Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665.

Bild:
<< vorherige Seite

3. Theil/ Gebet üm
bringe/ meinem Nechsten Treu/ Lieb/ Recht und Ge-
rechtigkeit erweise/ und meinem Beruff also vorstehe/
auf daß du am Jüngsten Gericht mein gnädiger und
barmhertziger Gott seyest/ und mir samt allen den
Meinigen die ewige himmlische Freud und Seeligkeit
gebest/ Amen.

Gebet/ daß dich Gott in deinem Stand nicht lasse hoffärtig werden.

OHerr himmlischer Vater/ ich weiß daß du nicht
allein die Menschen/ sondern auch die Engel üm
der Hoffart willen hefftig gestraffet/ die Demü-
tigen aber iederzeit geliebet hast/ warüm solt ich arme
Erd und Asche mich denn erheben/ und Hochmuth
treiben/ was hab ich doch/ daß ich von dir nicht em-
pfangen hätte? Vielleicht wird mein Leib/ den ich bis-
hero so hoch geliebet habe/ bald verfaulen und den
Würmern zu theil werden: Die ietzund in den Grä-
bern liegen/ waren vor kurtzer Zeit eben so gesund und
starck/ als ich ietzund bin/ vielleicht werde ich bald
werden wie sie/ es sey mir gleich lieb oder leid. Wa-
rüm wolt ich mich erheben und hochmütig seyn/ denn
es ist doch das Grab mein Haus/ und im Finsterüns
mein Bett gemacht. Die Verwesung heisse ich mei-
nen Vater/ und die Würmer meine Mutter und
Schwestern. Derhalben/ O Herr/ ich bitte dich hertz-
lich/ du wollest mir deine Göttliche Gnade verleihen/

daß

3. Theil/ Gebet üm
bringe/ meinem Nechſten Treu/ Lieb/ Recht und Ge-
rechtigkeit erweiſe/ und meinem Beruff alſo vorſtehe/
auf daß du am Jüngſten Gericht mein gnädiger und
barmhertziger Gott ſeyeſt/ und mir ſamt allen den
Meinigen die ewige him̃liſche Freud und Seeligkeit
gebeſt/ Amen.

Gebet/ daß dich Gott in deinem Stand nicht laſſe hoffärtig werden.

OHerr him̃liſcher Vater/ ich weiß daß du nicht
allein die Menſchen/ ſondern auch die Engel üm
der Hoffart willen hefftig geſtraffet/ die Demü-
tigen aber iederzeit geliebet haſt/ warüm ſolt ich arme
Erd und Aſche mich denn erheben/ und Hochmuth
treiben/ was hab ich doch/ daß ich von dir nicht em-
pfangen hätte? Vielleicht wird mein Leib/ den ich bis-
hero ſo hoch geliebet habe/ bald verfaulen und den
Würmern zu theil werden: Die ietzund in den Grä-
bern liegen/ waren vor kurtzer Zeit eben ſo geſund und
ſtarck/ als ich ietzund bin/ vielleicht werde ich bald
werden wie ſie/ es ſey mir gleich lieb oder leid. Wa-
rüm wolt ich mich erheben und hochmütig ſeyn/ denn
es iſt doch das Grab mein Haus/ und im Finſterüns
mein Bett gemacht. Die Verweſung heiſſe ich mei-
nen Vater/ und die Würmer meine Mutter und
Schweſtern. Derhalben/ O Herr/ ich bitte dich hertz-
lich/ du wolleſt mir deine Göttliche Gnade verleihen/

