Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665.

Bild:
<< vorherige Seite

an die Krancken.
sündigestu dich gegen Gott/ als thät Er dir unrecht/ und wilt ihme sei-
ne Gewalt/ so viel an dir ist/ nehmen/ als ob er nicht vollmächtige
Macht hätte/ die seinen zu fodern/ wenn er wil/ so er doch iedem Leib
und Leben gegeben/ und wils wieder von uns haben/ wenn Er wil/
da muß es seyn/ und du selber bist Gott deinen Leib sehuldig/ und must
ihn Jhm wieder geben/ wenn er ihn von dir abfodert. Darnach
sündigest du auch wieder deinen lieben Abgestorbenen: Denn mit
deiner seltzamen Weise/ so du führest/ zeigestu so viel an/ als ob es ihm
übel ergangen wäre/ so du doch aus seiner eigenen Bekäntnüs/ die Er
bey seinem Leben gethan/ gehöret hast/ daß GOtt einen edlen/ erwün-
schten Tausch mit ihme treffe/ und gebe ihm ein Ewiges für ein Zeit-
liches/ ein Ruhiges für ein Unruhiges/ für das Creutz/ welches er auff
Erden getragen/ und schier darunter darnieder gesuncken/ ewige
Freud. Gönnestu ihm denn nicht/ daß er sey bey Christo in sei-
nes Vaters Reich: Gönnestu ihm nicht/ daß er mit dem gläubi-
gen Schecher im Paradies/ und mit dem Lazaro in Abrahams
Schoß ist? Sprichstu/ ich wolt ihn lieber hie sehen/ so gönnestu
ihm nichts Guts/ sprichstu aber/ ja/ ich gönne es ihm wohl/ warüm
stelle stu dich denn so seltzam und ungebärdig/ und wollest ihm gern
die unverwelckliche Krone der Herrligkeit/ so ihm GOtt der gerech-
te Richter auf sein Häupt gesetzet/ wieder herab reissen?

Und bekennet selber die Warheit/ wenn du ihm etwas soltest
gewünschet haben/ woltestu ihm denn andere/ denn diese begehren
können/ so doch kein grösser Freude/ weder ob noch unter der Son-
nen ist/ wie Sanet Paulus spricht: Kein Auge hats gesehen.

Letzlich sündigest du auch wieder deinen eigenen Leib/ den
machest du traurig/ und bekümmerst ihn ümsonst/ und üm nichts/
denn es ist eitel und vergeblich/ die Todten beweinen/ und derglei-
chen. So höre nun was Sirach am 33. Cap. saget: Es ist
ein schöner Spruch den alle klagende Personen billich auswendig

lernen/
Ooooo

an die Krancken.
ſündigeſtu dich gegen Gott/ als thät Er dir unrecht/ und wilt ihme ſei-
ne Gewalt/ ſo viel an dir iſt/ nehmen/ als ob er nicht vollmächtige
Macht hätte/ die ſeinen zu fodern/ wenn er wil/ ſo er doch iedem Leib
und Leben gegeben/ und wils wieder von uns haben/ wenn Er wil/
da muß es ſeyn/ und du ſelber biſt Gott deinen Leib ſehuldig/ und muſt
ihn Jhm wieder geben/ wenn er ihn von dir abfodert. Darnach
ſündigeſt du auch wieder deinen lieben Abgeſtorbenen: Denn mit
deiner ſeltzamen Weiſe/ ſo du führeſt/ zeigeſtu ſo viel an/ als ob es ihm
übel ergangen wäre/ ſo du doch aus ſeiner eigenen Bekäntnüs/ die Er
bey ſeinem Leben gethan/ gehöret haſt/ daß GOtt einen edlen/ erwün-
ſchten Tauſch mit ihme treffe/ und gebe ihm ein Ewiges für ein Zeit-
liches/ ein Ruhiges für ein Unruhiges/ für das Creutz/ welches er auff
Erden getragen/ und ſchier darunter darnieder geſuncken/ ewige
Freud. Gönneſtu ihm denn nicht/ daß er ſey bey Chriſto in ſei-
nes Vaters Reich: Gönneſtu ihm nicht/ daß er mit dem gläubi-
gen Schecher im Paradies/ und mit dem Lazaro in Abrahams
Schoß iſt? Sprichſtu/ ich wolt ihn lieber hie ſehen/ ſo gönneſtu
ihm nichts Guts/ ſprichſtu aber/ ja/ ich gönne es ihm wohl/ warüm
ſtelle ſtu dich denn ſo ſeltzam und ungebärdig/ und wolleſt ihm gern
die unverwelckliche Krone der Herrligkeit/ ſo ihm GOtt der gerech-
te Richter auf ſein Häupt geſetzet/ wieder herab reiſſen?

