Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.sulphur und mercurius bestehe, darum viel gewisser und profitabler, des Menschen Geblüt, Leben, Gesundheit, Wunden, Krankheit und Tod daraus herzuleiten, wie die Erfahrnheit, durch die chymia, solches klar bezeige ec. Ich brachte ihnen auch meine andere philosophiam bei. Nämlich: daß die Universal-Heil-Kur der Menschen hauptsächlich in denen vegetabilibus, Kräutern, Gewächs und Bäumen verborgen; weil selbige mit dem menschlichen Leib und Geblüt konform. Die mineralia aber selbigen zu hart, storrig, korrosivisch und mehrenteils gefährlich und tötlich, wenn sie von denen Unerfahrnen gemacht: ja, wenn sie auch noch so wohl präparieret, dennoch bedenklich wären und etwas Schlimmes hinter sich ließen. Ich machte ihnen weitläuftig das Argument, daß unsere ersten Eltern, Adam und Eva, von einem Baum die Sünde in das ganze menschliche Geschlecht gebracht. Von der Sünde käm der Tod und alle Krankheiten des Menschen, nach der Schrift. Nun Christus, unser Heil und Seeligkeit, als der rechte Samariter und Arzt zu helfen, habe nach der ewigen Vorsehung GOttes am Holz des Kreuzes müssen leiden und sterben, uns dadurch wiedrum von den Sündenwunden zu heilen, auch so viel Kraft und Vermögen in die Bäume, Wurzeln und Kräuter geleget, daß ich dafür halte: Wann wir die erstre Erkenntnis vor dem Fall noch hätten (und nicht verloren), die Kräuter, Blumen und Stauden in ihrer rechten Zeit und Stunde zu kolligieren, wir würden damit große miracula, erweisen. Wie man teils itzo noch an einigen, ungelehrten Leuten mit höchster Verwunderung siehet, was sie thun. Wie ich denn selbst augenscheinlich gesehen und per sympathiam et antipathiam einige Kräuter und Bäume probieret und viel Wunder damit ausgerichtet; wär zu berichten, wenn es die Zeit und Raum wollte leiden. Wie aber das zugehe, und wie sie würken, ist über sulphur und mercurius bestehe, darum viel gewisser und profitabler, des Menschen Geblüt, Leben, Gesundheit, Wunden, Krankheit und Tod daraus herzuleiten, wie die Erfahrnheit, durch die chymia, solches klar bezeige ec. Ich brachte ihnen auch meine andere philosophiam bei. Nämlich: daß die Universal-Heil-Kur der Menschen hauptsächlich in denen vegetabilibus, Kräutern, Gewächs und Bäumen verborgen; weil selbige mit dem menschlichen Leib und Geblüt konform. Die mineralia aber selbigen zu hart, storrig, korrosivisch und mehrenteils gefährlich und tötlich, wenn sie von denen Unerfahrnen gemacht: ja, wenn sie auch noch so wohl präparieret, dennoch bedenklich wären und etwas Schlimmes hinter sich ließen. Ich machte ihnen weitläuftig das Argument, daß unsere ersten Eltern, Adam und Eva, von einem Baum die Sünde in das ganze menschliche Geschlecht gebracht. Von der Sünde käm der Tod und alle Krankheiten des Menschen, nach der Schrift. Nun Christus, unser Heil und Seeligkeit, als der rechte Samariter und Arzt zu helfen, habe nach der ewigen Vorsehung GOttes am Holz des Kreuzes müssen leiden und sterben, uns dadurch wiedrum von den Sündenwunden zu heilen, auch so viel Kraft und Vermögen in die Bäume, Wurzeln und Kräuter geleget, daß ich dafür halte: Wann wir die erstre Erkenntnis vor dem Fall noch hätten (und nicht verloren), die Kräuter, Blumen und Stauden in ihrer rechten Zeit und Stunde zu kolligieren, wir würden damit große miracula, erweisen. Wie man teils itzo noch an einigen, ungelehrten Leuten mit höchster Verwunderung siehet, was sie thun. 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Nun Christus, unser Heil und Seeligkeit, als der rechte Samariter und Arzt zu helfen, habe nach der ewigen Vorsehung GOttes am Holz des Kreuzes müssen leiden und sterben, uns dadurch wiedrum von den Sündenwunden zu heilen, auch so viel Kraft und Vermögen in die Bäume, Wurzeln und Kräuter geleget, daß ich dafür halte: Wann wir die erstre Erkenntnis vor dem Fall noch hätten (und nicht verloren), die Kräuter, Blumen und Stauden in ihrer rechten Zeit und Stunde zu kolligieren, wir würden damit große <hi rendition="#aq">miracula</hi>, erweisen. Wie man teils itzo noch an einigen, ungelehrten Leuten mit höchster Verwunderung siehet, was sie thun.</p> <p>Wie ich denn selbst augenscheinlich gesehen und <hi rendition="#aq">per sympathiam et antipathiam</hi> einige Kräuter und Bäume probieret und viel Wunder damit ausgerichtet; wär zu berichten, wenn es die Zeit und Raum wollte leiden. Wie aber das zugehe, und wie sie würken, ist über </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0210]
sulphur und mercurius bestehe, darum viel gewisser und profitabler, des Menschen Geblüt, Leben, Gesundheit, Wunden, Krankheit und Tod daraus herzuleiten, wie die Erfahrnheit, durch die chymia, solches klar bezeige ec.
Ich brachte ihnen auch meine andere philosophiam bei. Nämlich: daß die Universal-Heil-Kur der Menschen hauptsächlich in denen vegetabilibus, Kräutern, Gewächs und Bäumen verborgen; weil selbige mit dem menschlichen Leib und Geblüt konform. Die mineralia aber selbigen zu hart, storrig, korrosivisch und mehrenteils gefährlich und tötlich, wenn sie von denen Unerfahrnen gemacht: ja, wenn sie auch noch so wohl präparieret, dennoch bedenklich wären und etwas Schlimmes hinter sich ließen. Ich machte ihnen weitläuftig das Argument, daß unsere ersten Eltern, Adam und Eva, von einem Baum die Sünde in das ganze menschliche Geschlecht gebracht. Von der Sünde käm der Tod und alle Krankheiten des Menschen, nach der Schrift. Nun Christus, unser Heil und Seeligkeit, als der rechte Samariter und Arzt zu helfen, habe nach der ewigen Vorsehung GOttes am Holz des Kreuzes müssen leiden und sterben, uns dadurch wiedrum von den Sündenwunden zu heilen, auch so viel Kraft und Vermögen in die Bäume, Wurzeln und Kräuter geleget, daß ich dafür halte: Wann wir die erstre Erkenntnis vor dem Fall noch hätten (und nicht verloren), die Kräuter, Blumen und Stauden in ihrer rechten Zeit und Stunde zu kolligieren, wir würden damit große miracula, erweisen. Wie man teils itzo noch an einigen, ungelehrten Leuten mit höchster Verwunderung siehet, was sie thun.
Wie ich denn selbst augenscheinlich gesehen und per sympathiam et antipathiam einige Kräuter und Bäume probieret und viel Wunder damit ausgerichtet; wär zu berichten, wenn es die Zeit und Raum wollte leiden. Wie aber das zugehe, und wie sie würken, ist über
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Zitationshilfe: | Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/210>, abgerufen am 25.07.2024. |