Den Anstoß zu der nachfolgenden Untersuchung gaben mir die bekannten, einander sehr nahestehenden Kreuzigungsgruppen aus dem frühen XVI. Jahrhun- dert in Frankfurt, Mainz und Wimpfen. Als ihren Meister kennen wir den Mainzer Bildhauer Hans Backofen. Sein Name ist für zwei von ihnen urkundlich gesichert, für die beiden anderen spricht die stilistische Übereinstimmung so deut- lich, als irgend gewünscht werden kann. Das älteste und umfang- reichste, siebenfigurige Exemplar ist das auf dem Domkirchhof in Frankfurt (Taf. 10), gestiftet 1509 von Jakob Heller, demselben, der Dürer beschäftigt hat. Das zweite, ebenfalls in Frankfurt, auf dem Peterskirchhof, 1510. Das Wimpfener (Taf. 11), jetzt auf fünf Figuren reduziert, ursprünglich sechsfigurig, muß in den nächstfolgenden Jahren entstanden sein. Das Mainzer, gegenüber der Jesuitenkirche St. Ignaz, sechsfigurig, nach 1519; die Inschrift lautet: a. d. 1519 uff den 21. Tag des Monats Septembris ist gestorben der ersame Meister Hans Backoffen von Sultzpach, Bildhauer, dernach uff den 25. Tag des Monats Oktobris ist gestorben Catharina Fustin sein ehe- lichen Husfrawe, welch dies Crucifix aus ihrem Testament haben lassen machen, denen Gott genedig und barmhertzig syn wolle. Amen.
Daß der Künstler, dem so umfangreiche Unternehmungen anvertraut wurden und dem seine Geschäftsbilanz ein so großes und kostbares Geschenk seinen Mitbürgern zu vermachen erlaubte, Meister einer sehr großen Werkstatt gewesen sein muß, versteht sich von selbst. Sonderbar müßte es zugehen, wenn sich nicht anderes noch, bisher unerkannt, von ihm erhalten hätte.
Ferner zeigen uns bereits die oben genannten Denkmäler, trotz der Enge des Darstellungskreises, Backofen als einen jener Künstler des frühen XVI. Jahrhunderts, die mit angestrengtem Eifer einen neuen Stil sich zu erringen trachteten; und sie zeigen ihn darin in hohem Grade selbständig. Ich glaube bestimmt, wären sie inschriftlos auf uns gekommen, so würde die Datierung peinliche Unsicherheit verursachen; meistens wohl würde man sie beträchtlich jünger einschätzen, als sie sind.
Mit der Nachforschung nach bisher unerkannten Werken Backofens werden wir naturgemäß zuerst in Mainz beginnen.
Den Anstoß zu der nachfolgenden Untersuchung gaben mir die bekannten, einander sehr nahestehenden Kreuzigungsgruppen aus dem frühen XVI. Jahrhun- dert in Frankfurt, Mainz und Wimpfen. Als ihren Meister kennen wir den Mainzer Bildhauer Hans Backofen. Sein Name ist für zwei von ihnen urkundlich gesichert, für die beiden anderen spricht die stilistische Übereinstimmung so deut- lich, als irgend gewünscht werden kann. Das älteste und umfang- reichste, siebenfigurige Exemplar ist das auf dem Domkirchhof in Frankfurt (Taf. 10), gestiftet 1509 von Jakob Heller, demselben, der Dürer beschäftigt hat. Das zweite, ebenfalls in Frankfurt, auf dem Peterskirchhof, 1510. Das Wimpfener (Taf. 11), jetzt auf fünf Figuren reduziert, ursprünglich sechsfigurig, muß in den nächstfolgenden Jahren entstanden sein. Das Mainzer, gegenüber der Jesuitenkirche St. Ignaz, sechsfigurig, nach 1519; die Inschrift lautet: a. d. 1519 uff den 21. Tag des Monats Septembris ist gestorben der ersame Meister Hans Backoffen von Sultzpach, Bildhauer, dernach uff den 25. Tag des Monats Oktobris ist gestorben Catharina Fustin sein ehe- lichen Husfrawe, welch dies Crucifix aus ihrem Testament haben lassen machen, denen Gott genedig und barmhertzig syn wolle. Amen.
