Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859.

Bild:
<< vorherige Seite

haften an, abermals durch eine riesige Thorhalle über dem
Wege eröffnet nach der nämlichen Anlage und Ausführung,
der heilige Oelberg, die Geißelung, die Dornenkrönung,
die Kreuzfahrt und die Kreuzigung. Aus diesem Gebiete
der Todesschmerzen treten wir aufwärtssteigend durch ein
drittes Thor in die lichte Region der glorreichen Geheim-
nisse der Menschenerlösung, wo in vier auf einander fol-
genden Kapellen die Auferstehung und Himmelfahrt Christi,
die Sendung des heiligen Geistes und die Aufnahme Ma-
riens in den Himmel dargestellt sind. Die Hügelpyramide
ist immer schlanker und luftiger geworden; mit den Licht-
massen, die sich von allen Seiten auf uns niedergießen,
haben sich die Düfte und Kühlungen der überragenden
Alpen gemischt, um unsere Seele durch die glorreichen
Thaten Jesu Christi, welche den Tod gebrochen und die
Hölle besiegt haben, fröhlich aufathmen zu lassen. Weite
dunkellaubige Thäler haben sich rings um unsere Höhen-
wanderung aufgethan und unsere erhabene Stellung auf
eine fast schwindelerregende Weise in den Lüften isolirt.
Auf der höchsten Spitze des Hügels befindet sich die Kirche
der allerseligsten Jungfrau und das ihr verbundene Non-
nenkloster. Die Kirche ist der Krönung Maria's, also dem
letzten glorreichen Geheimnisse des h. Rosenkranzes geweiht.
Fünf Geistliche versehen an der Kirche den Wallfahrtsdienst
und sind an Marienfesten besonders viel beschäftigt."

"Tritt man an solchen Tagen aus der Kirche auf die
Höhenterasse heraus, so genießt man einen Anblick, der
sich mit Worten nicht ausdrücken läßt. Der heilige Berg
ist von oben nach unten mit Menschen bedeckt, alle selig
und froh im Reviere der Himmelskönigin, hier an Mar-
morstufen, dort unter riesigen Bäumen gelagert, von mild-
thätigen Reichen leiblich gespeist, nachdem sie im Krönungs-
saale der heiligen Jungfrau die Himmelsspeise genossen,

5

haften an, abermals durch eine rieſige Thorhalle über dem
Wege eröffnet nach der nämlichen Anlage und Ausführung,
der heilige Oelberg, die Geißelung, die Dornenkrönung,
die Kreuzfahrt und die Kreuzigung. Aus dieſem Gebiete
der Todesſchmerzen treten wir aufwärtsſteigend durch ein
drittes Thor in die lichte Region der glorreichen Geheim-
niſſe der Menſchenerlöſung, wo in vier auf einander fol-
genden Kapellen die Auferſtehung und Himmelfahrt Chriſti,
die Sendung des heiligen Geiſtes und die Aufnahme Ma-
riens in den Himmel dargeſtellt ſind. Die Hügelpyramide
iſt immer ſchlanker und luftiger geworden; mit den Licht-
maſſen, die ſich von allen Seiten auf uns niedergießen,
haben ſich die Düfte und Kühlungen der überragenden
Alpen gemiſcht, um unſere Seele durch die glorreichen
Thaten Jeſu Chriſti, welche den Tod gebrochen und die
Hölle beſiegt haben, fröhlich aufathmen zu laſſen. Weite
dunkellaubige Thäler haben ſich rings um unſere Höhen-
wanderung aufgethan und unſere erhabene Stellung auf
eine faſt ſchwindelerregende Weiſe in den Lüften iſolirt.
Auf der höchſten Spitze des Hügels befindet ſich die Kirche
der allerſeligſten Jungfrau und das ihr verbundene Non-
nenkloſter. Die Kirche iſt der Krönung Maria’s, alſo dem
letzten glorreichen Geheimniſſe des h. Roſenkranzes geweiht.
Fünf Geiſtliche verſehen an der Kirche den Wallfahrtsdienſt
und ſind an Marienfeſten beſonders viel beſchäftigt.“

„Tritt man an ſolchen Tagen aus der Kirche auf die
Höhenteraſſe heraus, ſo genießt man einen Anblick, der
ſich mit Worten nicht ausdrücken läßt. Der heilige Berg
iſt von oben nach unten mit Menſchen bedeckt, alle ſelig
und froh im Reviere der Himmelskönigin, hier an Mar-
morſtufen, dort unter rieſigen Bäumen gelagert, von mild-
thätigen Reichen leiblich geſpeiſt, nachdem ſie im Krönungs-
ſaale der heiligen Jungfrau die Himmelsſpeiſe genoſſen,