daß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0256" n="71"/><fw place="top" type="header">3. Theil/ Gebet üm</fw><lb/>
bringe/ meinem Nech&#x017F;ten Treu/ Lieb/ Recht und Ge-<lb/>
rechtigkeit erwei&#x017F;e/ und meinem Beruff al&#x017F;o vor&#x017F;tehe/<lb/>
auf daß du am Jüng&#x017F;ten Gericht mein gnädiger und<lb/>
barmhertziger Gott &#x017F;eye&#x017F;t/ und mir &#x017F;amt allen den<lb/>
Meinigen die ewige him&#x0303;li&#x017F;che Freud und Seeligkeit<lb/>
gebe&#x017F;t/ Amen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Gebet/ daß dich Gott in deinem Stand nicht la&#x017F;&#x017F;e hoffärtig werden.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">O</hi>H<hi rendition="#k">e</hi>rr him&#x0303;li&#x017F;cher Vater/ ich weiß daß du nicht<lb/>
allein die Men&#x017F;chen/ &#x017F;ondern auch die Engel üm<lb/>
der Hoffart willen hefftig ge&#x017F;traffet/ die Demü-<lb/>
tigen aber iederzeit geliebet ha&#x017F;t/ warüm &#x017F;olt ich arme<lb/>
Erd und A&#x017F;che mich denn erheben/ und Hochmuth<lb/>
treiben/ was hab ich doch/ daß ich von dir nicht em-<lb/>
pfangen hätte? Vielleicht wird mein Leib/ den ich bis-<lb/>
hero &#x017F;o hoch geliebet habe/ bald verfaulen und den<lb/>
Würmern zu theil werden: Die ietzund in den Grä-<lb/>
bern liegen/ waren vor kurtzer Zeit eben &#x017F;o ge&#x017F;und und<lb/>
&#x017F;tarck/ als ich ietzund bin/ vielleicht werde ich bald<lb/>
werden wie &#x017F;ie/ es &#x017F;ey mir gleich lieb oder leid. Wa-<lb/>
rüm wolt ich mich erheben und hochmütig &#x017F;eyn/ denn<lb/>
es i&#x017F;t doch das Grab mein Haus/ und im Fin&#x017F;terüns<lb/>
mein Bett gemacht. Die Verwe&#x017F;ung hei&#x017F;&#x017F;e ich mei-<lb/>
nen Vater/ und die Würmer meine Mutter und<lb/>
Schwe&#x017F;tern. Derhalben/ O H<hi rendition="#k">e</hi>rr/ ich bitte dich hertz-<lb/>
lich/ du wolle&#x017F;t mir deine Göttliche Gnade verleihen/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">daß</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[71/0256] 3. Theil/ Gebet üm bringe/ meinem Nechſten Treu/ Lieb/ Recht und Ge- rechtigkeit erweiſe/ und meinem Beruff alſo vorſtehe/ auf daß du am Jüngſten Gericht mein gnädiger und barmhertziger Gott ſeyeſt/ und mir ſamt allen den Meinigen die ewige him̃liſche Freud und Seeligkeit gebeſt/ Amen. Gebet/ daß dich Gott in deinem Stand nicht laſſe hoffärtig werden. OHerr him̃liſcher Vater/ ich weiß daß du nicht allein die Menſchen/ ſondern auch die Engel üm der Hoffart willen hefftig geſtraffet/ die Demü- tigen aber iederzeit geliebet haſt/ warüm ſolt ich arme Erd und Aſche mich denn erheben/ und Hochmuth treiben/ was hab ich doch/ daß ich von dir nicht em- pfangen hätte? Vielleicht wird mein Leib/ den ich bis- hero ſo hoch geliebet habe/ bald verfaulen und den Würmern zu theil werden: Die ietzund in den Grä- bern liegen/ waren vor kurtzer Zeit eben ſo geſund und ſtarck/ als ich ietzund bin/ vielleicht werde ich bald werden wie ſie/ es ſey mir gleich lieb oder leid. Wa- rüm wolt ich mich erheben und hochmütig ſeyn/ denn es iſt doch das Grab mein Haus/ und im Finſterüns mein Bett gemacht. Die Verweſung heiſſe ich mei- nen Vater/ und die Würmer meine Mutter und Schweſtern. Derhalben/ O Herr/ ich bitte dich hertz- lich/ du wolleſt mir deine Göttliche Gnade verleihen/ daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/deucer_gebetbuch_1665
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/deucer_gebetbuch_1665/256
Zitationshilfe: Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/deucer_gebetbuch_1665/256>, abgerufen am 27.06.2024.