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Delbrück, Berthold: Die neueste Sprachforschung. Betrachtungen über Georg Curtius Schrift zur Kritik der neuesten Sprachforschung. Leipzig, 1885.

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Schauspiel: der halbgraue, aber noch immer nicht nur rüstige,
sondern heisse Kämpfer im Streite gegen junges, und doch
höchst nüchternes Blut -- und Blut von seinem Blut." An
diese Worte Steinthals, die sich mir aus irgend einem Grunde
eingeprägt hatten, wurde ich beim Durchlesen der jüngsten
Schrift von Georg Curtius: Zur Kritik der neuesten Sprach-
forschung (Leipzig 1885) lebhaft erinnert. In der That hat
das, was sich heute in der Sprachforschung vollzieht, manche
Aehnlichkeit mit dem von Steinthal geschilderten Vorgange.
Sind es doch wesentlich Curtius' eigene Schüler (zu denen auch
ich mich gern zähle, wenn ich auch nicht das Glück gehabt
habe, seine Vorlesungen zu hören), mit denen der Lehrer
sich heute auseinandersetzt. Und mit noch grösserem Rechte
als damals, glaube ich, kann man heute das Schauspiel ein
erfreuliches nennen, erfreulich namentlich, weil es sich nicht
um Rechthaberei, sondern um schaffende Polemik handelt,
und erfreulich auch deshalb, weil der Verfasser es verstan-
den hat, auch da, wo er sich persönlich durch den erfahre-
nen Angriff schmerzlich berührt fühlt, seinen Widerspruch
in edle Form zu kleiden. Einer in so liebenswürdiger Weise
ausgesprochenen Aufforderung zu öffentlichem Zwiegespräch
lässt sich schwer widerstehen, und so gestatte ich mir denn,
als einer der Betheiligten, dem philologischen Publikum
dasjenige vorzulegen, was ich im Augenblick über oder
gegen die Schrift von Curtius auf dem Herzen habe. Ich
sage mit Bedacht: dem philologischen Publikum, denn wie
Curtius sich in seinen Aeusserungen an einen weiteren Kreis
wendet, so hoffe auch ich, dass es mir gelingen wird, neben
den Fachleuten auch die Nachbaren zur Theilnahme herbei-
zulocken.

Ehe ich indessen auf die Sache selbst eingehe, erlaube
ich mir ein Wort über meine von Curtius häufig erwähnte
Schrift: Einleitung in das Sprachstudium, Leipzig 1880

Schauspiel: der halbgraue, aber noch immer nicht nur rüstige,
sondern heisse Kämpfer im Streite gegen junges, und doch
höchst nüchternes Blut — und Blut von seinem Blut.« An
diese Worte Steinthals, die sich mir aus irgend einem Grunde
eingeprägt hatten, wurde ich beim Durchlesen der jüngsten
Schrift von Georg Curtius: Zur Kritik der neuesten Sprach-
forschung (Leipzig 1885) lebhaft erinnert. In der That hat
das, was sich heute in der Sprachforschung vollzieht, manche
Aehnlichkeit mit dem von Steinthal geschilderten Vorgange.
Sind es doch wesentlich Curtius' eigene Schüler (zu denen auch
ich mich gern zähle, wenn ich auch nicht das Glück gehabt
habe, seine Vorlesungen zu hören), mit denen der Lehrer
sich heute auseinandersetzt. Und mit noch grösserem Rechte
als damals, glaube ich, kann man heute das Schauspiel ein
erfreuliches nennen, erfreulich namentlich, weil es sich nicht
um Rechthaberei, sondern um schaffende Polemik handelt,
und erfreulich auch deshalb, weil der Verfasser es verstan-
den hat, auch da, wo er sich persönlich durch den erfahre-
nen Angriff schmerzlich berührt fühlt, seinen Widerspruch
in edle Form zu kleiden. Einer in so liebenswürdiger Weise
ausgesprochenen Aufforderung zu öffentlichem Zwiegespräch
lässt sich schwer widerstehen, und so gestatte ich mir denn,
als einer der Betheiligten, dem philologischen Publikum
dasjenige vorzulegen, was ich im Augenblick über oder
gegen die Schrift von Curtius auf dem Herzen habe. Ich
sage mit Bedacht: dem philologischen Publikum, denn wie
Curtius sich in seinen Aeusserungen an einen weiteren Kreis
wendet, so hoffe auch ich, dass es mir gelingen wird, neben
den Fachleuten auch die Nachbaren zur Theilnahme herbei-
zulocken.

Ehe ich indessen auf die Sache selbst eingehe, erlaube
ich mir ein Wort über meine von Curtius häufig erwähnte
Schrift: Einleitung in das Sprachstudium, Leipzig 1880

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[4/0009] Schauspiel: der halbgraue, aber noch immer nicht nur rüstige, sondern heisse Kämpfer im Streite gegen junges, und doch höchst nüchternes Blut — und Blut von seinem Blut.« An diese Worte Steinthals, die sich mir aus irgend einem Grunde eingeprägt hatten, wurde ich beim Durchlesen der jüngsten Schrift von Georg Curtius: Zur Kritik der neuesten Sprach- forschung (Leipzig 1885) lebhaft erinnert. In der That hat das, was sich heute in der Sprachforschung vollzieht, manche Aehnlichkeit mit dem von Steinthal geschilderten Vorgange. Sind es doch wesentlich Curtius' eigene Schüler (zu denen auch ich mich gern zähle, wenn ich auch nicht das Glück gehabt habe, seine Vorlesungen zu hören), mit denen der Lehrer sich heute auseinandersetzt. Und mit noch grösserem Rechte als damals, glaube ich, kann man heute das Schauspiel ein erfreuliches nennen, erfreulich namentlich, weil es sich nicht um Rechthaberei, sondern um schaffende Polemik handelt, und erfreulich auch deshalb, weil der Verfasser es verstan- den hat, auch da, wo er sich persönlich durch den erfahre- nen Angriff schmerzlich berührt fühlt, seinen Widerspruch in edle Form zu kleiden. Einer in so liebenswürdiger Weise ausgesprochenen Aufforderung zu öffentlichem Zwiegespräch lässt sich schwer widerstehen, und so gestatte ich mir denn, als einer der Betheiligten, dem philologischen Publikum dasjenige vorzulegen, was ich im Augenblick über oder gegen die Schrift von Curtius auf dem Herzen habe. Ich sage mit Bedacht: dem philologischen Publikum, denn wie Curtius sich in seinen Aeusserungen an einen weiteren Kreis wendet, so hoffe auch ich, dass es mir gelingen wird, neben den Fachleuten auch die Nachbaren zur Theilnahme herbei- zulocken. Ehe ich indessen auf die Sache selbst eingehe, erlaube ich mir ein Wort über meine von Curtius häufig erwähnte Schrift: Einleitung in das Sprachstudium, Leipzig 1880

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Zitationshilfe: Delbrück, Berthold: Die neueste Sprachforschung. Betrachtungen über Georg Curtius Schrift zur Kritik der neuesten Sprachforschung. Leipzig, 1885, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/delbrueck_sprachforschung_1885/9>, abgerufen am 18.12.2024.