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Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859.

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Christus: "Mein Vater wirket bis jetzo und so wirke auch
ich." Nach dem alexandrinischen Clemens war es der
nachher menschgewordene Logos, der von Anfang der Welt
an gute Menschen theils durch die Propheten, theils durch
die griechische Philosophie, theils durch andere Anstalten
zur Erkenntniß der Wahrheit und zur Ausübung der Tu-
gend geleitet hat. Wir tragen nach Clemens das Eben-
bild des Logos in uns: tou Theou ta logika plasmata
emeis; und tief eingesenkt in unser Wesen besteht von An-
fang her zwischen Gott und uns ein gewisser magischer
Zusammenhang, der Beide zu einanderzieht: to philtron
endon estin en to anthropo, touth oper emphusma
legetai Theou. Und so haben alle Menschen Funken des
Göttlichen, einen Ausfluß des göttlichen Lichtes in sich,
eine Wesensbestimmung, die sich nie ganz verläugnen läßt
und in Folge deren der Mensch bei aller Gesunkenheit
selbst ohne klares Bewußtsein wieder zu Gott und Wahr-
heit hingetrieben wird. Clemens erkennt auch im gefalle-
nen Menschen noch die Anlage und Empfänglichkeit für
das Wahre und Gute an, die nur des Unterrichtes warte,
um sich selbstthätig dafür zu entscheiden. Was die grie-
chische Philosophie betrifft, so glaubt er, sie sei in ihrer
Art eben so sehr eine Vorbereitung auf Christus gewesen,
als das mosaische Gesetz. Durch den Ausspruch 1. Cor.
1, 22: "Die Juden begehren Zeichen, die Griechen verlan-
gen Weisheit", sieht er sich veranlaßt, die Heiden selig zu
preisen, die nicht gesehen und dennoch geglaubt. Er ver-
gleicht das Judenthum sehr geistreich und merkwürdig mit
Hagar, welche geboren habe, aber ausgestoßen worden sei;
die Philosophie mit Sara, welche lange unfruchtbar ge-

cupetur. Luculenter enim nostram propositionem demonstrat, ut vix
consequentia vel deductione egeat.

Chriſtus: „Mein Vater wirket bis jetzo und ſo wirke auch
ich.“ Nach dem alexandriniſchen Clemens war es der
nachher menſchgewordene Logos, der von Anfang der Welt
an gute Menſchen theils durch die Propheten, theils durch
die griechiſche Philoſophie, theils durch andere Anſtalten
zur Erkenntniß der Wahrheit und zur Ausübung der Tu-
gend geleitet hat. Wir tragen nach Clemens das Eben-
bild des Logos in uns: του Θεου τα λογικα πλασματα
ἡμεις; und tief eingeſenkt in unſer Weſen beſteht von An-
fang her zwiſchen Gott und uns ein gewiſſer magiſcher
Zuſammenhang, der Beide zu einanderzieht: το φιλτρον
ενδον εστιν εν τῳ ανϑρωπῳ, τουϑ̕ ὁπερ εμφυσμα
λεγεται Θεου. Und ſo haben alle Menſchen Funken des
Göttlichen, einen Ausfluß des göttlichen Lichtes in ſich,
eine Weſensbeſtimmung, die ſich nie ganz verläugnen läßt
und in Folge deren der Menſch bei aller Geſunkenheit
ſelbſt ohne klares Bewußtſein wieder zu Gott und Wahr-
heit hingetrieben wird. Clemens erkennt auch im gefalle-
nen Menſchen noch die Anlage und Empfänglichkeit für
das Wahre und Gute an, die nur des Unterrichtes warte,
um ſich ſelbſtthätig dafür zu entſcheiden. Was die grie-
chiſche Philoſophie betrifft, ſo glaubt er, ſie ſei in ihrer
Art eben ſo ſehr eine Vorbereitung auf Chriſtus geweſen,
als das moſaiſche Geſetz. Durch den Ausſpruch 1. Cor.
1, 22: „Die Juden begehren Zeichen, die Griechen verlan-
gen Weisheit“, ſieht er ſich veranlaßt, die Heiden ſelig zu
preiſen, die nicht geſehen und dennoch geglaubt. Er ver-
gleicht das Judenthum ſehr geiſtreich und merkwürdig mit
Hagar, welche geboren habe, aber ausgeſtoßen worden ſei;
die Philoſophie mit Sara, welche lange unfruchtbar ge-

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[108/0130] Chriſtus: „Mein Vater wirket bis jetzo und ſo wirke auch ich.“ Nach dem alexandriniſchen Clemens war es der nachher menſchgewordene Logos, der von Anfang der Welt an gute Menſchen theils durch die Propheten, theils durch die griechiſche Philoſophie, theils durch andere Anſtalten zur Erkenntniß der Wahrheit und zur Ausübung der Tu- gend geleitet hat. Wir tragen nach Clemens das Eben- bild des Logos in uns: του Θεου τα λογικα πλασματα ἡμεις; und tief eingeſenkt in unſer Weſen beſteht von An- fang her zwiſchen Gott und uns ein gewiſſer magiſcher Zuſammenhang, der Beide zu einanderzieht: το φιλτρον ενδον εστιν εν τῳ ανϑρωπῳ, τουϑ̕ ὁπερ εμφυσμα λεγεται Θεου. Und ſo haben alle Menſchen Funken des Göttlichen, einen Ausfluß des göttlichen Lichtes in ſich, eine Weſensbeſtimmung, die ſich nie ganz verläugnen läßt und in Folge deren der Menſch bei aller Geſunkenheit ſelbſt ohne klares Bewußtſein wieder zu Gott und Wahr- heit hingetrieben wird. Clemens erkennt auch im gefalle- nen Menſchen noch die Anlage und Empfänglichkeit für das Wahre und Gute an, die nur des Unterrichtes warte, um ſich ſelbſtthätig dafür zu entſcheiden. Was die grie- chiſche Philoſophie betrifft, ſo glaubt er, ſie ſei in ihrer Art eben ſo ſehr eine Vorbereitung auf Chriſtus geweſen, als das moſaiſche Geſetz. Durch den Ausſpruch 1. Cor. 1, 22: „Die Juden begehren Zeichen, die Griechen verlan- gen Weisheit“, ſieht er ſich veranlaßt, die Heiden ſelig zu preiſen, die nicht geſehen und dennoch geglaubt. Er ver- gleicht das Judenthum ſehr geiſtreich und merkwürdig mit Hagar, welche geboren habe, aber ausgeſtoßen worden ſei; die Philoſophie mit Sara, welche lange unfruchtbar ge- *) *) cupetur. Luculenter enim nostram propositionem demonstrat, ut vix consequentia vel deductione egeat.

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Zitationshilfe: Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859/130>, abgerufen am 24.11.2024.