Und bekennet ſelber die Warheit/ wenn du ihm etwas ſolteſt
gewünſchet haben/ wolteſtu ihm denn andere/ denn dieſe begehren
können/ ſo doch kein gröſſer Freude/ weder ob noch unter der Son-
nen iſt/ wie Sanet Paulus ſpricht: Kein Auge hats geſehen.

Letzlich ſündigeſt du auch wieder deinen eigenen Leib/ den
macheſt du traurig/ und bekümmerſt ihn ümſonſt/ und üm nichts/
denn es iſt eitel und vergeblich/ die Todten beweinen/ und derglei-
chen. So höre nun was Sirach am 33. Cap. ſaget: Es iſt
ein ſchöner Spruch den alle klagende Perſonen billich auswendig

lernen/
Ooooo
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0445" n="101[102]"/><fw place="top" type="header">an die Krancken.</fw><lb/>
&#x017F;ündige&#x017F;tu dich gegen Gott/ als thät Er dir unrecht/ und wilt ihme &#x017F;ei-<lb/>
ne Gewalt/ &#x017F;o viel an dir i&#x017F;t/ nehmen/ als ob er nicht vollmächtige<lb/>
Macht hätte/ die &#x017F;einen zu fodern/ wenn er wil/ &#x017F;o er doch iedem Leib<lb/>
und Leben gegeben/ und wils wieder von uns haben/ wenn Er wil/<lb/>
da muß es &#x017F;eyn/ und du &#x017F;elber bi&#x017F;t Gott deinen Leib &#x017F;ehuldig/ und mu&#x017F;t<lb/>
ihn Jhm wieder geben/ wenn er ihn von dir abfodert. Darnach<lb/>
&#x017F;ündige&#x017F;t du auch wieder deinen lieben Abge&#x017F;torbenen: Denn mit<lb/>
deiner &#x017F;eltzamen Wei&#x017F;e/ &#x017F;o du führe&#x017F;t/ zeige&#x017F;tu &#x017F;o viel an/ als ob es ihm<lb/>
übel ergangen wäre/ &#x017F;o du doch aus &#x017F;einer eigenen Bekäntnüs/ die Er<lb/>
bey &#x017F;einem Leben gethan/ gehöret ha&#x017F;t/ daß GOtt einen edlen/ erwün-<lb/>
&#x017F;chten Tau&#x017F;ch mit ihme treffe/ und gebe ihm ein Ewiges für ein Zeit-<lb/>
liches/ ein Ruhiges für ein Unruhiges/ für das Creutz/ welches er auff<lb/>
Erden getragen/ und &#x017F;chier darunter darnieder ge&#x017F;uncken/ ewige<lb/>
Freud. Gönne&#x017F;tu ihm denn nicht/ daß er &#x017F;ey bey Chri&#x017F;to in &#x017F;ei-<lb/>
nes Vaters Reich: Gönne&#x017F;tu ihm nicht/ daß er mit dem gläubi-<lb/>
gen Schecher im Paradies/ und mit dem Lazaro in Abrahams<lb/>
Schoß i&#x017F;t? Sprich&#x017F;tu/ ich wolt ihn lieber hie &#x017F;ehen/ &#x017F;o gönne&#x017F;tu<lb/>
ihm nichts Guts/ &#x017F;prich&#x017F;tu aber/ ja/ ich gönne es ihm wohl/ warüm<lb/>
&#x017F;telle &#x017F;tu dich denn &#x017F;o &#x017F;eltzam und ungebärdig/ und wolle&#x017F;t ihm gern<lb/>
die unverwelckliche Krone der Herrligkeit/ &#x017F;o ihm GOtt der gerech-<lb/>
te Richter auf &#x017F;ein Häupt ge&#x017F;etzet/ wieder herab rei&#x017F;&#x017F;en?</p><lb/>
                <p>Und bekennet &#x017F;elber die Warheit/ wenn du ihm etwas &#x017F;olte&#x017F;t<lb/>
gewün&#x017F;chet haben/ wolte&#x017F;tu ihm denn andere/ denn die&#x017F;e begehren<lb/>
können/ &#x017F;o doch kein grö&#x017F;&#x017F;er Freude/ weder ob noch unter der Son-<lb/>
nen i&#x017F;t/ wie Sanet Paulus &#x017F;pricht: Kein Auge hats ge&#x017F;ehen.</p><lb/>
