eberhard von Danckelmann auf, da er von Hofe kam und etwas widriges begegnet sein mußte, wie es denn solchen Herrn oft gehet. Ich überreichte ihm das Supplikat, als er aus der Kutsche trat, und ich warten sollte, bis er mich gefraget; denn das ist gebräuchlich. So bekam ich auch vor dies versehen meinen decem; denn er fuhr mich grausam an und stoßete mich zurück, daß ich gerne die Supplik wieder aufhube und betrübet nach Hause ginge.
Ich klagte solches meinem alten, bekannten Freunde, Herrn Pechtolten. Der tröstet mich und sagte: es widerfuhr mir nicht allein, deswegen wäre es nicht verlorend; der Baum fiel nicht auf einen Hieb; er wollte mir aber den Rat geben, ich sollte indeß, die Sache abzuwarten,
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Zitationshilfe: | Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/218>, abgerufen am 25.07.2024. |