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Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859.

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bezeichnete, ward, ganz angemessen, diese sanftere und wei-
chere Form gegeben. Janus hieß auch Junonius, sofern
das in der Juno Februa für sich angeschaute und im Fe-
bruar besonders gefeierte Princip in ihm, als dem Ganzen,
enthalten war, ja das Hauptmoment bildete, dem das an-
dere, wenigstens theoretisch und formell nachzustehen hatte.

Noch ist Etwas über den höchst sonderbaren Namen
Janus zu sagen. Das lat. janus bedeutet nehmlich ei-
nen nach beiden Seiten offenen, oben bedeckten Durchgang,
womit in nächster Verwandtschaft janua, Thüre, zusammen-
hängt. In einem solchen Durchgang im Forum hatten
die Bankiers ihre Tische zu Geldgeschäften, was janus
medius
hieß. Die Formen janus, janua, sind von eo,
ire
gemacht, wie denn schon Cicero den Namen Janus
ab eundo herleitet. *) Diese Gegenstände haben ihre Be-
nennungen nicht von dem Gotte; letztere sind offenbar ganz
selbstständig formirte Wörter der Sprache, und von janus,
als von einem solchen schon vorhandenen Worte, war der
Gott benannt -- nicht aber als Gott der Durchgänge,
Thore und Thüren überhaupt, sondern in einem ganz an-
deren, höheren Sinn. Das in ihm personificirte Römer-
thum nehmlich ward als ein bloßer Durch- oder Ueber-
gang zu etwas noch weit Höherem und Größerem betrachtet.
Eigentlich sagte man Janus Quirinus, der heilige Durchgang
oder der Durchgang, Uebergang zum Heiligen, Höheren, Gött-
lichen. Quirinus hieß bekanntlich der vergötterte Romu-
lus;
aber auch Männer, wie Augustus und Antonius,
wurden so genannt. Das Wort hat also wohl eigentlich hoch,
hehr, heilig, göttlich
bedeutet. In diesen Zusammen-
hang möchte auch die Notiz gehören, daß man den Janus
für den Chaos gehalten habe. Das Römerthum ward

*) De nat. Deor. II. 27. Vergl. Buttmann, Mythologus. II. S. 78. 81.

bezeichnete, ward, ganz angemeſſen, dieſe ſanftere und wei-
chere Form gegeben. Janus hieß auch Junonius, ſofern
das in der Juno Februa für ſich angeſchaute und im Fe-
bruar beſonders gefeierte Princip in ihm, als dem Ganzen,
enthalten war, ja das Hauptmoment bildete, dem das an-
dere, wenigſtens theoretiſch und formell nachzuſtehen hatte.

Noch iſt Etwas über den höchſt ſonderbaren Namen
Janus zu ſagen. Das lat. janus bedeutet nehmlich ei-
nen nach beiden Seiten offenen, oben bedeckten Durchgang,
womit in nächſter Verwandtſchaft janua, Thüre, zuſammen-
hängt. In einem ſolchen Durchgang im Forum hatten
die Bankiers ihre Tiſche zu Geldgeſchäften, was janus
medius
hieß. Die Formen janus, janua, ſind von eo,
ire
gemacht, wie denn ſchon Cicero den Namen Janus
ab eundo herleitet. *) Dieſe Gegenſtände haben ihre Be-
nennungen nicht von dem Gotte; letztere ſind offenbar ganz
ſelbſtſtändig formirte Wörter der Sprache, und von janus,
als von einem ſolchen ſchon vorhandenen Worte, war der
Gott benannt — nicht aber als Gott der Durchgänge,
Thore und Thüren überhaupt, ſondern in einem ganz an-
deren, höheren Sinn. Das in ihm perſonificirte Römer-
thum nehmlich ward als ein bloßer Durch- oder Ueber-
gang zu etwas noch weit Höherem und Größerem betrachtet.
Eigentlich ſagte man Janus Quirinus, der heilige Durchgang
oder der Durchgang, Uebergang zum Heiligen, Höheren, Gött-
lichen. Quirinus hieß bekanntlich der vergötterte Romu-
lus;
aber auch Männer, wie Auguſtus und Antonius,
wurden ſo genannt. Das Wort hat alſo wohl eigentlich hoch,
hehr, heilig, göttlich
bedeutet. In dieſen Zuſammen-
hang möchte auch die Notiz gehören, daß man den Janus
für den Chaos gehalten habe. Das Römerthum ward

*) De nat. Deor. II. 27. Vergl. Buttmann, Mythologus. II. S. 78. 81.
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[90/0112] bezeichnete, ward, ganz angemeſſen, dieſe ſanftere und wei- chere Form gegeben. Janus hieß auch Junonius, ſofern das in der Juno Februa für ſich angeſchaute und im Fe- bruar beſonders gefeierte Princip in ihm, als dem Ganzen, enthalten war, ja das Hauptmoment bildete, dem das an- dere, wenigſtens theoretiſch und formell nachzuſtehen hatte. Noch iſt Etwas über den höchſt ſonderbaren Namen Janus zu ſagen. Das lat. janus bedeutet nehmlich ei- nen nach beiden Seiten offenen, oben bedeckten Durchgang, womit in nächſter Verwandtſchaft janua, Thüre, zuſammen- hängt. In einem ſolchen Durchgang im Forum hatten die Bankiers ihre Tiſche zu Geldgeſchäften, was janus medius hieß. Die Formen janus, janua, ſind von eo, ire gemacht, wie denn ſchon Cicero den Namen Janus ab eundo herleitet. *) Dieſe Gegenſtände haben ihre Be- nennungen nicht von dem Gotte; letztere ſind offenbar ganz ſelbſtſtändig formirte Wörter der Sprache, und von janus, als von einem ſolchen ſchon vorhandenen Worte, war der Gott benannt — nicht aber als Gott der Durchgänge, Thore und Thüren überhaupt, ſondern in einem ganz an- deren, höheren Sinn. Das in ihm perſonificirte Römer- thum nehmlich ward als ein bloßer Durch- oder Ueber- gang zu etwas noch weit Höherem und Größerem betrachtet. Eigentlich ſagte man Janus Quirinus, der heilige Durchgang oder der Durchgang, Uebergang zum Heiligen, Höheren, Gött- lichen. Quirinus hieß bekanntlich der vergötterte Romu- lus; aber auch Männer, wie Auguſtus und Antonius, wurden ſo genannt. Das Wort hat alſo wohl eigentlich hoch, hehr, heilig, göttlich bedeutet. In dieſen Zuſammen- hang möchte auch die Notiz gehören, daß man den Janus für den Chaos gehalten habe. Das Römerthum ward *) De nat. Deor. II. 27. Vergl. Buttmann, Mythologus. II. S. 78. 81.

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Zitationshilfe: Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859/112>, abgerufen am 22.11.2024.