Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.Da nun sich der Wind und Wellen ein wenig legten, kunnten wir nicht segeln, weil wir keinen Mast hatten. Unsere Makkers, das vermerkend, so uns nicht verlassen wollten, spanneten ihre beiden Schiff vor und damit schleppten sie uns wieder nach Norwegen zu. Allwo wir in 'ner Bay vor Anker legten. Gleich alle sechs Schaluppen mit Volk aussetzten, welche einen Mast aus dem Walde oben abhauen und zum Berg herunter ans Schiff stürzen mußten; denn da ist erschröcklicher Wald. Es ging in Geschwindigkeit zu, daß der Mast aufgebracht und das Schiff ausgebessert wurde und wir bald wieder zu segeln kamen. Unter Jütland wollten wir über nach Holland setzen; aber der Wind war uns contra. Daß diese drei Schiff resolviereten: in die Elbe nach Hamburg (weil sie ohnedem ihre Thran handlung da hatten) einzulaufen; und schieden die Convoyers mit den andern aus. Wir kreuzten eine Weil vor der Elbe, umb einen Lotsmann zu erwarten So endlich kam. Und ihme die Schiff übergeben wurden. Denn sie mußten behutsam nach den Tonnen fahren. Bei Glückstadt und Stade mußten wir streichen und Zoll geben. Endlich kamen wir vor Hamburg mit Freuden, unter Lösung etlicher Stücke, an und danke ich GOtt vor gnädige Erhaltung. - Durfte mir auch niemand mehr von der Seereise sagen. Den andern Tag bekamen wir unser Geld, und ging ein jeder wohin er wollte; ich wieder in mein alt Ouartier und besuchte dann meine alten Freunde, insonderheit Herrn Heinrichen, meinen Vetter, so auf der Mühlenbrücke dienete, an welchem Orte ich sonderlich Da nun sich der Wind und Wellen ein wenig legten, kunnten wir nicht segeln, weil wir keinen Mast hatten. Unsere Makkers, das vermerkend, so uns nicht verlassen wollten, spanneten ihre beiden Schiff vor und damit schleppten sie uns wieder nach Norwegen zu. Allwo wir in ’ner Bay vor Anker legten. Gleich alle sechs Schaluppen mit Volk aussetzten, welche einen Mast aus dem Walde oben abhauen und zum Berg herunter ans Schiff stürzen mußten; denn da ist erschröcklicher Wald. Es ging in Geschwindigkeit zu, daß der Mast aufgebracht und das Schiff ausgebessert wurde und wir bald wieder zu segeln kamen. Unter Jütland wollten wir über nach Holland setzen; aber der Wind war uns contra. Daß diese drei Schiff resolviereten: in die Elbe nach Hamburg (weil sie ohnedem ihre Thran handlung da hatten) einzulaufen; und schieden die Convoyers mit den andern aus. Wir kreuzten eine Weil vor der Elbe, umb einen Lotsmann zu erwarten So endlich kam. Und ihme die Schiff übergeben wurden. Denn sie mußten behutsam nach den Tonnen fahren. Bei Glückstadt und Stade mußten wir streichen und Zoll geben. Endlich kamen wir vor Hamburg mit Freuden, unter Lösung etlicher Stücke, an und danke ich GOtt vor gnädige Erhaltung. – Durfte mir auch niemand mehr von der Seereise sagen. Den andern Tag bekamen wir unser Geld, und ging ein jeder wohin er wollte; ich wieder in mein alt Ouartier und besuchte dann meine alten Freunde, insonderheit Herrn Heinrichen, meinen Vetter, so auf der Mühlenbrücke dienete, an welchem Orte ich sonderlich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0174"/> Da nun sich der Wind und Wellen ein wenig legten, kunnten wir nicht segeln, weil wir keinen Mast hatten. Unsere Makkers, das vermerkend, so uns nicht verlassen wollten, spanneten ihre beiden Schiff vor und damit schleppten sie uns wieder nach Norwegen zu. Allwo wir in ’ner Bay vor Anker legten. Gleich alle sechs Schaluppen mit Volk aussetzten, welche einen Mast aus dem Walde oben abhauen und zum Berg herunter ans Schiff stürzen mußten; denn da ist erschröcklicher Wald.</p> <p>Es ging in Geschwindigkeit zu, daß der Mast aufgebracht und das Schiff ausgebessert wurde und wir bald wieder zu segeln kamen.</p> <p><hi rendition="#in">U</hi>nter Jütland wollten wir über nach Holland setzen; aber der Wind war uns <hi rendition="#aq">contra</hi>. Daß diese drei Schiff resolviereten: in die Elbe nach Hamburg (weil sie ohnedem ihre Thran handlung da hatten) einzulaufen; und schieden die <hi rendition="#aq">Convoyers</hi> mit den andern aus.</p> <p>Wir kreuzten eine Weil vor der Elbe, umb einen Lotsmann zu erwarten So endlich kam. Und ihme die Schiff übergeben wurden. Denn sie mußten behutsam nach den Tonnen fahren. Bei Glückstadt und Stade mußten wir streichen und Zoll geben.</p> <p>Endlich kamen wir vor Hamburg mit Freuden, unter Lösung etlicher Stücke, an und danke ich GOtt vor gnädige Erhaltung. – Durfte mir auch niemand mehr von der Seereise sagen.</p> <p><hi rendition="#in">D</hi>en andern Tag bekamen wir unser Geld, und ging ein jeder wohin er wollte; ich wieder in mein alt Ouartier und besuchte dann meine alten Freunde, insonderheit Herrn Heinrichen, meinen Vetter, so auf der Mühlenbrücke dienete, an welchem Orte ich sonderlich </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0174]
Da nun sich der Wind und Wellen ein wenig legten, kunnten wir nicht segeln, weil wir keinen Mast hatten. Unsere Makkers, das vermerkend, so uns nicht verlassen wollten, spanneten ihre beiden Schiff vor und damit schleppten sie uns wieder nach Norwegen zu. Allwo wir in ’ner Bay vor Anker legten. Gleich alle sechs Schaluppen mit Volk aussetzten, welche einen Mast aus dem Walde oben abhauen und zum Berg herunter ans Schiff stürzen mußten; denn da ist erschröcklicher Wald.
Es ging in Geschwindigkeit zu, daß der Mast aufgebracht und das Schiff ausgebessert wurde und wir bald wieder zu segeln kamen.
Unter Jütland wollten wir über nach Holland setzen; aber der Wind war uns contra. Daß diese drei Schiff resolviereten: in die Elbe nach Hamburg (weil sie ohnedem ihre Thran handlung da hatten) einzulaufen; und schieden die Convoyers mit den andern aus.
Wir kreuzten eine Weil vor der Elbe, umb einen Lotsmann zu erwarten So endlich kam. Und ihme die Schiff übergeben wurden. Denn sie mußten behutsam nach den Tonnen fahren. Bei Glückstadt und Stade mußten wir streichen und Zoll geben.
Endlich kamen wir vor Hamburg mit Freuden, unter Lösung etlicher Stücke, an und danke ich GOtt vor gnädige Erhaltung. – Durfte mir auch niemand mehr von der Seereise sagen.
Den andern Tag bekamen wir unser Geld, und ging ein jeder wohin er wollte; ich wieder in mein alt Ouartier und besuchte dann meine alten Freunde, insonderheit Herrn Heinrichen, meinen Vetter, so auf der Mühlenbrücke dienete, an welchem Orte ich sonderlich
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Zitationshilfe: | Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/174>, abgerufen am 25.07.2024. |