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Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665.

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Am Sontag.
tröstlich Wort. Dasselbe Werck hat Er in das Wort gefasset
auff daß es begreifflich würde/ Nun solst du ie dem Wort billich
gläuben/ denn GOtt leugt nicht/ weil aber Fleisch und Blut ja so
schwach ist/ und sich auf das blosse Wort nicht wol verlassen kan/
wolte lieber fühlen und sehen/ denn gläuben/ so hat GOtt neben
der Verheissung ein Zeichen geben/ daß du sehen und fühlen kanst/
und giebt dir eben den Leib zum Pfand seiner Gnaden/ den Er für
dich zur Erlösung gegeben hat/ und das Blut/ daß er für dich vergos-
sen hat/ zu trincken/ deinen schwachen Glauben damit auf zuhelffen.

Wer also gedencket/ dessen Glaube muß gestärcket werden/
und kan ohne Frucht nicht abgehen. Denn wenn Christus
unser Herr und warhafftiger GOttes Sohn/ schwüre bey Him-
mel und bey Erden/ bey der Göttlichen Majestät/ und bey der Kron
seines Reiches/ so wäre es doch nicht so viel/ auch nicht so tröstlich
als daß Er sich selber setzt zum Pfand seiner unaussprechlichen Lie-
be gegen uns.

Wie sucht man Trost im Sacrament?

Das Creutz bleibet gewislich nicht aussen/ so wir anders
recht gläuben Wenn nu Wiederwertigkeit und Verfolgung
auff uns zu schlägt/ und Gott dem Teuffel verhängt/ verbirget
sich eine kleine Weile/ alsdenn gedenckt der Mensche/ er sey gar
verlassen/ Gott habe seiner vergessen.

Wieder solche Gedancken haben wir hie zweyerley Trost:

1. Erstlich daß wir wissen/ Christus sey bey uns/ nicht allein
mit seiner Göttlichen Krafft/ sondern auch leiblich gegenwertig/ in
dem allerheiligsten/ hochwürdigen Sacrament/ und uns also nahe/
daß Er uns nicht kan näher seyn/ denn Er läst sich da vom hohen
Himmel herab/ und berühret uns Leib und Seel/ Wer das bedenckt/
der kan ja nicht klagen/ daß Christus nicht bey uns sey/ oder unser
vergessen habe.

2. Der

Am Sontag.
tröſtlich Wort. Daſſelbe Werck hat Er in das Wort gefaſſet
auff daß es begreifflich würde/ Nun ſolſt du ie dem Wort billich
gläuben/ denn GOtt leugt nicht/ weil aber Fleiſch und Blut ja ſo
ſchwach iſt/ und ſich auf das bloſſe Wort nicht wol verlaſſen kan/
wolte lieber fühlen und ſehen/ denn gläuben/ ſo hat GOtt neben
der Verheiſſung ein Zeichen geben/ daß du ſehen und fühlen kanſt/
und giebt dir eben den Leib zum Pfand ſeiner Gnaden/ den Er für
dich zur Erlöſung gegeben hat/ und das Blut/ daß er für dich vergoſ-
ſen hat/ zu trincken/ deinen ſchwachen Glauben damit auf zuhelffen.

Wer alſo gedencket/ deſſen Glaube muß geſtärcket werden/
und kan ohne Frucht nicht abgehen. Denn wenn Chriſtus
unſer Herr und warhafftiger GOttes Sohn/ ſchwüre bey Him-
mel und bey Erden/ bey der Göttlichen Majeſtät/ und bey der Kron
ſeines Reiches/ ſo wäre es doch nicht ſo viel/ auch nicht ſo tröſtlich
als daß Er ſich ſelber ſetzt zum Pfand ſeiner unausſprechlichen Lie-
be gegen uns.

Wie ſucht man Troſt im Sacrament?

Das Creutz bleibet gewislich nicht auſſen/ ſo wir anders
recht gläuben Wenn nu Wiederwertigkeit und Verfolgung
auff uns zu ſchlägt/ und Gott dem Teuffel verhängt/ verbirget
ſich eine kleine Weile/ alsdenn gedenckt der Menſche/ er ſey gar
verlaſſen/ Gott habe ſeiner vergeſſen.

Wieder ſolche Gedancken haben wir hie zweyerley Troſt:

1. Erſtlich daß wir wiſſen/ Chriſtus ſey bey uns/ nicht allein
mit ſeiner Göttlichen Krafft/ ſondern auch leiblich gegenwertig/ in
dem allerheiligſten/ hochwürdigen Sacrament/ und uns alſo nahe/
daß Er uns nicht kan näher ſeyn/ denn Er läſt ſich da vom hohen
Him̃el herab/ und berühret uns Leib und Seel/ Wer das bedenckt/
der kan ja nicht klagen/ daß Chriſtus nicht bey uns ſey/ oder unſer
vergeſſen habe.

2. Der
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[93/0167] Am Sontag. tröſtlich Wort. Daſſelbe Werck hat Er in das Wort gefaſſet auff daß es begreifflich würde/ Nun ſolſt du ie dem Wort billich gläuben/ denn GOtt leugt nicht/ weil aber Fleiſch und Blut ja ſo ſchwach iſt/ und ſich auf das bloſſe Wort nicht wol verlaſſen kan/ wolte lieber fühlen und ſehen/ denn gläuben/ ſo hat GOtt neben der Verheiſſung ein Zeichen geben/ daß du ſehen und fühlen kanſt/ und giebt dir eben den Leib zum Pfand ſeiner Gnaden/ den Er für dich zur Erlöſung gegeben hat/ und das Blut/ daß er für dich vergoſ- ſen hat/ zu trincken/ deinen ſchwachen Glauben damit auf zuhelffen. Wer alſo gedencket/ deſſen Glaube muß geſtärcket werden/ und kan ohne Frucht nicht abgehen. Denn wenn Chriſtus unſer Herr und warhafftiger GOttes Sohn/ ſchwüre bey Him- mel und bey Erden/ bey der Göttlichen Majeſtät/ und bey der Kron ſeines Reiches/ ſo wäre es doch nicht ſo viel/ auch nicht ſo tröſtlich als daß Er ſich ſelber ſetzt zum Pfand ſeiner unausſprechlichen Lie- be gegen uns. Wie ſucht man Troſt im Sacrament? Das Creutz bleibet gewislich nicht auſſen/ ſo wir anders recht gläuben Wenn nu Wiederwertigkeit und Verfolgung auff uns zu ſchlägt/ und Gott dem Teuffel verhängt/ verbirget ſich eine kleine Weile/ alsdenn gedenckt der Menſche/ er ſey gar verlaſſen/ Gott habe ſeiner vergeſſen. Wieder ſolche Gedancken haben wir hie zweyerley Troſt: 1. Erſtlich daß wir wiſſen/ Chriſtus ſey bey uns/ nicht allein mit ſeiner Göttlichen Krafft/ ſondern auch leiblich gegenwertig/ in dem allerheiligſten/ hochwürdigen Sacrament/ und uns alſo nahe/ daß Er uns nicht kan näher ſeyn/ denn Er läſt ſich da vom hohen Him̃el herab/ und berühret uns Leib und Seel/ Wer das bedenckt/ der kan ja nicht klagen/ daß Chriſtus nicht bey uns ſey/ oder unſer vergeſſen habe. 2. Der

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Zitationshilfe: Deucer, Johann: Nützliches Gebet-Buch. Zittau, 1665, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/deucer_gebetbuch_1665/167>, abgerufen am 24.11.2024.