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Diefenbach, Johann: Reformation oder Revolution. Mainz, 1897.

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wir uns nur mit um so innigerer Andacht zu den Füßen des Heilandes
im allerheiligsten Altarsakrament nieder und beten ihn an. Wir werden
gelästert, aber wir segnen! Und wenn die geheiligte Person
des Papstes zu unserem tiefsten Schmerze in den Staub
gezogen wird, dann müssen wir als katholische Männer
uns um so fester zusammenschaaren, indem wir rufen:
Man mag das Oberhaupt der Kirche lästern -- wir beten
für ihn, der unser heiliger Vater ist
. Wir ziehen den Mantel
unserer katholischen Ueberzeugung nur um so fester um uns, je mehr
man uns flucht und beschimpft! Das ist die große Duldung, das ist
die heilige Toleranz eines friedlich gearteten Gemüts, die wir nirgends
anders gelernt haben, als in unserem Religionsunterricht, und die wir
üben von der Kindheit bis zum Greisenalter! -- -- -- -- -- -- --
Mit dieser christlichen, religiösen Duldung, frei von jedem Anreiz,
Gleiches mit Gleichem zu vergelten, werden wir auch die Herzen unserer
Gegner gewinnen.
Wenn man unsere heilige Kirche an den Lästerpfahl stellen und
beschimpfen will, so soll unsere Arbeit darin bestehen, Blumen zu
sammeln des Glaubens und der Liebe, sie zu bekränzen und kraftvoll
zu schützen, indem wir rufen: Sie ist keine Verbrecherin, sie ist die
wahre Freundin der Menschheit! -- -- -- -- -- -- -- -- -- --
Jm nächsten Jahre findet die Generalversammlung der Katholiken
Deutschlands in Crefeld statt. Sie sind sich dessen bewußt, daß dies
eine Ehre ist für die Stadt. Aber nicht allein dies: es liegt auch da-
rin eine große Verantwortung. Je nachdem der Boden katholischer
Ueberzeugung und Treue vorbereitet sein wird, in demselben Maße
wird auch die katholische Aussaat der Generalversammlung aufgehen
zum Besten des Vaterlandes! Wenn also die katholischen Männer
hierher zusammenkommen von Nord und Süd, von Ost und West, so
wollen wir dafür sorgen, daß wir ihnen entgegengehen können mit den
geläutertsten und reinsten Gesinnungen katholischer Ueberzeugungstreue.
Das wird der herrlichste, schönste Empfang sein, wenn wir werden sagen
können: hier sind wir einig, ganz einig! Hier halten wir fest, unent-
wegt fest an unseren Grundsätzen! Hier werfen wir um uns gegen-
über allen Stürmen und Anfeindungen den Mantel katholischer Liebe
und Treue! So soll es sein, das katholische Crefeld, so soll es, gleich
einer Braut geschmückt mit dem jungfräulichen Schleier der Liebe und
Einigkeit, den Gästen einen hehren Empfang bereiten. Noch einmal:
Seien wir einig! Proklamieren wir als Grundsatz die Devise, welche
die alten Grafen von Berg in ihrem Wappenschilde führten: "Jch
thue mit!" Möge ein jeder katholische Mann, ob reich, ob arm, ob
hoch, ob niedrig, den festen Vorsatz fassen: Jch thue mit! Denn es
gilt zu Gottes Ehr' und des Nächsten Nutzen!"


wir uns nur mit um ſo innigerer Andacht zu den Füßen des Heilandes
im allerheiligſten Altarſakrament nieder und beten ihn an. Wir werden
geläſtert, aber wir ſegnen! Und wenn die geheiligte Perſon
des Papſtes zu unſerem tiefſten Schmerze in den Staub
gezogen wird, dann müſſen wir als katholiſche Männer
uns um ſo feſter zuſammenſchaaren, indem wir rufen:
Man mag das Oberhaupt der Kirche läſtern — wir beten
für ihn, der unſer heiliger Vater iſt
. Wir ziehen den Mantel
unſerer katholiſchen Ueberzeugung nur um ſo feſter um uns, je mehr
man uns flucht und beſchimpft! Das iſt die große Duldung, das iſt
die heilige Toleranz eines friedlich gearteten Gemüts, die wir nirgends
anders gelernt haben, als in unſerem Religionsunterricht, und die wir
üben von der Kindheit bis zum Greiſenalter! — — — — — — —
Mit dieſer chriſtlichen, religiöſen Duldung, frei von jedem Anreiz,
Gleiches mit Gleichem zu vergelten, werden wir auch die Herzen unſerer
Gegner gewinnen.
Wenn man unſere heilige Kirche an den Läſterpfahl ſtellen und
beſchimpfen will, ſo ſoll unſere Arbeit darin beſtehen, Blumen zu
ſammeln des Glaubens und der Liebe, ſie zu bekränzen und kraftvoll
zu ſchützen, indem wir rufen: Sie iſt keine Verbrecherin, ſie iſt die
wahre Freundin der Menſchheit! — — — — — — — — — —
Jm nächſten Jahre findet die Generalverſammlung der Katholiken
Deutſchlands in Crefeld ſtatt. Sie ſind ſich deſſen bewußt, daß dies
eine Ehre iſt für die Stadt. Aber nicht allein dies: es liegt auch da-
rin eine große Verantwortung. Je nachdem der Boden katholiſcher
Ueberzeugung und Treue vorbereitet ſein wird, in demſelben Maße
wird auch die katholiſche Ausſaat der Generalverſammlung aufgehen
zum Beſten des Vaterlandes! Wenn alſo die katholiſchen Männer
hierher zuſammenkommen von Nord und Süd, von Oſt und Weſt, ſo
wollen wir dafür ſorgen, daß wir ihnen entgegengehen können mit den
geläutertſten und reinſten Geſinnungen katholiſcher Ueberzeugungstreue.
Das wird der herrlichſte, ſchönſte Empfang ſein, wenn wir werden ſagen
können: hier ſind wir einig, ganz einig! Hier halten wir feſt, unent-
wegt feſt an unſeren Grundſätzen! Hier werfen wir um uns gegen-
über allen Stürmen und Anfeindungen den Mantel katholiſcher Liebe
und Treue! So ſoll es ſein, das katholiſche Crefeld, ſo ſoll es, gleich
einer Braut geſchmückt mit dem jungfräulichen Schleier der Liebe und
Einigkeit, den Gäſten einen hehren Empfang bereiten. Noch einmal:
Seien wir einig! Proklamieren wir als Grundſatz die Deviſe, welche
die alten Grafen von Berg in ihrem Wappenſchilde führten: „Jch
thue mit!‟ Möge ein jeder katholiſche Mann, ob reich, ob arm, ob
hoch, ob niedrig, den feſten Vorſatz faſſen: Jch thue mit! Denn es
gilt zu Gottes Ehr’ und des Nächſten Nutzen!‟


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[64/0076] wir uns nur mit um ſo innigerer Andacht zu den Füßen des Heilandes im allerheiligſten Altarſakrament nieder und beten ihn an. Wir werden geläſtert, aber wir ſegnen! Und wenn die geheiligte Perſon des Papſtes zu unſerem tiefſten Schmerze in den Staub gezogen wird, dann müſſen wir als katholiſche Männer uns um ſo feſter zuſammenſchaaren, indem wir rufen: Man mag das Oberhaupt der Kirche läſtern — wir beten für ihn, der unſer heiliger Vater iſt. Wir ziehen den Mantel unſerer katholiſchen Ueberzeugung nur um ſo feſter um uns, je mehr man uns flucht und beſchimpft! Das iſt die große Duldung, das iſt die heilige Toleranz eines friedlich gearteten Gemüts, die wir nirgends anders gelernt haben, als in unſerem Religionsunterricht, und die wir üben von der Kindheit bis zum Greiſenalter! — — — — — — — Mit dieſer chriſtlichen, religiöſen Duldung, frei von jedem Anreiz, Gleiches mit Gleichem zu vergelten, werden wir auch die Herzen unſerer Gegner gewinnen. Wenn man unſere heilige Kirche an den Läſterpfahl ſtellen und beſchimpfen will, ſo ſoll unſere Arbeit darin beſtehen, Blumen zu ſammeln des Glaubens und der Liebe, ſie zu bekränzen und kraftvoll zu ſchützen, indem wir rufen: Sie iſt keine Verbrecherin, ſie iſt die wahre Freundin der Menſchheit! — — — — — — — — — — Jm nächſten Jahre findet die Generalverſammlung der Katholiken Deutſchlands in Crefeld ſtatt. Sie ſind ſich deſſen bewußt, daß dies eine Ehre iſt für die Stadt. Aber nicht allein dies: es liegt auch da- rin eine große Verantwortung. Je nachdem der Boden katholiſcher Ueberzeugung und Treue vorbereitet ſein wird, in demſelben Maße wird auch die katholiſche Ausſaat der Generalverſammlung aufgehen zum Beſten des Vaterlandes! Wenn alſo die katholiſchen Männer hierher zuſammenkommen von Nord und Süd, von Oſt und Weſt, ſo wollen wir dafür ſorgen, daß wir ihnen entgegengehen können mit den geläutertſten und reinſten Geſinnungen katholiſcher Ueberzeugungstreue. Das wird der herrlichſte, ſchönſte Empfang ſein, wenn wir werden ſagen können: hier ſind wir einig, ganz einig! Hier halten wir feſt, unent- wegt feſt an unſeren Grundſätzen! Hier werfen wir um uns gegen- über allen Stürmen und Anfeindungen den Mantel katholiſcher Liebe und Treue! So ſoll es ſein, das katholiſche Crefeld, ſo ſoll es, gleich einer Braut geſchmückt mit dem jungfräulichen Schleier der Liebe und Einigkeit, den Gäſten einen hehren Empfang bereiten. Noch einmal: Seien wir einig! Proklamieren wir als Grundſatz die Deviſe, welche die alten Grafen von Berg in ihrem Wappenſchilde führten: „Jch thue mit!‟ Möge ein jeder katholiſche Mann, ob reich, ob arm, ob hoch, ob niedrig, den feſten Vorſatz faſſen: Jch thue mit! Denn es gilt zu Gottes Ehr’ und des Nächſten Nutzen!‟

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Zitationshilfe: Diefenbach, Johann: Reformation oder Revolution. Mainz, 1897, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/diefenbach_reformation_1897/76>, abgerufen am 05.05.2024.