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Dehio, Georg: Kunsthistorische Aufsätze. München u. a., 1914.

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Die Kunst Unteritaliens in der Zeit Kaiser Friedrich II.
in ihrer Anlage eine der allermerkwürdigsten ist. Wenn schon aus
spärlichen Trümmern, kann dieselbe doch noch mit voller Deut-
lichkeit erkannt werden. Ein regulärer Zentralbau.

Die Burg war noch bewohnt, als sie 1795 als Nationaleigentum
verkauft und abgebrochen wurde. Innerhalb der erhaltenen Reste
der Ringmauer wurden Wohn- und Wirtschaftsgebäude eingebaut.
Ein Brand 1876 zerstörte sie. An ihrer Stelle erbaute Konser-
vator Baurat Winkler eine neuromanische Kapelle zum Ge-
dächtnis an Papst Leo IX. aus dem Geschlecht der Egisheimer
Grafen.

Die nachfolgenden Abbildungen (Taf. 4) geben 1. einen im
Bezirksarchiv zu Kolmar aufbewahrten Grundriß vom Jahre 1790,
2. die Ansicht aus Walters "Vues pittoresques de l'Alsace" 1785.
Die letztere zeigt, daß der ursprünglich romanische Bau schon im
späteren Mittelalter in seinen oberen Teilen erneuert und aus-
gebaut war. Nach Ausscheidung dieser späteren Zubauten ergibt
sich eine Anlage von strengster Regelmäßigkeit: eine achteckige
Ringmauer und in der Mitte ein achteckiger Turm. Der Durch-
messer der Ringmauer (im Sinne des umgeschriebenen Kreises)
mißt 34 m bei einer Mauerstärke von 1,60 m, der Durchmesser
des Turmes 10,60 m bei einer Mauerstärke von 3 m. Die Funda-
mente des Turmes sind jetzt von der Winklerschen Kapelle über-
baut und dadurch der Untersuchung entzogen. Von der Ring-
mauer stehen drei Polygonseiten, teilweise bis zu einer Höhe
von 5 m. Mauerwerk in Buckelquadern mit Schlagrand. Bei
Buckelquaderwerk dieser Art spricht die allgemeine Präsumption
für die Zeit zwischen 1150 und 1250, doch können auch diese
Zeitgrenzen noch weiter gezogen werden. Die äußere Geschichte
der Burg bietet wenig Aufschlüsse. Von den alten Egisheimer
Grafen war sie an die jüngere Linie, die Dagsburger, gekommen,
die aber, wie es scheint, hier nicht mehr gewohnt haben. Nach
dem Tode der letzten Dagsburgerin (Gräfin Gertrud, + 1225)
war um ihre Erbschaft langer Streit. 1228 können staufische
Ministerialen nachgewiesen werden. Vielleicht um diese Zeit,
jedenfalls nicht später, ist die Burg, deren Reste wir vor uns haben,
erbaut worden.

8*

Die Kunst Unteritaliens in der Zeit Kaiser Friedrich II.
in ihrer Anlage eine der allermerkwürdigsten ist. Wenn schon aus
spärlichen Trümmern, kann dieselbe doch noch mit voller Deut-
lichkeit erkannt werden. Ein regulärer Zentralbau.

Die Burg war noch bewohnt, als sie 1795 als Nationaleigentum
verkauft und abgebrochen wurde. Innerhalb der erhaltenen Reste
der Ringmauer wurden Wohn- und Wirtschaftsgebäude eingebaut.
Ein Brand 1876 zerstörte sie. An ihrer Stelle erbaute Konser-
vator Baurat Winkler eine neuromanische Kapelle zum Ge-
dächtnis an Papst Leo IX. aus dem Geschlecht der Egisheimer
Grafen.

