Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.und auch ein Seestrudel, welcher zu gewissen Stunden die See gewaltig in sich und alles, was ihm zu nahe kombt, verschlinget. Dergleichen in diesem Meer viel sind. Ich auch mutmaße, daß davon Ebbe und Flut herkommen müsse. Wir stiegen zwar ans Land, uns auf die Heimreise mit frischem Wasser zu versorgen, weil da Quellen waren. - Es war eben der Ort, allwo die Holländer unterschiedenemal versuchet, über Winters zu bleiben, und sähe man noch die rudera von Bauwerk, Wände und Füllmund, aber sie haben's niemals prästieren können, weil die Leute alle jämmerlich gestorben, von Gespenstern, Geistern und Bären erschröcklich geplaget, endlich vom Scharbock krumm-zusammengewachsen und tot gefunden worden. Also ist nicht möglich, daß da Menschen leben können im Winter vor großer Kälte, Schnee und Finsternis, welche sich zu Ende des Septembris anhebet und währet bis in medio Aprilis. Besser aber nach Süden und Westen hinunter, ist es besser und nach West-Indien, welches eigentlich das rechte Grönland benennet wird. Da wohnen Leute; wild und sehr klein; nähren sich vom Fischen und Jagen; haben ihre Wohnung in der Erde; fressen die toten Walfisch, wenn, wie oben gemeldt, solche vom Schwertfisch getötet und an Land getrieben werden; saufen und fressen Fischthran. Und dies Grönland ist ein fußfestes Land mit Amerika: wie ich ebenfalls Spitzbergen dafür halte; ist mehrenteils unerkannt, weil es hoch am Nord- Polo und wegen großer Kälte und Finsternis niemand vor Eis hinkommen kann. und auch ein Seestrudel, welcher zu gewissen Stunden die See gewaltig in sich und alles, was ihm zu nahe kombt, verschlinget. Dergleichen in diesem Meer viel sind. Ich auch mutmaße, daß davon Ebbe und Flut herkommen müsse. Wir stiegen zwar ans Land, uns auf die Heimreise mit frischem Wasser zu versorgen, weil da Quellen waren. – Es war eben der Ort, allwo die Holländer unterschiedenemal versuchet, über Winters zu bleiben, und sähe man noch die rudera von Bauwerk, Wände und Füllmund, aber sie haben’s niemals prästieren können, weil die Leute alle jämmerlich gestorben, von Gespenstern, Geistern und Bären erschröcklich geplaget, endlich vom Scharbock krumm-zusammengewachsen und tot gefunden worden. Also ist nicht möglich, daß da Menschen leben können im Winter vor großer Kälte, Schnee und Finsternis, welche sich zu Ende des Septembris anhebet und währet bis in medio Aprilis. Besser aber nach Süden und Westen hinunter, ist es besser und nach West-Indien, welches eigentlich das rechte Grönland benennet wird. Da wohnen Leute; wild und sehr klein; nähren sich vom Fischen und Jagen; haben ihre Wohnung in der Erde; fressen die toten Walfisch, wenn, wie oben gemeldt, solche vom Schwertfisch getötet und an Land getrieben werden; saufen und fressen Fischthran. Und dies Grönland ist ein fußfestes Land mit Amerika: wie ich ebenfalls Spitzbergen dafür halte; ist mehrenteils unerkannt, weil es hoch am Nord- Polo und wegen großer Kälte und Finsternis niemand vor Eis hinkommen kann. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0148"/> und auch ein Seestrudel, welcher zu gewissen Stunden die See gewaltig in sich und alles, was ihm zu nahe kombt, verschlinget. Dergleichen in diesem Meer viel sind. Ich auch mutmaße, daß davon Ebbe und Flut herkommen müsse.</p> <p><hi rendition="#in">W</hi>ir stiegen zwar ans Land, uns auf die Heimreise mit frischem Wasser zu versorgen, weil da Quellen waren. – Es war eben der Ort, allwo die Holländer unterschiedenemal versuchet, über Winters zu bleiben, und sähe man noch die <hi rendition="#aq">rudera</hi> von Bauwerk, Wände und Füllmund, aber sie haben’s niemals prästieren können, weil die Leute alle jämmerlich gestorben, von Gespenstern, Geistern und Bären erschröcklich geplaget, endlich vom Scharbock krumm-zusammengewachsen und tot gefunden worden. Also ist nicht möglich, daß da Menschen leben können im Winter vor großer Kälte, Schnee und Finsternis, welche sich zu Ende des <hi rendition="#aq">Septembris</hi> anhebet und währet bis in <hi rendition="#aq">medio Aprilis</hi>.</p> <p>Besser aber nach Süden und Westen hinunter, ist es besser und nach West-Indien, welches eigentlich das rechte Grönland benennet wird. Da wohnen Leute; wild und sehr klein; nähren sich vom Fischen und Jagen; haben ihre Wohnung in der Erde; fressen die toten Walfisch, wenn, wie oben gemeldt, solche vom Schwertfisch getötet und an Land getrieben werden; saufen und fressen Fischthran. Und dies Grönland ist ein fußfestes Land mit Amerika: wie ich ebenfalls Spitzbergen dafür halte; ist mehrenteils unerkannt, weil es hoch am Nord- <hi rendition="#aq">Polo</hi> und wegen großer Kälte und Finsternis niemand vor Eis hinkommen kann. </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0148]
und auch ein Seestrudel, welcher zu gewissen Stunden die See gewaltig in sich und alles, was ihm zu nahe kombt, verschlinget. Dergleichen in diesem Meer viel sind. Ich auch mutmaße, daß davon Ebbe und Flut herkommen müsse.
Wir stiegen zwar ans Land, uns auf die Heimreise mit frischem Wasser zu versorgen, weil da Quellen waren. – Es war eben der Ort, allwo die Holländer unterschiedenemal versuchet, über Winters zu bleiben, und sähe man noch die rudera von Bauwerk, Wände und Füllmund, aber sie haben’s niemals prästieren können, weil die Leute alle jämmerlich gestorben, von Gespenstern, Geistern und Bären erschröcklich geplaget, endlich vom Scharbock krumm-zusammengewachsen und tot gefunden worden. Also ist nicht möglich, daß da Menschen leben können im Winter vor großer Kälte, Schnee und Finsternis, welche sich zu Ende des Septembris anhebet und währet bis in medio Aprilis.
Besser aber nach Süden und Westen hinunter, ist es besser und nach West-Indien, welches eigentlich das rechte Grönland benennet wird. Da wohnen Leute; wild und sehr klein; nähren sich vom Fischen und Jagen; haben ihre Wohnung in der Erde; fressen die toten Walfisch, wenn, wie oben gemeldt, solche vom Schwertfisch getötet und an Land getrieben werden; saufen und fressen Fischthran. Und dies Grönland ist ein fußfestes Land mit Amerika: wie ich ebenfalls Spitzbergen dafür halte; ist mehrenteils unerkannt, weil es hoch am Nord- Polo und wegen großer Kälte und Finsternis niemand vor Eis hinkommen kann.
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Zitationshilfe: | Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/148>, abgerufen am 25.07.2024. |