Daß der Künstler, dem so umfangreiche Unternehmungen anvertraut wurden und dem seine Geschäftsbilanz ein so großes und kostbares Geschenk seinen Mitbürgern zu vermachen erlaubte, Meister einer sehr großen Werkstatt gewesen sein muß, versteht sich von selbst. Sonderbar müßte es zugehen, wenn sich nicht anderes noch, bisher unerkannt, von ihm erhalten hätte.
Ferner zeigen uns bereits die oben genannten Denkmäler, trotz der Enge des Darstellungskreises, Backofen als einen jener Künstler des frühen XVI. Jahrhunderts, die mit angestrengtem Eifer einen neuen Stil sich zu erringen trachteten; und sie zeigen ihn darin in hohem Grade selbständig. Ich glaube bestimmt, wären sie inschriftlos auf uns gekommen, so würde die Datierung peinliche Unsicherheit verursachen; meistens wohl würde man sie beträchtlich jünger einschätzen, als sie sind.
Mit der Nachforschung nach bisher unerkannten Werken Backofens werden wir naturgemäß zuerst in Mainz beginnen.
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Den Anstoß zu der nachfolgenden Untersuchung gaben
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Meister kennen wir den Mainzer Bildhauer Hans
Backofen. Sein Name ist für zwei von ihnen urkundlich gesichert, für
die beiden anderen spricht die stilistische Übereinstimmung so deut-
lich, als irgend gewünscht werden kann. Das älteste und umfang-
reichste, siebenfigurige Exemplar ist das auf dem Domkirchhof in
Frankfurt (Taf. 10), gestiftet 1509 von Jakob Heller, demselben, der
Dürer beschäftigt hat. Das zweite, ebenfalls in Frankfurt, auf dem
Peterskirchhof, 1510. Das Wimpfener (Taf. 11), jetzt auf fünf Figuren
reduziert, ursprünglich sechsfigurig, muß in den nächstfolgenden
Jahren entstanden sein. Das Mainzer, gegenüber der Jesuitenkirche
St. Ignaz, sechsfigurig, nach 1519; die Inschrift lautet: a. d. 1519
uff den 21. Tag des Monats Septembris ist gestorben der ersame
Meister Hans Backoffen von Sultzpach, Bildhauer, dernach uff den
25. Tag des Monats Oktobris ist gestorben Catharina Fustin sein ehe-
lichen Husfrawe, welch dies Crucifix aus ihrem Testament haben
lassen machen, denen Gott genedig und barmhertzig syn wolle. Amen.
Daß der Künstler, dem so umfangreiche Unternehmungen
anvertraut wurden und dem seine Geschäftsbilanz ein so großes
und kostbares Geschenk seinen Mitbürgern zu vermachen erlaubte,
Meister einer sehr großen Werkstatt gewesen sein muß, versteht
sich von selbst. Sonderbar müßte es zugehen, wenn sich nicht anderes
noch, bisher unerkannt, von ihm erhalten hätte.
Ferner zeigen uns bereits die oben genannten Denkmäler,
trotz der Enge des Darstellungskreises, Backofen als einen jener
Künstler des frühen XVI. Jahrhunderts, die mit angestrengtem
Eifer einen neuen Stil sich zu erringen trachteten; und sie zeigen
ihn darin in hohem Grade selbständig. Ich glaube bestimmt,
wären sie inschriftlos auf uns gekommen, so würde die Datierung
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beträchtlich jünger einschätzen, als sie sind.
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Dehio, Georg: Kunsthistorische Aufsätze. München u. a., 1914, S. [133]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dehio_aufsaetze_1914/165>, abgerufen am 25.11.2024.
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