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Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859.

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III.

Eine rührende Stelle habe ich endlich in den "nachgelassenen reli-
giösen Schriften" von Christian Brentano*) gefunden, die ich
noch schließlich mittheilen will.

"O kommt, liebe Seelen, kommt zu uns," so ruft derselbe; "kehret
zurück in das Haus des Heils, das auf den Felsen gegründet ist in
unwandelbarer Eintracht; seid dem Werke des Herrn nicht also entge-
gen! Und seid ihr sonst besser als wir, ei, um so mehr gehet ein!
Denn um so unrechter ist es, daß ihr aus seinem Hause entflieht, daß
ihr, als edle Steine, noch säumet, euch in den Bau des Tempels zu fügen,
den zu verherrlichen ihr vielleicht besonders begabt, aber dann auch
besonders verantwortlich seid. Ja, wenn es vielleicht Gottes
Rathschluß ist -- ich meine die Edlen, deren ich so viele kenne --
daß durch euren Eingang die Gemeinde gebessert werde, so wird die
Freude doppelt sein und mitsammen wollen wir Gott dafür loben"
u. s. w.

Ich glaube nicht, daß man auf protestantischer Seite besser, als
auf katholischer sei. Sofern das überall hervortretende Menschliche seine
traurige Rolle spielt, ziemet auf beiden Seiten nur das demüthige
Bekenntniß der Unvollkommenheit und Fehlerhaftigkeit. Fragt sich
aber, wo sich neben dem Menschlichen nicht weniger klar und augen-
scheinlich auch das Göttliche manifestire; wo ethisch-große, ehrwürdige,
ja übermenschliche Charaktere und Beispiele hervortreten und zum fakti-
schen Beweise dienen, daß mitten in menschlicher Verfinsterung und
Verderbniß ein Licht, ein Leben, eine Kraft walte und obsiege, die
nicht von dieser Erde ist, so wird die Antwort nicht zweifelhaft sein --
man muß nur seine Kenntniß des Katholicismus nicht etwa bloß aus
dem Frankfurter Journal und anderen solchen einseitigen und skandal-
süchtigen Quellen geschöpft, sondern auch sonst noch etwas gelesen, ge-
hört und gesehen haben. Es sind auch nicht allein so hervorragende
und berühmte Muster und Glanzpunkte großartiger Tugend und Treff-
lichkeit zu erwägen, wie man sie in einem Franz Xaver, einem
Vincenz von Paula, einem Karl Borromeo u. s. w. anzustaunen
und zu verehren gezwungen ist. Man denke z. B. an die zahllosen

*) München 1854. I. S. 246 f.
III.

Eine rührende Stelle habe ich endlich in den „nachgelaſſenen reli-
giöſen Schriften“ von Chriſtian Brentano*) gefunden, die ich
noch ſchließlich mittheilen will.

„O kommt, liebe Seelen, kommt zu uns,“ ſo ruft derſelbe; „kehret
zurück in das Haus des Heils, das auf den Felſen gegründet iſt in
unwandelbarer Eintracht; ſeid dem Werke des Herrn nicht alſo entge-
gen! Und ſeid ihr ſonſt beſſer als wir, ei, um ſo mehr gehet ein!
Denn um ſo unrechter iſt es, daß ihr aus ſeinem Hauſe entflieht, daß
ihr, als edle Steine, noch ſäumet, euch in den Bau des Tempels zu fügen,
den zu verherrlichen ihr vielleicht beſonders begabt, aber dann auch
beſonders verantwortlich ſeid. Ja, wenn es vielleicht Gottes
Rathſchluß iſt — ich meine die Edlen, deren ich ſo viele kenne —
daß durch euren Eingang die Gemeinde gebeſſert werde, ſo wird die
Freude doppelt ſein und mitſammen wollen wir Gott dafür loben“
u. ſ. w.