                <p>Letzlich &#x017F;ündige&#x017F;t du auch wieder deinen eigenen Leib/ den<lb/>
mache&#x017F;t du traurig/ und bekümmer&#x017F;t ihn üm&#x017F;on&#x017F;t/ und üm nichts/<lb/>
denn es i&#x017F;t eitel und vergeblich/ die Todten beweinen/ und derglei-<lb/>
chen. So höre nun was Sirach am 33. Cap. &#x017F;aget: Es i&#x017F;t<lb/>
ein &#x017F;chöner Spruch den alle klagende Per&#x017F;onen billich auswendig<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Ooooo</fw><fw place="bottom" type="catch">lernen/</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101[102]/0445] an die Krancken. ſündigeſtu dich gegen Gott/ als thät Er dir unrecht/ und wilt ihme ſei- ne Gewalt/ ſo viel an dir iſt/ nehmen/ als ob er nicht vollmächtige Macht hätte/ die ſeinen zu fodern/ wenn er wil/ ſo er doch iedem Leib und Leben gegeben/ und wils wieder von uns haben/ wenn Er wil/ da muß es ſeyn/ und du ſelber biſt Gott deinen Leib ſehuldig/ und muſt ihn Jhm wieder geben/ wenn er ihn von dir abfodert. Darnach ſündigeſt du auch wieder deinen lieben Abgeſtorbenen: Denn mit deiner ſeltzamen Weiſe/ ſo du führeſt/ zeigeſtu ſo viel an/ als ob es ihm übel ergangen wäre/ ſo du doch aus ſeiner eigenen Bekäntnüs/ die Er bey ſeinem Leben gethan/ gehöret haſt/ daß GOtt einen edlen/ erwün- ſchten Tauſch mit ihme treffe/ und gebe ihm ein Ewiges für ein Zeit- liches/ ein Ruhiges für ein Unruhiges/ für das Creutz/ welches er auff Erden getragen/ und ſchier darunter darnieder geſuncken/ ewige Freud. Gönneſtu ihm denn nicht/ daß er ſey bey Chriſto in ſei- nes Vaters Reich: Gönneſtu ihm nicht/ daß er mit dem gläubi- gen Schecher im Paradies/ und mit dem Lazaro in Abrahams Schoß iſt? Sprichſtu/ ich wolt ihn lieber hie ſehen/ ſo gönneſtu ihm nichts Guts/ ſprichſtu aber/ ja/ ich gönne es ihm wohl/ warüm ſtelle ſtu dich denn ſo ſeltzam und ungebärdig/ und wolleſt ihm gern die unverwelckliche Krone der Herrligkeit/ ſo ihm GOtt der gerech- te Richter auf ſein Häupt geſetzet/ wieder herab reiſſen? Und bekennet ſelber die Warheit/ wenn du ihm etwas ſolteſt gewünſchet haben/ wolteſtu ihm denn andere/ denn dieſe begehren können/ ſo doch kein gröſſer Freude/ weder ob noch unter der Son- nen iſt/ wie Sanet Paulus ſpricht: Kein Auge hats geſehen. Letzlich ſündigeſt du auch wieder deinen eigenen Leib/ den macheſt du traurig/ und bekümmerſt ihn ümſonſt/ und üm nichts/ denn es iſt eitel und vergeblich/ die Todten beweinen/ und derglei- chen. So höre nun was Sirach am 33. Cap. ſaget: Es iſt ein ſchöner Spruch den alle klagende Perſonen billich auswendig lernen/ Ooooo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/deucer_gebetbuch_1665
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/deucer_gebetbuch_1665/445
Zitationshilfe: Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665, S. 101[102]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/deucer_gebetbuch_1665/445>, abgerufen am 24.11.2024.