Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dickens, Charles: Der Weihnachtsabend (Übers. Edward Aubrey Moriarty). Leipzig, 1844.

Bild:
<< vorherige Seite

sei bei uns Nase nur mit einem Hauch von diesem Wetter gefaßt hätte, anstatt seine gewöhnlichen Waffen zu brauchen, dann würde er erst recht gebrüllt haben. Der Inhaber einer kleinen, jungen Nase, benagt und angebissen von der hungrigen Kälte, wie Knochen von Hunden benagt werden, legte sich an Scrooge's Schlüsselloch, um ihn mit einem Weihnachtslied zu erfreuen. Aber bei dem ersten Tone des Liedes ergriff Scrooge das Lineal mit einer solchen Energie, daß der Sänger voll Schrecken entfloh und das Schlüsselloch dem Nebel und der noch verwandteren Kälte überließ.

Endlich kam die Feierabendstunde. Unwillig stieg Scrooge von seinem Sessel und gab dem harrenden Diener in dem Verließ stillschweigend die Einwilligung, worauf dieser sogleich das Licht auslöschte und den Hut aufsetzte.

"Sie wollen den ganzen Tag morgen haben, vermuthe ich," sagte Scrooge.

"Wenn es Ihnen paßt, Sir."

"Es paßt mir nicht," sagte Scrooge, "und es gehört sich nicht. Wenn ich Ihnen eine halbe Krone dafür abzöge, würden Sie denken, es geschähe Ihnen Unrecht, nicht?"

Der Diener antwortete mit einem gezwungenen Lächeln.

"Und doch," sagte Scrooge, "denken Sie nicht daran, daß mir Unrecht geschieht, wenn ich einen Tag Lohn für einen Tag Faulenzen bezahle."

Der Diener bemerkte, daß es nur einmal im Jahre geschähe.

"Eine armselige Entschuldigung, um an jedem fünfundzwanzigsten

sei bei uns Nase nur mit einem Hauch von diesem Wetter gefaßt hätte, anstatt seine gewöhnlichen Waffen zu brauchen, dann würde er erst recht gebrüllt haben. Der Inhaber einer kleinen, jungen Nase, benagt und angebissen von der hungrigen Kälte, wie Knochen von Hunden benagt werden, legte sich an Scrooge’s Schlüsselloch, um ihn mit einem Weihnachtslied zu erfreuen. Aber bei dem ersten Tone des Liedes ergriff Scrooge das Lineal mit einer solchen Energie, daß der Sänger voll Schrecken entfloh und das Schlüsselloch dem Nebel und der noch verwandteren Kälte überließ.

Endlich kam die Feierabendstunde. Unwillig stieg Scrooge von seinem Sessel und gab dem harrenden Diener in dem Verließ stillschweigend die Einwilligung, worauf dieser sogleich das Licht auslöschte und den Hut aufsetzte.

„Sie wollen den ganzen Tag morgen haben, vermuthe ich,“ sagte Scrooge.

„Wenn es Ihnen paßt, Sir.“

„Es paßt mir nicht,“ sagte Scrooge, „und es gehört sich nicht. Wenn ich Ihnen eine halbe Krone dafür abzöge, würden Sie denken, es geschähe Ihnen Unrecht, nicht?“

Der Diener antwortete mit einem gezwungenen Lächeln.

„Und doch,“ sagte Scrooge, „denken Sie nicht daran, daß mir Unrecht geschieht, wenn ich einen Tag Lohn für einen Tag Faulenzen bezahle.“

Der Diener bemerkte, daß es nur einmal im Jahre geschähe.