Ich glaube nicht, daß man auf proteſtantiſcher Seite beſſer, als
auf katholiſcher ſei. Sofern das überall hervortretende Menſchliche ſeine
traurige Rolle ſpielt, ziemet auf beiden Seiten nur das demüthige
Bekenntniß der Unvollkommenheit und Fehlerhaftigkeit. Fragt ſich
aber, wo ſich neben dem Menſchlichen nicht weniger klar und augen-
ſcheinlich auch das Göttliche manifeſtire; wo ethiſch-große, ehrwürdige,
ja übermenſchliche Charaktere und Beiſpiele hervortreten und zum fakti-
ſchen Beweiſe dienen, daß mitten in menſchlicher Verfinſterung und
Verderbniß ein Licht, ein Leben, eine Kraft walte und obſiege, die
nicht von dieſer Erde iſt, ſo wird die Antwort nicht zweifelhaft ſein —
man muß nur ſeine Kenntniß des Katholicismus nicht etwa bloß aus
dem Frankfurter Journal und anderen ſolchen einſeitigen und ſkandal-
ſüchtigen Quellen geſchöpft, ſondern auch ſonſt noch etwas geleſen, ge-
hört und geſehen haben. Es ſind auch nicht allein ſo hervorragende
und berühmte Muſter und Glanzpunkte großartiger Tugend und Treff-
lichkeit zu erwägen, wie man ſie in einem Franz Xaver, einem
Vincenz von Paula, einem Karl Borromeo u. ſ. w. anzuſtaunen
und zu verehren gezwungen iſt. Man denke z. B. an die zahlloſen

*) München 1854. I. S. 246 f.
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[126/0148] III. Eine rührende Stelle habe ich endlich in den „nachgelaſſenen reli- giöſen Schriften“ von Chriſtian Brentano *) gefunden, die ich noch ſchließlich mittheilen will. „O kommt, liebe Seelen, kommt zu uns,“ ſo ruft derſelbe; „kehret zurück in das Haus des Heils, das auf den Felſen gegründet iſt in unwandelbarer Eintracht; ſeid dem Werke des Herrn nicht alſo entge- gen! Und ſeid ihr ſonſt beſſer als wir, ei, um ſo mehr gehet ein! Denn um ſo unrechter iſt es, daß ihr aus ſeinem Hauſe entflieht, daß ihr, als edle Steine, noch ſäumet, euch in den Bau des Tempels zu fügen, den zu verherrlichen ihr vielleicht beſonders begabt, aber dann auch beſonders verantwortlich ſeid. Ja, wenn es vielleicht Gottes Rathſchluß iſt — ich meine die Edlen, deren ich ſo viele kenne — daß durch euren Eingang die Gemeinde gebeſſert werde, ſo wird die Freude doppelt ſein und mitſammen wollen wir Gott dafür loben“ u. ſ. w. Ich glaube nicht, daß man auf proteſtantiſcher Seite beſſer, als auf katholiſcher ſei. Sofern das überall hervortretende Menſchliche ſeine traurige Rolle ſpielt, ziemet auf beiden Seiten nur das demüthige Bekenntniß der Unvollkommenheit und Fehlerhaftigkeit. Fragt ſich aber, wo ſich neben dem Menſchlichen nicht weniger klar und augen- ſcheinlich auch das Göttliche manifeſtire; wo ethiſch-große, ehrwürdige, ja übermenſchliche Charaktere und Beiſpiele hervortreten und zum fakti- ſchen Beweiſe dienen, daß mitten in menſchlicher Verfinſterung und Verderbniß ein Licht, ein Leben, eine Kraft walte und obſiege, die nicht von dieſer Erde iſt, ſo wird die Antwort nicht zweifelhaft ſein — man muß nur ſeine Kenntniß des Katholicismus nicht etwa bloß aus dem Frankfurter Journal und anderen ſolchen einſeitigen und ſkandal- ſüchtigen Quellen geſchöpft, ſondern auch ſonſt noch etwas geleſen, ge- hört und geſehen haben. Es ſind auch nicht allein ſo hervorragende und berühmte Muſter und Glanzpunkte großartiger Tugend und Treff- lichkeit zu erwägen, wie man ſie in einem Franz Xaver, einem Vincenz von Paula, einem Karl Borromeo u. ſ. w. anzuſtaunen und zu verehren gezwungen iſt. Man denke z. B. an die zahlloſen *) München 1854. I. S. 246 f.

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Zitationshilfe: Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859/148>, abgerufen am 23.11.2024.