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Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859.

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thümer gehen trotz ihrer Macht im Verlaufe der Zeit zu
Grunde; das Reich Christi überdauert sie alle und wächst
immer fort. Nimmt es in einem Welttheile ab, so breitet
es sich um so mehr in einem anderen aus" u. s. w. Ich
möchte hinzusetzen: Was der hier unter dem Reiche Christi
verstandenen Kirche zu quantitativem Nachtheile ge-
reicht, das schlägt ihr zu einem überwiegend qualitati-
ven
Vortheile aus, wie namentlich die auf die Refor-
mation des 16. Jahrhunderts folgende Geschichte des
Katholicismus lehrt; und dieser qualitative Vortheil
hat dann wieder nothwendig einen quantitativen zur
Folge. Von den Sekten heißt es ebendaselbst: "Ihr Da-
sein ist nicht von Dauer. Sie entstehen, machen Geräusch
und verschwinden. Nicht so die katholische Kirche. Jahr-
tausende gehen vorüber, nicht schwindet, noch altert sie;
denn von ihr gilt die Verheißung des Herrn: "Auf diesen
Felsen will ich meine Kirche bauen und die Macht der
Hölle soll sie nicht überwältigen." *)

Es waren jedoch nicht Darstellungen so gläubiger und
pathetischer Art, wie ich sie früher gar nicht zu beachten
pflegte; es war die eines ganz ruhig und objektiv betrach-
tenden und vergleichenden englischen Historikers, was mei-
nen Blick auf das wundervolle Gebäude der römisch-katho-

*) Der Autor dieser an einem sehr bescheidenen Orte stehenden Stellen
ist mir unbekannt. Dasselbe Thema behandelt Dechamps in seiner
Schrift: Le libre examen de la verite de la foi. Entretiens sur
la demonstration eatholique de la revolution chretienne.
Deutsch
durch Dr. Heinrich unter dem Titel; "Die Wahrheit und Vernünf-
tigkeit des Glaubens." Mainz 1857. S. 56 ff.

thümer gehen trotz ihrer Macht im Verlaufe der Zeit zu
Grunde; das Reich Chriſti überdauert ſie alle und wächſt
immer fort. Nimmt es in einem Welttheile ab, ſo breitet
es ſich um ſo mehr in einem anderen aus“ u. ſ. w. Ich
möchte hinzuſetzen: Was der hier unter dem Reiche Chriſti
verſtandenen Kirche zu quantitativem Nachtheile ge-
reicht, das ſchlägt ihr zu einem überwiegend qualitati-
ven
Vortheile aus, wie namentlich die auf die Refor-
mation des 16. Jahrhunderts folgende Geſchichte des
Katholicismus lehrt; und dieſer qualitative Vortheil
hat dann wieder nothwendig einen quantitativen zur
Folge. Von den Sekten heißt es ebendaſelbſt: „Ihr Da-
ſein iſt nicht von Dauer. Sie entſtehen, machen Geräuſch
und verſchwinden. Nicht ſo die katholiſche Kirche. Jahr-
tauſende gehen vorüber, nicht ſchwindet, noch altert ſie;
denn von ihr gilt die Verheißung des Herrn: „Auf dieſen
Felſen will ich meine Kirche bauen und die Macht der
Hölle ſoll ſie nicht überwältigen.“ *)

Es waren jedoch nicht Darſtellungen ſo gläubiger und
pathetiſcher Art, wie ich ſie früher gar nicht zu beachten
pflegte; es war die eines ganz ruhig und objektiv betrach-
tenden und vergleichenden engliſchen Hiſtorikers, was mei-
nen Blick auf das wundervolle Gebäude der römiſch-katho-

*) Der Autor dieſer an einem ſehr beſcheidenen Orte ſtehenden Stellen
iſt mir unbekannt. Daſſelbe Thema behandelt Dechamps in ſeiner
Schrift: Le libre examen de la vérité de la foi. Entretiens sur
la démonstration eatholique de la révolution chrétienne.
Deutſch
durch Dr. Heinrich unter dem Titel; „Die Wahrheit und Vernünf-
tigkeit des Glaubens.“ Mainz 1857. S. 56 ff.
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[VII/0013] thümer gehen trotz ihrer Macht im Verlaufe der Zeit zu Grunde; das Reich Chriſti überdauert ſie alle und wächſt immer fort. Nimmt es in einem Welttheile ab, ſo breitet es ſich um ſo mehr in einem anderen aus“ u. ſ. w. Ich möchte hinzuſetzen: Was der hier unter dem Reiche Chriſti verſtandenen Kirche zu quantitativem Nachtheile ge- reicht, das ſchlägt ihr zu einem überwiegend qualitati- ven Vortheile aus, wie namentlich die auf die Refor- mation des 16. Jahrhunderts folgende Geſchichte des Katholicismus lehrt; und dieſer qualitative Vortheil hat dann wieder nothwendig einen quantitativen zur Folge. Von den Sekten heißt es ebendaſelbſt: „Ihr Da- ſein iſt nicht von Dauer. Sie entſtehen, machen Geräuſch und verſchwinden. Nicht ſo die katholiſche Kirche. Jahr- tauſende gehen vorüber, nicht ſchwindet, noch altert ſie; denn von ihr gilt die Verheißung des Herrn: „Auf dieſen Felſen will ich meine Kirche bauen und die Macht der Hölle ſoll ſie nicht überwältigen.“ *) Es waren jedoch nicht Darſtellungen ſo gläubiger und pathetiſcher Art, wie ich ſie früher gar nicht zu beachten pflegte; es war die eines ganz ruhig und objektiv betrach- tenden und vergleichenden engliſchen Hiſtorikers, was mei- nen Blick auf das wundervolle Gebäude der römiſch-katho- *) Der Autor dieſer an einem ſehr beſcheidenen Orte ſtehenden Stellen iſt mir unbekannt. Daſſelbe Thema behandelt Dechamps in ſeiner Schrift: Le libre examen de la vérité de la foi. Entretiens sur la démonstration eatholique de la révolution chrétienne. Deutſch durch Dr. Heinrich unter dem Titel; „Die Wahrheit und Vernünf- tigkeit des Glaubens.“ Mainz 1857. S. 56 ff.

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Zitationshilfe: Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859, S. VII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859/13>, abgerufen am 26.04.2024.