5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0087" n="65"/>
haften an, abermals durch eine rie&#x017F;ige Thorhalle über dem<lb/>
Wege eröffnet nach der nämlichen Anlage und Ausführung,<lb/>
der heilige Oelberg, die Geißelung, die Dornenkrönung,<lb/>
die Kreuzfahrt und die Kreuzigung. Aus die&#x017F;em Gebiete<lb/>
der Todes&#x017F;chmerzen treten wir aufwärts&#x017F;teigend durch ein<lb/>
drittes Thor in die lichte Region der glorreichen Geheim-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;e der Men&#x017F;chenerlö&#x017F;ung, wo in vier auf einander fol-<lb/>
genden Kapellen die Aufer&#x017F;tehung und Himmelfahrt Chri&#x017F;ti,<lb/>
die Sendung des heiligen Gei&#x017F;tes und die Aufnahme Ma-<lb/>
riens in den Himmel darge&#x017F;tellt &#x017F;ind. Die Hügelpyramide<lb/>
i&#x017F;t immer &#x017F;chlanker und luftiger geworden; mit den Licht-<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en, die &#x017F;ich von allen Seiten auf uns niedergießen,<lb/>
haben &#x017F;ich die Düfte und Kühlungen der überragenden<lb/>
Alpen gemi&#x017F;cht, um un&#x017F;ere Seele durch die glorreichen<lb/>
Thaten Je&#x017F;u Chri&#x017F;ti, welche den Tod gebrochen und die<lb/>
Hölle be&#x017F;iegt haben, fröhlich aufathmen zu la&#x017F;&#x017F;en. Weite<lb/>
dunkellaubige Thäler haben &#x017F;ich rings um un&#x017F;ere Höhen-<lb/>
wanderung aufgethan und un&#x017F;ere erhabene Stellung auf<lb/>
eine fa&#x017F;t &#x017F;chwindelerregende Wei&#x017F;e in den Lüften i&#x017F;olirt.<lb/>
Auf der höch&#x017F;ten Spitze des Hügels befindet &#x017F;ich die Kirche<lb/>
der aller&#x017F;elig&#x017F;ten Jungfrau und das ihr verbundene Non-<lb/>
nenklo&#x017F;ter. Die Kirche i&#x017F;t der Krönung Maria&#x2019;s, al&#x017F;o dem<lb/>
letzten glorreichen Geheimni&#x017F;&#x017F;e des h. Ro&#x017F;enkranzes geweiht.<lb/>
Fünf Gei&#x017F;tliche ver&#x017F;ehen an der Kirche den Wallfahrtsdien&#x017F;t<lb/>
und &#x017F;ind an Marienfe&#x017F;ten be&#x017F;onders viel be&#x017F;chäftigt.&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Tritt man an &#x017F;olchen Tagen aus der Kirche auf die<lb/>
Höhentera&#x017F;&#x017F;e heraus, &#x017F;o genießt man einen Anblick, der<lb/>
&#x017F;ich mit Worten nicht ausdrücken läßt. Der heilige Berg<lb/>
i&#x017F;t von oben nach unten mit Men&#x017F;chen bedeckt, alle &#x017F;elig<lb/>
und froh im Reviere der Himmelskönigin, hier an Mar-<lb/>
mor&#x017F;tufen, dort unter rie&#x017F;igen Bäumen gelagert, von mild-<lb/>
thätigen Reichen leiblich ge&#x017F;pei&#x017F;t, nachdem &#x017F;ie im Krönungs-<lb/>
&#x017F;aale der heiligen Jungfrau die Himmels&#x017F;pei&#x017F;e geno&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">5</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0087] haften an, abermals durch eine rieſige Thorhalle über dem Wege eröffnet nach der nämlichen Anlage und Ausführung, der heilige Oelberg, die Geißelung, die Dornenkrönung, die Kreuzfahrt und die Kreuzigung. Aus dieſem Gebiete der Todesſchmerzen treten wir aufwärtsſteigend durch ein drittes Thor in die lichte Region der glorreichen Geheim- niſſe der Menſchenerlöſung, wo in vier auf einander fol- genden Kapellen die Auferſtehung und Himmelfahrt Chriſti, die Sendung des heiligen Geiſtes und die Aufnahme Ma- riens in den Himmel dargeſtellt ſind. Die Hügelpyramide iſt immer ſchlanker und luftiger geworden; mit den Licht- maſſen, die ſich von allen Seiten auf uns niedergießen, haben ſich die Düfte und Kühlungen der überragenden Alpen gemiſcht, um unſere Seele durch die glorreichen Thaten Jeſu Chriſti, welche den Tod gebrochen und die Hölle beſiegt haben, fröhlich aufathmen zu laſſen. Weite dunkellaubige Thäler haben ſich rings um unſere Höhen- wanderung aufgethan und unſere erhabene Stellung auf eine faſt ſchwindelerregende Weiſe in den Lüften iſolirt. Auf der höchſten Spitze des Hügels befindet ſich die Kirche der allerſeligſten Jungfrau und das ihr verbundene Non- nenkloſter. Die Kirche iſt der Krönung Maria’s, alſo dem letzten glorreichen Geheimniſſe des h. Roſenkranzes geweiht. Fünf Geiſtliche verſehen an der Kirche den Wallfahrtsdienſt und ſind an Marienfeſten beſonders viel beſchäftigt.“ „Tritt man an ſolchen Tagen aus der Kirche auf die Höhenteraſſe heraus, ſo genießt man einen Anblick, der ſich mit Worten nicht ausdrücken läßt. Der heilige Berg iſt von oben nach unten mit Menſchen bedeckt, alle ſelig und froh im Reviere der Himmelskönigin, hier an Mar- morſtufen, dort unter rieſigen Bäumen gelagert, von mild- thätigen Reichen leiblich geſpeiſt, nachdem ſie im Krönungs- ſaale der heiligen Jungfrau die Himmelsſpeiſe genoſſen, 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859/87
Zitationshilfe: Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859/87>, abgerufen am 03.05.2024.