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Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859.

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burt so absolut verfinstert und verderbt, so völlig diabo-
lisirt sein soll, so ist es auch gar nicht zu fassen, wie die
Heiden, ja die Menschen überhaupt, im Stande gewesen,
das christliche Heil in sich aufzunehmen.*) Bekannt ist
Göthe's Ausspruch, der auch hieher gezogen werden kann.

"Wär' nicht das Auge sonnenhaft,
Die Sonne könnt' es nicht erblicken!
Lebt nicht in uns des Gottes eigne Kraft,
Wie könnt' uns Göttliches entzücken!"

Vom Standpunkte des Katholicismus aus erfreut sich
die natürliche und außerchristliche Vernunft und Sittlich-
keit einer weit größeren Anerkennung. Wenn die refor-
matorische Orthodoxie nicht nur die Vernunft, sondern auch
das Wort Gottes, an welches sie sich so vorzugsweise zu
halten vorgibt und welches hier so deutlich spricht, für
Nichts achtet, um auch die letzte Spur des Guten im Geist
und Herzen des Menschen zu vertilgen, so steht dagegen
der Katholicismus ganz auf dem Standpunkte der Bibel
und des ältesten Kirchenthums, und hat daher auch ein
weit anerkennenderes Verhältniß zu den dem Christenthum
analogen Erscheinungen im Heidenthum. Wir haben schon
oben gelegentlich auf ein bekanntes katholisches Buch, auf
Möhler's "Symbolik" verwiesen, wo uns eine in diesem
Sinne gehaltene Betrachtung über das Heidenthum begeg-
net, wo auf Chinesen, Perser, Indier hingewiesen und
die indische Incarnationslehre in eine wenigstens entfernte

*) "Der Mensch, der alle Verwandtschaft und alles Ebenbildliche mit Gott
verloren hätte, wäre nicht einmal mehr fähig, Gottes Einwirkung zur
Vollziehung der Wiedergeburt aufzunehmen, da die göttliche Thätigkeit
so wenig Anklang mehr finden würde, als in einem vernunftlosen
Thiere." Möhler, Symbolik, Mainz und Wien, 1838 S. 108. Nur
die Annahme einer absoluten inneren Neuschöpfung kann diese Einwen-
dung beseitigen, womit aber die Identität der Person verloren geht.

burt ſo abſolut verfinſtert und verderbt, ſo völlig diabo-
liſirt ſein ſoll, ſo iſt es auch gar nicht zu faſſen, wie die
Heiden, ja die Menſchen überhaupt, im Stande geweſen,
das chriſtliche Heil in ſich aufzunehmen.*) Bekannt iſt
Göthe’s Ausſpruch, der auch hieher gezogen werden kann.

„Wär’ nicht das Auge ſonnenhaft,
Die Sonne könnt’ es nicht erblicken!
Lebt nicht in uns des Gottes eigne Kraft,
Wie könnt’ uns Göttliches entzücken!“

Vom Standpunkte des Katholicismus aus erfreut ſich
die natürliche und außerchriſtliche Vernunft und Sittlich-
keit einer weit größeren Anerkennung. Wenn die refor-
matoriſche Orthodoxie nicht nur die Vernunft, ſondern auch
das Wort Gottes, an welches ſie ſich ſo vorzugsweiſe zu
halten vorgibt und welches hier ſo deutlich ſpricht, für
Nichts achtet, um auch die letzte Spur des Guten im Geiſt
und Herzen des Menſchen zu vertilgen, ſo ſteht dagegen
der Katholicismus ganz auf dem Standpunkte der Bibel
und des älteſten Kirchenthums, und hat daher auch ein
weit anerkennenderes Verhältniß zu den dem Chriſtenthum
analogen Erſcheinungen im Heidenthum. Wir haben ſchon
oben gelegentlich auf ein bekanntes katholiſches Buch, auf
Möhler’s „Symbolik“ verwieſen, wo uns eine in dieſem
Sinne gehaltene Betrachtung über das Heidenthum begeg-
net, wo auf Chineſen, Perſer, Indier hingewieſen und
die indiſche Incarnationslehre in eine wenigſtens entfernte

*) „Der Menſch, der alle Verwandtſchaft und alles Ebenbildliche mit Gott
verloren hätte, wäre nicht einmal mehr fähig, Gottes Einwirkung zur
Vollziehung der Wiedergeburt aufzunehmen, da die göttliche Thätigkeit
ſo wenig Anklang mehr finden würde, als in einem vernunftloſen
Thiere.“ Möhler, Symbolik, Mainz und Wien, 1838 S. 108. Nur
die Annahme einer abſoluten inneren Neuſchöpfung kann dieſe Einwen-
dung beſeitigen, womit aber die Identität der Perſon verloren geht.
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[110/0132] burt ſo abſolut verfinſtert und verderbt, ſo völlig diabo- liſirt ſein ſoll, ſo iſt es auch gar nicht zu faſſen, wie die Heiden, ja die Menſchen überhaupt, im Stande geweſen, das chriſtliche Heil in ſich aufzunehmen. *) Bekannt iſt Göthe’s Ausſpruch, der auch hieher gezogen werden kann. „Wär’ nicht das Auge ſonnenhaft, Die Sonne könnt’ es nicht erblicken! Lebt nicht in uns des Gottes eigne Kraft, Wie könnt’ uns Göttliches entzücken!“ Vom Standpunkte des Katholicismus aus erfreut ſich die natürliche und außerchriſtliche Vernunft und Sittlich- keit einer weit größeren Anerkennung. Wenn die refor- matoriſche Orthodoxie nicht nur die Vernunft, ſondern auch das Wort Gottes, an welches ſie ſich ſo vorzugsweiſe zu halten vorgibt und welches hier ſo deutlich ſpricht, für Nichts achtet, um auch die letzte Spur des Guten im Geiſt und Herzen des Menſchen zu vertilgen, ſo ſteht dagegen der Katholicismus ganz auf dem Standpunkte der Bibel und des älteſten Kirchenthums, und hat daher auch ein weit anerkennenderes Verhältniß zu den dem Chriſtenthum analogen Erſcheinungen im Heidenthum. Wir haben ſchon oben gelegentlich auf ein bekanntes katholiſches Buch, auf Möhler’s „Symbolik“ verwieſen, wo uns eine in dieſem Sinne gehaltene Betrachtung über das Heidenthum begeg- net, wo auf Chineſen, Perſer, Indier hingewieſen und die indiſche Incarnationslehre in eine wenigſtens entfernte *) „Der Menſch, der alle Verwandtſchaft und alles Ebenbildliche mit Gott verloren hätte, wäre nicht einmal mehr fähig, Gottes Einwirkung zur Vollziehung der Wiedergeburt aufzunehmen, da die göttliche Thätigkeit ſo wenig Anklang mehr finden würde, als in einem vernunftloſen Thiere.“ Möhler, Symbolik, Mainz und Wien, 1838 S. 108. Nur die Annahme einer abſoluten inneren Neuſchöpfung kann dieſe Einwen- dung beſeitigen, womit aber die Identität der Perſon verloren geht.

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Zitationshilfe: Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859/132>, abgerufen am 24.11.2024.