Dehio, Georg: Kunsthistorische Aufsätze. München u. a., 1914.Die Rivalität zwischen Raphael und Michelangelo wohl diese letzteren und der Jesaias von einer und derselben Handherrühren, -- etwa Giulio Romanos? Vasaris Buch zeigt auch an anderen zahlreichen Stellen deut- Daß auch Michelangelo zwischen einem von Raphael selbst Die Rivalität zwischen Raphael und Michelangelo wohl diese letzteren und der Jesaias von einer und derselben Handherrühren, — etwa Giulio Romanos? Vasaris Buch zeigt auch an anderen zahlreichen Stellen deut- Daß auch Michelangelo zwischen einem von Raphael selbst <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0271" n="219"/><fw place="top" type="header">Die Rivalität zwischen Raphael und Michelangelo</fw><lb/> wohl diese letzteren und der Jesaias von einer und derselben Hand<lb/> herrühren, — etwa Giulio Romanos?</p><lb/> <p>Vasaris Buch zeigt auch an anderen zahlreichen Stellen deut-<lb/> lich genug, welche Kluft zwischen seiner Zeit und der Zeit Ra-<lb/> phaels schon sich geöffnet hatte. Es lag vor allem der Sacco di<lb/> Roma dazwischen, der die dortige Künstlergenossenschaft in alle<lb/> Winde versprengte, nicht wenige Fäden der Überlieferung abriß.</p><lb/> <p>Daß auch Michelangelo zwischen einem von Raphael selbst<lb/> entworfenen Bilde und einem Schülerwerk nicht sicher unterschied,<lb/> ist bei den Gepflogenheiten der raphaelischen Werkstatt und nach<lb/> Ablauf fast eines Menschenalters wohl zu begreifen; vollends dann,<lb/> wenn der Irrtum ihm erwünscht kam, indem er seinem unver-<lb/> söhnlichen Haß Nahrung gab. So beweist also Vasaris Erzählung<lb/> etwas ganz anderes als sie beweisen soll. Sie ist ein Beitrag nicht<lb/> sowohl zur Charakteristik Raphaels, als zu der Michelangelos,<lb/> dieses zeitlebens von seiner mißtrauischen Phantasie gepeinigten<lb/> Gespenstersehers. Für die feindliche Gesinnung gegen Raphael<lb/> läßt sich nach unserer Kenntnis der Dinge kein objektiver Grund<lb/> nachweisen, als der dem Temperamente Michelangelo allerdings<lb/> genügende daß Raphael mit Bramante, dem Verderber des Julius-<lb/> denkmals, befreundet war.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [219/0271]
Die Rivalität zwischen Raphael und Michelangelo
wohl diese letzteren und der Jesaias von einer und derselben Hand
herrühren, — etwa Giulio Romanos?
Vasaris Buch zeigt auch an anderen zahlreichen Stellen deut-
lich genug, welche Kluft zwischen seiner Zeit und der Zeit Ra-
phaels schon sich geöffnet hatte. Es lag vor allem der Sacco di
Roma dazwischen, der die dortige Künstlergenossenschaft in alle
Winde versprengte, nicht wenige Fäden der Überlieferung abriß.
Daß auch Michelangelo zwischen einem von Raphael selbst
entworfenen Bilde und einem Schülerwerk nicht sicher unterschied,
ist bei den Gepflogenheiten der raphaelischen Werkstatt und nach
Ablauf fast eines Menschenalters wohl zu begreifen; vollends dann,
wenn der Irrtum ihm erwünscht kam, indem er seinem unver-
söhnlichen Haß Nahrung gab. So beweist also Vasaris Erzählung
etwas ganz anderes als sie beweisen soll. Sie ist ein Beitrag nicht
sowohl zur Charakteristik Raphaels, als zu der Michelangelos,
dieses zeitlebens von seiner mißtrauischen Phantasie gepeinigten
Gespenstersehers. Für die feindliche Gesinnung gegen Raphael
läßt sich nach unserer Kenntnis der Dinge kein objektiver Grund
nachweisen, als der dem Temperamente Michelangelo allerdings
genügende daß Raphael mit Bramante, dem Verderber des Julius-
denkmals, befreundet war.
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