Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.dem Obristen und General klagte. Welche gleich dem Regiments-Quartiermeister befehlen ließen: alle Monat die Hälfte seiner Traktamenten mir zu geben, und ihm droheten: gar das Regiment abzunehmen! Da war alles gar aus. Jeder im Haus sähe mich über die Achsel an. Das war ich nicht gewohnt, und reuete mich, mir mit eigenem Gelde solches erkauft zu haben. Weil ich den Herrn Generalmajor Fuchs zu bedienen hatte, und er viel auf mich hielt, kam ich mit selbigem in sonderbare Vertraulichkeit, sonderlich, als ich ihm aus meines Vaters schreiben referieret: wie er einesmals mit einem Leutenant Fuchs auf der Insel Rügen von den Schweden gefangen und zusammen mit der Kette geschlossen, auch hängen sollen, weil sie mit einer Partei denen Schweden großen Schaden gethan hatten etc. - "Das bin ich gewesen, sagte er. Ei, ei, ist das euer Vater? Ich soll euch wieder Gutes thun; sagt nur womit? Ihr sollt das Regiment haben und dem Alten etwas davon geben." - Ich wollte aber nicht den Alten kränken. - Ferner: "Ich will euch eine Fähndrich-Stelle und meine Base (das war seine Haushalterin, sonst eine feine Person von Ansehen) geben." - "Ach, mein Herr General, ich bin noch zu jung, sagt ich, und changiere meine Profession nicht." Endlich fügte sich's, daß der König von Dänemark achttausend Mann zum damaligen Franzosenkrieg nach England schickte. Mein Obrist Ellenberger ging auch mit der Hälfte des Regiments als Brigadier mit; und ich wurde auch dazu angenommen, mit über zu gehen. Und da ich solches mittlerweil an meinen Vater berichtet, und er mich väterlich, davon abzustehen, geraten dem Obristen und General klagte. Welche gleich dem Regiments-Quartiermeister befehlen ließen: alle Monat die Hälfte seiner Traktamenten mir zu geben, und ihm droheten: gar das Regiment abzunehmen! Da war alles gar aus. Jeder im Haus sähe mich über die Achsel an. Das war ich nicht gewohnt, und reuete mich, mir mit eigenem Gelde solches erkauft zu haben. Weil ich den Herrn Generalmajor Fuchs zu bedienen hatte, und er viel auf mich hielt, kam ich mit selbigem in sonderbare Vertraulichkeit, sonderlich, als ich ihm aus meines Vaters schreiben referieret: wie er einesmals mit einem Leutenant Fuchs auf der Insel Rügen von den Schweden gefangen und zusammen mit der Kette geschlossen, auch hängen sollen, weil sie mit einer Partei denen Schweden großen Schaden gethan hatten etc. – „Das bin ich gewesen, sagte er. Ei, ei, ist das euer Vater? Ich soll euch wieder Gutes thun; sagt nur womit? Ihr sollt das Regiment haben und dem Alten etwas davon geben.“ – Ich wollte aber nicht den Alten kränken. – Ferner: „Ich will euch eine Fähndrich-Stelle und meine Base (das war seine Haushalterin, sonst eine feine Person von Ansehen) geben.“ – „Ach, mein Herr General, ich bin noch zu jung, sagt ich, und changiere meine Profession nicht.“ Endlich fügte sich’s, daß der König von Dänemark achttausend Mann zum damaligen Franzosenkrieg nach England schickte. Mein Obrist Ellenberger ging auch mit der Hälfte des Regiments als Brigadier mit; und ich wurde auch dazu angenommen, mit über zu gehen. Und da ich solches mittlerweil an meinen Vater berichtet, und er mich väterlich, davon abzustehen, geraten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0108"/> dem Obristen und General klagte. Welche gleich dem Regiments-Quartiermeister befehlen ließen: alle Monat die Hälfte seiner Traktamenten mir zu geben, und ihm droheten: gar das Regiment abzunehmen! Da war alles gar aus. Jeder im Haus sähe mich über die Achsel an. Das war ich nicht gewohnt, und reuete mich, mir mit eigenem Gelde solches erkauft zu haben.