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Diefenbach, Johann: Reformation oder Revolution. Mainz, 1897.

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mation"1): "Es hat nie eine Revolution gegeben, die tiefer
aufgewühlt, furchtbarer zerstört, unerbittlicher gerichtet hätte.
Wie mit einem Schlage war alles gelöst und alles in Frage
gestellt; zuerst in Gedanken der Menschen, dann in reißend
schneller Folge in den Zuständen, in aller Zucht und Ord-
nung
. Alles Geistliche und Weltliche zugleich war aus den
Fugen, chaotisch." Ein ähnliches Urteil wiederholt Droysen
in der Einleitung zu seinem Werke: "Gustav-Adolf von Schwe-
den." Jn gleicher Weise läßt sich der protestantische Pro-
fessor Dr. C. von Weizsäcker in Tübingen hören: "Nur apo-
logetische Befangenheit kann diese Frage (ob die Reformation
revolutionär gewesen) ohne weiteres verneinen 2)." "Es ist
eine Unwahrheit," so läßt sich der Rechtsgelehrte Julius von
Kirchmann hören, "wenn man Luthers Werk als eine Refor-
mation bezeichnet; er kann trotz seiner guten Absicht nicht
als ein Reformator, sondern als ein Devastator der Kirche
gelten3)." Zu gleichem Urteil gelangt der Philosoph Hegel:
"Die Hauptrevolution," sagt er, "ist in der lutherischen
Reformation eingetreten4)." Ganz sachgemäß und unanfecht-
bar erscheint deshalb die Beurteilung, welche der dänische
Stiftspropst K. Hansen5) der Reformation giebt. Er sagt:
"Ein Umsturz alles Bestehenden und eine Auflösung
aller ererbten Verhältnisse ist eine Revolution, und was
in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts geschah, samt dessen
Veranlassung und Folge ist nicht weniger eine Revolution,

1) II. Band, p. 160.
2) Göttinger Gelehrten-Anzeiger 1881. p. 846.
3) "Die Reform der evangelischen Kirche." Berlin 1876.
4) Gesch. d. Philosophie. Bd. III, p. 258.
5) Hansen, "Sind wir noch Lutheraner?" Kopenhagen 1885. p. 9
10, 13, 86.

mation‟1): „Es hat nie eine Revolution gegeben, die tiefer
aufgewühlt, furchtbarer zerſtört, unerbittlicher gerichtet hätte.
Wie mit einem Schlage war alles gelöſt und alles in Frage
geſtellt; zuerſt in Gedanken der Menſchen, dann in reißend
ſchneller Folge in den Zuſtänden, in aller Zucht und Ord-
nung
. Alles Geiſtliche und Weltliche zugleich war aus den
Fugen, chaotiſch.‟ Ein ähnliches Urteil wiederholt Droyſen
in der Einleitung zu ſeinem Werke: „Guſtav-Adolf von Schwe-
den.‟ Jn gleicher Weiſe läßt ſich der proteſtantiſche Pro-
feſſor Dr. C. von Weizſäcker in Tübingen hören: „Nur apo-
logetiſche Befangenheit kann dieſe Frage (ob die Reformation
revolutionär geweſen) ohne weiteres verneinen 2).‟ „Es iſt
eine Unwahrheit,‟ ſo läßt ſich der Rechtsgelehrte Julius von
Kirchmann hören, „wenn man Luthers Werk als eine Refor-
mation bezeichnet; er kann trotz ſeiner guten Abſicht nicht
als ein Reformator, ſondern als ein Devaſtator der Kirche
gelten3).‟ Zu gleichem Urteil gelangt der Philoſoph Hegel:
„Die Hauptrevolution,‟ ſagt er, „iſt in der lutheriſchen
Reformation eingetreten4).‟ Ganz ſachgemäß und unanfecht-
bar erſcheint deshalb die Beurteilung, welche der däniſche
Stiftspropſt K. Hanſen5) der Reformation giebt. Er ſagt:
„Ein Umſturz alles Beſtehenden und eine Auflöſung
aller ererbten Verhältniſſe iſt eine Revolution, und was
in der erſten Hälfte des 16. Jahrhunderts geſchah, ſamt deſſen
Veranlaſſung und Folge iſt nicht weniger eine Revolution,

1) II. Band, p. 160.
2) Göttinger Gelehrten-Anzeiger 1881. p. 846.
3) „Die Reform der evangeliſchen Kirche.‟ Berlin 1876.
4) Geſch. d. Philoſophie. Bd. III, p. 258.
5) Hanſen, „Sind wir noch Lutheraner?‟ Kopenhagen 1885. p. 9
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[23/0035] mation‟ 1): „Es hat nie eine Revolution gegeben, die tiefer aufgewühlt, furchtbarer zerſtört, unerbittlicher gerichtet hätte. Wie mit einem Schlage war alles gelöſt und alles in Frage geſtellt; zuerſt in Gedanken der Menſchen, dann in reißend ſchneller Folge in den Zuſtänden, in aller Zucht und Ord- nung. Alles Geiſtliche und Weltliche zugleich war aus den Fugen, chaotiſch.‟ Ein ähnliches Urteil wiederholt Droyſen in der Einleitung zu ſeinem Werke: „Guſtav-Adolf von Schwe- den.‟ Jn gleicher Weiſe läßt ſich der proteſtantiſche Pro- feſſor Dr. C. von Weizſäcker in Tübingen hören: „Nur apo- logetiſche Befangenheit kann dieſe Frage (ob die Reformation revolutionär geweſen) ohne weiteres verneinen 2).‟ „Es iſt eine Unwahrheit,‟ ſo läßt ſich der Rechtsgelehrte Julius von Kirchmann hören, „wenn man Luthers Werk als eine Refor- mation bezeichnet; er kann trotz ſeiner guten Abſicht nicht als ein Reformator, ſondern als ein Devaſtator der Kirche gelten 3).‟ Zu gleichem Urteil gelangt der Philoſoph Hegel: „Die Hauptrevolution,‟ ſagt er, „iſt in der lutheriſchen Reformation eingetreten 4).‟ Ganz ſachgemäß und unanfecht- bar erſcheint deshalb die Beurteilung, welche der däniſche Stiftspropſt K. Hanſen 5) der Reformation giebt. Er ſagt: „Ein Umſturz alles Beſtehenden und eine Auflöſung aller ererbten Verhältniſſe iſt eine Revolution, und was in der erſten Hälfte des 16. Jahrhunderts geſchah, ſamt deſſen Veranlaſſung und Folge iſt nicht weniger eine Revolution, 1) II. Band, p. 160. 2) Göttinger Gelehrten-Anzeiger 1881. p. 846. 3) „Die Reform der evangeliſchen Kirche.‟ Berlin 1876. 4) Geſch. d. Philoſophie. Bd. III, p. 258. 5) Hanſen, „Sind wir noch Lutheraner?‟ Kopenhagen 1885. p. 9 10, 13, 86.

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Zitationshilfe: Diefenbach, Johann: Reformation oder Revolution. Mainz, 1897, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/diefenbach_reformation_1897/35>, abgerufen am 23.11.2024.