„Eine armselige Entschuldigung, um an jedem fünfundzwanzigsten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0017" n="17"/>
sei bei uns Nase nur mit einem Hauch von diesem Wetter gefaßt hätte, anstatt seine gewöhnlichen Waffen zu brauchen, dann würde er erst recht gebrüllt haben. Der Inhaber einer kleinen, jungen Nase, benagt und angebissen von der hungrigen Kälte, wie Knochen von Hunden benagt werden, legte sich an Scrooge&#x2019;s Schlüsselloch, um ihn mit einem Weihnachtslied zu erfreuen. Aber bei dem ersten Tone des Liedes ergriff Scrooge das Lineal mit einer solchen Energie, daß der Sänger voll Schrecken entfloh und das Schlüsselloch dem Nebel und der noch verwandteren Kälte überließ.</p>
        <p>Endlich kam die Feierabendstunde. Unwillig stieg Scrooge von seinem Sessel und gab dem harrenden Diener in dem Verließ stillschweigend die Einwilligung, worauf dieser sogleich das Licht auslöschte und den Hut aufsetzte.</p>
        <p>&#x201E;Sie wollen den ganzen Tag morgen haben, vermuthe ich,&#x201C; sagte Scrooge.</p>
        <p>&#x201E;Wenn es Ihnen paßt, Sir.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Es paßt mir nicht,&#x201C; sagte Scrooge, &#x201E;und es gehört sich nicht. Wenn ich Ihnen eine halbe Krone dafür abzöge, würden Sie denken, es geschähe Ihnen Unrecht, nicht?&#x201C;</p>
        <p>Der Diener antwortete mit einem gezwungenen Lächeln.</p>
        <p>&#x201E;Und doch,&#x201C; sagte Scrooge, &#x201E;denken Sie nicht daran, daß mir Unrecht geschieht, wenn ich einen Tag Lohn für einen Tag Faulenzen bezahle.&#x201C;</p>
        <p>Der Diener bemerkte, daß es nur einmal im Jahre geschähe.</p>
        <p>&#x201E;Eine armselige Entschuldigung, um an jedem fünfundzwanzigsten
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0017] sei bei uns Nase nur mit einem Hauch von diesem Wetter gefaßt hätte, anstatt seine gewöhnlichen Waffen zu brauchen, dann würde er erst recht gebrüllt haben. Der Inhaber einer kleinen, jungen Nase, benagt und angebissen von der hungrigen Kälte, wie Knochen von Hunden benagt werden, legte sich an Scrooge’s Schlüsselloch, um ihn mit einem Weihnachtslied zu erfreuen. Aber bei dem ersten Tone des Liedes ergriff Scrooge das Lineal mit einer solchen Energie, daß der Sänger voll Schrecken entfloh und das Schlüsselloch dem Nebel und der noch verwandteren Kälte überließ. Endlich kam die Feierabendstunde. Unwillig stieg Scrooge von seinem Sessel und gab dem harrenden Diener in dem Verließ stillschweigend die Einwilligung, worauf dieser sogleich das Licht auslöschte und den Hut aufsetzte. „Sie wollen den ganzen Tag morgen haben, vermuthe ich,“ sagte Scrooge. „Wenn es Ihnen paßt, Sir.“ „Es paßt mir nicht,“ sagte Scrooge, „und es gehört sich nicht. Wenn ich Ihnen eine halbe Krone dafür abzöge, würden Sie denken, es geschähe Ihnen Unrecht, nicht?“ Der Diener antwortete mit einem gezwungenen Lächeln. „Und doch,“ sagte Scrooge, „denken Sie nicht daran, daß mir Unrecht geschieht, wenn ich einen Tag Lohn für einen Tag Faulenzen bezahle.“ Der Diener bemerkte, daß es nur einmal im Jahre geschähe. „Eine armselige Entschuldigung, um an jedem fünfundzwanzigsten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-27T08:24:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-27T08:24:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat (2012-11-27T08:24:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dickens_weihnachtsabend_1844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dickens_weihnachtsabend_1844/17
Zitationshilfe: Dickens, Charles: Der Weihnachtsabend (Übers. Edward Aubrey Moriarty). Leipzig, 1844, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dickens_weihnachtsabend_1844/17>, abgerufen am 23.11.2024.