</p> <p><hi rendition="#in">W</hi>eil ich den Herrn Generalmajor Fuchs zu bedienen hatte, und er viel auf mich hielt, kam ich mit selbigem in sonderbare Vertraulichkeit, sonderlich, als ich ihm aus meines Vaters schreiben referieret: wie er einesmals mit einem Leutenant Fuchs auf der Insel Rügen von den Schweden gefangen und zusammen mit der Kette geschlossen, auch hängen sollen, weil sie mit einer Partei denen Schweden großen Schaden gethan hatten etc. – „Das bin ich gewesen, sagte er. Ei, ei, ist das euer Vater? Ich soll euch wieder Gutes thun; sagt nur womit? Ihr sollt das Regiment haben und dem Alten etwas davon geben.“ – Ich wollte aber nicht den Alten kränken. – Ferner: „Ich will euch eine Fähndrich-Stelle und meine Base (das war seine Haushalterin, sonst eine feine Person von Ansehen) geben.“ – „Ach, mein Herr General, ich bin noch zu jung, sagt ich, und changiere meine Profession nicht.“</p> <p><hi rendition="#in">E</hi>ndlich fügte sich’s, daß der König von Dänemark achttausend Mann zum damaligen Franzosenkrieg nach England schickte. Mein Obrist Ellenberger ging auch mit der Hälfte des Regiments als Brigadier mit; und ich wurde auch dazu angenommen, mit über zu gehen.</p> <p>Und da ich solches mittlerweil an meinen Vater berichtet, und er mich väterlich, davon abzustehen, geraten </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0108]
dem Obristen und General klagte. Welche gleich dem Regiments-Quartiermeister befehlen ließen: alle Monat die Hälfte seiner Traktamenten mir zu geben, und ihm droheten: gar das Regiment abzunehmen! Da war alles gar aus. Jeder im Haus sähe mich über die Achsel an. Das war ich nicht gewohnt, und reuete mich, mir mit eigenem Gelde solches erkauft zu haben.
Weil ich den Herrn Generalmajor Fuchs zu bedienen hatte, und er viel auf mich hielt, kam ich mit selbigem in sonderbare Vertraulichkeit, sonderlich, als ich ihm aus meines Vaters schreiben referieret: wie er einesmals mit einem Leutenant Fuchs auf der Insel Rügen von den Schweden gefangen und zusammen mit der Kette geschlossen, auch hängen sollen, weil sie mit einer Partei denen Schweden großen Schaden gethan hatten etc. – „Das bin ich gewesen, sagte er. Ei, ei, ist das euer Vater? Ich soll euch wieder Gutes thun; sagt nur womit? Ihr sollt das Regiment haben und dem Alten etwas davon geben.“ – Ich wollte aber nicht den Alten kränken. – Ferner: „Ich will euch eine Fähndrich-Stelle und meine Base (das war seine Haushalterin, sonst eine feine Person von Ansehen) geben.“ – „Ach, mein Herr General, ich bin noch zu jung, sagt ich, und changiere meine Profession nicht.“
Endlich fügte sich’s, daß der König von Dänemark achttausend Mann zum damaligen Franzosenkrieg nach England schickte. Mein Obrist Ellenberger ging auch mit der Hälfte des Regiments als Brigadier mit; und ich wurde auch dazu angenommen, mit über zu gehen.
Und da ich solches mittlerweil an meinen Vater berichtet, und er mich väterlich, davon abzustehen, geraten
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Projekt Gutenberg-DE: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-06-28T07:11:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frank Wiegand: Bearbeitung der digitalen Edition
(2012-09-04T07:11:29Z)
Frederike Neuber: Überarbeitung der digitalen Edition
(2014-01-10T14:11:29Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-06-28T07:11:29Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |