Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.Mester der nötigste zum Verbinden sei. Ich konnte aber da nicht lange dauren, weil es mir zu gefährlich schien, und die Leute mit dem Pulver und Lunte hin- und widerliefen. Als der Franzmann nun sahe, daß er mit alle seiner Bemühung nicht konnte zu uns kommen, wir auch durchaus nicht zu ihm wollten, schoß er unterschiedene Mal auf uns und warf französische Flagge aus. Schoß auch und traf unsern Besanmast, daß alles donnerte und übern Haufen fiel. Wir schenkten ihm auch nichts; konnten aber mit unsern eisernen Stückn so weit nicht langen. Wir brachten so den Tag vollends mit ihm zu, bis es begann, dämmrig zu werden. Da ließ unser Schout by Nacht eine Rakete steigen und setzte hinten aufs Schiff eine brennende Laterne und segelte also seitwärts Windes Norden zu. Wir hinten nach und kamen also im Düstern vom Feinde in der Geschwindigkeit weg. Denn wohl zu glauben: wann er uns aufn Hals gekommen, er uns bezwungen und alles genommen hätte! Wie wir hernach in Holland erfahren, daß es andern nach uns geschehen ist. Inzwischen war der Wind so gewaltig, und der Sturm so heftig, daß die Wellen immer himmelan stiegen und das Meer vor dem Schiff, wie lauter Feuer und Flammen, brannte, wie es in der Nacht so pfleget von den Salzteilchen auszusehen. Wir mußten endlich die Segel einziehen. Da wurd das Schiff mit Gewalt immer näher an die nordischen Klippen geworfen, daß wir alle Augenblick vermeineten: Schiffbruch zu leiden, und alle ersaufen müßten, weil die Felsen da sehr hoch im Meer liegen und kein Strand ist, wie wir vor Augen sahen. Wir befahlen uns alle GOtt und arbeiteten aus ganzer Macht, von den Felsen und Klippen zu kommen, Mester der nötigste zum Verbinden sei. Ich konnte aber da nicht lange dauren, weil es mir zu gefährlich schien, und die Leute mit dem Pulver und Lunte hin- und widerliefen. Als der Franzmann nun sahe, daß er mit alle seiner Bemühung nicht konnte zu uns kommen, wir auch durchaus nicht zu ihm wollten, schoß er unterschiedene Mal auf uns und warf französische Flagge aus. Schoß auch und traf unsern Besanmast, daß alles donnerte und übern Haufen fiel. Wir schenkten ihm auch nichts; konnten aber mit unsern eisernen Stückn so weit nicht langen. Wir brachten so den Tag vollends mit ihm zu, bis es begann, dämmrig zu werden. Da ließ unser Schout by Nacht eine Rakete steigen und setzte hinten aufs Schiff eine brennende Laterne und segelte also seitwärts Windes Norden zu. Wir hinten nach und kamen also im Düstern vom Feinde in der Geschwindigkeit weg. Denn wohl zu glauben: wann er uns aufn Hals gekommen, er uns bezwungen und alles genommen hätte! Wie wir hernach in Holland erfahren, daß es andern nach uns geschehen ist. Inzwischen war der Wind so gewaltig, und der Sturm so heftig, daß die Wellen immer himmelan stiegen und das Meer vor dem Schiff, wie lauter Feuer und Flammen, brannte, wie es in der Nacht so pfleget von den Salzteilchen auszusehen. Wir mußten endlich die Segel einziehen. Da wurd das Schiff mit Gewalt immer näher an die nordischen Klippen geworfen, daß wir alle Augenblick vermeineten: Schiffbruch zu leiden, und alle ersaufen müßten, weil die Felsen da sehr hoch im Meer liegen und kein Strand ist, wie wir vor Augen sahen. Wir befahlen uns alle GOtt und arbeiteten aus ganzer Macht, von den Felsen und Klippen zu kommen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0153"/> Mester der nötigste zum Verbinden sei. 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Mester der nötigste zum Verbinden sei. Ich konnte aber da nicht lange dauren, weil es mir zu gefährlich schien, und die Leute mit dem Pulver und Lunte hin- und widerliefen.
Als der Franzmann nun sahe, daß er mit alle seiner Bemühung nicht konnte zu uns kommen, wir auch durchaus nicht zu ihm wollten, schoß er unterschiedene Mal auf uns und warf französische Flagge aus. Schoß auch und traf unsern Besanmast, daß alles donnerte und übern Haufen fiel. Wir schenkten ihm auch nichts; konnten aber mit unsern eisernen Stückn so weit nicht langen.
Wir brachten so den Tag vollends mit ihm zu, bis es begann, dämmrig zu werden. Da ließ unser Schout by Nacht eine Rakete steigen und setzte hinten aufs Schiff eine brennende Laterne und segelte also seitwärts Windes Norden zu. Wir hinten nach und kamen also im Düstern vom Feinde in der Geschwindigkeit weg. Denn wohl zu glauben: wann er uns aufn Hals gekommen, er uns bezwungen und alles genommen hätte! Wie wir hernach in Holland erfahren, daß es andern nach uns geschehen ist.
Inzwischen war der Wind so gewaltig, und der Sturm so heftig, daß die Wellen immer himmelan stiegen und das Meer vor dem Schiff, wie lauter Feuer und Flammen, brannte, wie es in der Nacht so pfleget von den Salzteilchen auszusehen. Wir mußten endlich die Segel einziehen. Da wurd das Schiff mit Gewalt immer näher an die nordischen Klippen geworfen, daß wir alle Augenblick vermeineten: Schiffbruch zu leiden, und alle ersaufen müßten, weil die Felsen da sehr hoch im Meer liegen und kein Strand ist, wie wir vor Augen sahen. Wir befahlen uns alle GOtt und arbeiteten aus ganzer Macht, von den Felsen und Klippen zu kommen,
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Zitationshilfe: | Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/153>, abgerufen am 25.07.2024. |