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Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.

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Die Herzogin ließ mich bald rufen umb dieses. Da bedachte ich erst die Thorheit und den Scherz, welcher mir gereuete.

Die Fürstin fragte gleich mit ernstlicher Miene: "Dietz, ihr habt ja meinen Prinzen in die Hand wahrgesaget. Ich will es wissen etc." - Ich sagte: "Ihro Durchlaucht, es ist nur Scherz gewesen." - "Was? sagte sie, mit fürstlichen Prinzen muß man nicht Scherz treiben; sagt, was ist's? etc." - Ich sagte: "Ich sehe wohl, daß die Prinzen schwacher Konstitution und viel Anstoß haben würden", und dergleichen. - Aber sie wollte alles wissen, was gesaget. - Doch ich entschuldigte mich, so gut ich konnte: man müßte nicht darauf bauen; denn es nur mit der Chiromantie bloßes Mutmaßen und keine Gewißheit sei.

Aber es ist nachgehends wohl eingetroffen, wie ich gesaget hatte.

Es war eine Sängerin, die spielete zugleich auf der Laute, eines Sprachmeisters Tochter, am Hof, welche der Herzog liebte. Von welcher, wenn's erlaubt wäre, und hier mein Werk, eine ganze Romaine könnte gemacht werden. Selbige hatte mich gern umb und bei sich; jedoch durften wir's nicht merken lassen, sonst wäre ich in Ungnaden gekommen.

Inzwischen verlief immer eine Zeit nach der andern und aus meiner Bestallung wurde nichts (ob ich's gleich dem Herzog etliche mal klagte), bis sie mich einmal, aus Anstiftung, mit dem Weintrunk und Gesundheiten dazu kriegeten. Ich entschuldigte mich: ich könne nicht, und würde ein'n Exceß begehen. - Aber es half nichts, bis ich mir, salvo honore, übergab und totkrank weggetragen wurde ins Mädgens Zimmer. Da legten

Die Herzogin ließ mich bald rufen umb dieses. Da bedachte ich erst die Thorheit und den Scherz, welcher mir gereuete.

Die Fürstin fragte gleich mit ernstlicher Miene: „Dietz, ihr habt ja meinen Prinzen in die Hand wahrgesaget. Ich will es wissen etc.“ – Ich sagte: „Ihro Durchlaucht, es ist nur Scherz gewesen.“ – „Was? sagte sie, mit fürstlichen Prinzen muß man nicht Scherz treiben; sagt, was ist’s? etc.“ – Ich sagte: „Ich sehe wohl, daß die Prinzen schwacher Konstitution und viel Anstoß haben würden“, und dergleichen. – Aber sie wollte alles wissen, was gesaget. – Doch ich entschuldigte mich, so gut ich konnte: man müßte nicht darauf bauen; denn es nur mit der Chiromantie bloßes Mutmaßen und keine Gewißheit sei.

Aber es ist nachgehends wohl eingetroffen, wie ich gesaget hatte.

Es war eine Sängerin, die spielete zugleich auf der Laute, eines Sprachmeisters Tochter, am Hof, welche der Herzog liebte. Von welcher, wenn’s erlaubt wäre, und hier mein Werk, eine ganze Romaine könnte gemacht werden. Selbige hatte mich gern umb und bei sich; jedoch durften wir’s nicht merken lassen, sonst wäre ich in Ungnaden gekommen.

Inzwischen verlief immer eine Zeit nach der andern und aus meiner Bestallung wurde nichts (ob ich’s gleich dem Herzog etliche mal klagte), bis sie mich einmal, aus Anstiftung, mit dem Weintrunk und Gesundheiten dazu kriegeten. Ich entschuldigte mich: ich könne nicht, und würde ein’n Exceß begehen. – Aber es half nichts, bis ich mir, salvo honore, übergab und totkrank weggetragen wurde ins Mädgens Zimmer. Da legten

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[0203] Die Herzogin ließ mich bald rufen umb dieses. Da bedachte ich erst die Thorheit und den Scherz, welcher mir gereuete. Die Fürstin fragte gleich mit ernstlicher Miene: „Dietz, ihr habt ja meinen Prinzen in die Hand wahrgesaget. Ich will es wissen etc.“ – Ich sagte: „Ihro Durchlaucht, es ist nur Scherz gewesen.“ – „Was? sagte sie, mit fürstlichen Prinzen muß man nicht Scherz treiben; sagt, was ist’s? etc.“ – Ich sagte: „Ich sehe wohl, daß die Prinzen schwacher Konstitution und viel Anstoß haben würden“, und dergleichen. – Aber sie wollte alles wissen, was gesaget. – Doch ich entschuldigte mich, so gut ich konnte: man müßte nicht darauf bauen; denn es nur mit der Chiromantie bloßes Mutmaßen und keine Gewißheit sei. Aber es ist nachgehends wohl eingetroffen, wie ich gesaget hatte. Es war eine Sängerin, die spielete zugleich auf der Laute, eines Sprachmeisters Tochter, am Hof, welche der Herzog liebte. Von welcher, wenn’s erlaubt wäre, und hier mein Werk, eine ganze Romaine könnte gemacht werden. Selbige hatte mich gern umb und bei sich; jedoch durften wir’s nicht merken lassen, sonst wäre ich in Ungnaden gekommen. Inzwischen verlief immer eine Zeit nach der andern und aus meiner Bestallung wurde nichts (ob ich’s gleich dem Herzog etliche mal klagte), bis sie mich einmal, aus Anstiftung, mit dem Weintrunk und Gesundheiten dazu kriegeten. Ich entschuldigte mich: ich könne nicht, und würde ein’n Exceß begehen. – Aber es half nichts, bis ich mir, salvo honore, übergab und totkrank weggetragen wurde ins Mädgens Zimmer. Da legten

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Zitationshilfe: Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/203>, abgerufen am 24.11.2024.