Die nachfolgenden Abbildungen (Taf. 4) geben 1. einen im
Bezirksarchiv zu Kolmar aufbewahrten Grundriß vom Jahre 1790,
2. die Ansicht aus Walters »Vues pittoresques de l'Alsace« 1785.
Die letztere zeigt, daß der ursprünglich romanische Bau schon im
späteren Mittelalter in seinen oberen Teilen erneuert und aus-
gebaut war. Nach Ausscheidung dieser späteren Zubauten ergibt
sich eine Anlage von strengster Regelmäßigkeit: eine achteckige
Ringmauer und in der Mitte ein achteckiger Turm. Der Durch-
messer der Ringmauer (im Sinne des umgeschriebenen Kreises)
mißt 34 m bei einer Mauerstärke von 1,60 m, der Durchmesser
des Turmes 10,60 m bei einer Mauerstärke von 3 m. Die Funda-
mente des Turmes sind jetzt von der Winklerschen Kapelle über-
baut und dadurch der Untersuchung entzogen. Von der Ring-
mauer stehen drei Polygonseiten, teilweise bis zu einer Höhe
von 5 m. Mauerwerk in Buckelquadern mit Schlagrand. Bei
Buckelquaderwerk dieser Art spricht die allgemeine Präsumption
für die Zeit zwischen 1150 und 1250, doch können auch diese
Zeitgrenzen noch weiter gezogen werden. Die äußere Geschichte
der Burg bietet wenig Aufschlüsse. Von den alten Egisheimer
Grafen war sie an die jüngere Linie, die Dagsburger, gekommen,
die aber, wie es scheint, hier nicht mehr gewohnt haben. Nach
dem Tode der letzten Dagsburgerin (Gräfin Gertrud, † 1225)
war um ihre Erbschaft langer Streit. 1228 können staufische
Ministerialen nachgewiesen werden. Vielleicht um diese Zeit,
jedenfalls nicht später, ist die Burg, deren Reste wir vor uns haben,
erbaut worden.

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[115/0133] Die Kunst Unteritaliens in der Zeit Kaiser Friedrich II. in ihrer Anlage eine der allermerkwürdigsten ist. Wenn schon aus spärlichen Trümmern, kann dieselbe doch noch mit voller Deut- lichkeit erkannt werden. Ein regulärer Zentralbau. Die Burg war noch bewohnt, als sie 1795 als Nationaleigentum verkauft und abgebrochen wurde. Innerhalb der erhaltenen Reste der Ringmauer wurden Wohn- und Wirtschaftsgebäude eingebaut. Ein Brand 1876 zerstörte sie. An ihrer Stelle erbaute Konser- vator Baurat Winkler eine neuromanische Kapelle zum Ge- dächtnis an Papst Leo IX. aus dem Geschlecht der Egisheimer Grafen. Die nachfolgenden Abbildungen (Taf. 4) geben 1. einen im Bezirksarchiv zu Kolmar aufbewahrten Grundriß vom Jahre 1790, 2. die Ansicht aus Walters »Vues pittoresques de l'Alsace« 1785. Die letztere zeigt, daß der ursprünglich romanische Bau schon im späteren Mittelalter in seinen oberen Teilen erneuert und aus- gebaut war. Nach Ausscheidung dieser späteren Zubauten ergibt sich eine Anlage von strengster Regelmäßigkeit: eine achteckige Ringmauer und in der Mitte ein achteckiger Turm. Der Durch- messer der Ringmauer (im Sinne des umgeschriebenen Kreises) mißt 34 m bei einer Mauerstärke von 1,60 m, der Durchmesser des Turmes 10,60 m bei einer Mauerstärke von 3 m. Die Funda- mente des Turmes sind jetzt von der Winklerschen Kapelle über- baut und dadurch der Untersuchung entzogen. Von der Ring- mauer stehen drei Polygonseiten, teilweise bis zu einer Höhe von 5 m. Mauerwerk in Buckelquadern mit Schlagrand. Bei Buckelquaderwerk dieser Art spricht die allgemeine Präsumption für die Zeit zwischen 1150 und 1250, doch können auch diese Zeitgrenzen noch weiter gezogen werden. Die äußere Geschichte der Burg bietet wenig Aufschlüsse. Von den alten Egisheimer Grafen war sie an die jüngere Linie, die Dagsburger, gekommen, die aber, wie es scheint, hier nicht mehr gewohnt haben. Nach dem Tode der letzten Dagsburgerin (Gräfin Gertrud, † 1225) war um ihre Erbschaft langer Streit. 1228 können staufische Ministerialen nachgewiesen werden. Vielleicht um diese Zeit, jedenfalls nicht später, ist die Burg, deren Reste wir vor uns haben, erbaut worden. 8*

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Zitationshilfe: Dehio, Georg: Kunsthistorische Aufsätze. München u. a., 1914, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dehio_aufsaetze_1914/133>, abgerufen am 22.11.2024.