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Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.

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Cap. 3. Zusammenballung des Protoplasma.
diese Substanz wirkt schneller und energischer als irgend eine andere.
Es ist bekannt, dasz das Protoplasma der Pflanzen seine spontanen
Bewegungen nur so lange zeigt, als es sich in einem sauerstoffreichen
Zustande befindet; dasselbe ist auch mit den weiszen Blutkörperchen
der Fall, sie bewegen sich nur, so lange sie Sauerstoff von den rothen
Blutkörperchen empfangen3; aber die oben angeführten Fälle sind etwas
verschieden hiervon, da sie mit dem Aufschub der Erzeugung oder Zu-
sammenballung der Massen von Protoplasma durch die Ausschlieszung
von Sauerstoff in Beziehung stehen.

Zusammenfassung und Schluszbemerkungen. -- Der
Procesz der Zusammenballung ist von der Einbiegung der Tentakeln
und von der verstärkten Absonderung der Drüsen unabhängig. Er
fängt innerhalb der Drüsen an, gleichviel ob diese direct oder indirect
durch einen von andern Drüsen erhaltenen Reiz gereizt sind. In bei-
den Fällen wird der Procesz von Zelle an Zelle die ganze Länge der
Tentakeln hinab fortgeleitet, und eine kurze Zeit an jeder queren
Scheidewand aufgehalten. Bei blasz gefärbten Blättern ist die erste,
aber nur bei starker Vergröszerung bemerkbare Veränderung das Auf-
treten der feinsten Körnchen in der Flüssigkeit innerhalb der Zellen,
welche diese leicht wolkig machen. Diese Körnchen ballen sich bald
zu kleinen kugligen Massen zusammen. Ich habe eine Wolke dieser
Art in 10 Secunden auftreten sehen, nachdem ein Tropfen einer Lösung
von kohlensaurem Ammoniak der Drüse gegeben worden war. Bei
dunkelrothen Blättern ist die erste sichtbare Veränderung häufig die
Verwandlung der äuszeren Schicht der Flüssigkeit innerhalb der Zellen
in sackartige Massen. Die zusammengeballten Massen verändern, wie
sie sich auch entwickelt haben mögen, fortwährend ihre Form und
Stellung. Sie sind nicht mit Flüssigkeit erfüllt, sondern solid bis in
die Mitte. Endlich verschmelzen die farblosen Körner in dem Porto-
plasma, welches rings an den Wänden flieszt, mit den mittleren Ku-
geln oder Massen; aber es ist noch immer ein Strom von klarer
Flüssigkeit in den Zellen vorhanden. Sobald die Tentakeln sich voll-
kommen wieder ausgestreckt haben, werden die zusammengeballten
Massen wieder aufgelöst und die Zellen füllen sich mit einer homoge-
nen Flüssigkeit, wie sie zuerst waren. Der Procesz der Wiederauf-

3 In Bezug auf Pflanzen s. Sachs, Lehrbuch der Botanik, 4. Aufl. 1874,
p. 692. Ueber Blutkörperchen s. Quarterly Journal of Microscopical Science, April,
1874, p. 185.

Cap. 3. Zusammenballung des Protoplasma.
diese Substanz wirkt schneller und energischer als irgend eine andere.
Es ist bekannt, dasz das Protoplasma der Pflanzen seine spontanen
Bewegungen nur so lange zeigt, als es sich in einem sauerstoffreichen
Zustande befindet; dasselbe ist auch mit den weiszen Blutkörperchen
der Fall, sie bewegen sich nur, so lange sie Sauerstoff von den rothen
Blutkörperchen empfangen3; aber die oben angeführten Fälle sind etwas
verschieden hiervon, da sie mit dem Aufschub der Erzeugung oder Zu-
sammenballung der Massen von Protoplasma durch die Ausschlieszung
von Sauerstoff in Beziehung stehen.

Zusammenfassung und Schluszbemerkungen. — Der
Procesz der Zusammenballung ist von der Einbiegung der Tentakeln
und von der verstärkten Absonderung der Drüsen unabhängig. Er
fängt innerhalb der Drüsen an, gleichviel ob diese direct oder indirect
durch einen von andern Drüsen erhaltenen Reiz gereizt sind. In bei-
den Fällen wird der Procesz von Zelle an Zelle die ganze Länge der
Tentakeln hinab fortgeleitet, und eine kurze Zeit an jeder queren
Scheidewand aufgehalten. Bei blasz gefärbten Blättern ist die erste,
aber nur bei starker Vergröszerung bemerkbare Veränderung das Auf-
treten der feinsten Körnchen in der Flüssigkeit innerhalb der Zellen,
welche diese leicht wolkig machen. Diese Körnchen ballen sich bald
zu kleinen kugligen Massen zusammen. Ich habe eine Wolke dieser
Art in 10 Secunden auftreten sehen, nachdem ein Tropfen einer Lösung
von kohlensaurem Ammoniak der Drüse gegeben worden war. Bei
dunkelrothen Blättern ist die erste sichtbare Veränderung häufig die
Verwandlung der äuszeren Schicht der Flüssigkeit innerhalb der Zellen
in sackartige Massen. Die zusammengeballten Massen verändern, wie
sie sich auch entwickelt haben mögen, fortwährend ihre Form und
Stellung. Sie sind nicht mit Flüssigkeit erfüllt, sondern solid bis in
die Mitte. Endlich verschmelzen die farblosen Körner in dem Porto-
plasma, welches rings an den Wänden flieszt, mit den mittleren Ku-
geln oder Massen; aber es ist noch immer ein Strom von klarer
Flüssigkeit in den Zellen vorhanden. Sobald die Tentakeln sich voll-
kommen wieder ausgestreckt haben, werden die zusammengeballten
Massen wieder aufgelöst und die Zellen füllen sich mit einer homoge-
nen Flüssigkeit, wie sie zuerst waren. Der Procesz der Wiederauf-

3 In Bezug auf Pflanzen s. Sachs, Lehrbuch der Botanik, 4. Aufl. 1874,
p. 692. Ueber Blutkörperchen s. Quarterly Journal of Microscopical Science, April,
1874, p. 185.
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[53/0067] Cap. 3. Zusammenballung des Protoplasma. diese Substanz wirkt schneller und energischer als irgend eine andere. Es ist bekannt, dasz das Protoplasma der Pflanzen seine spontanen Bewegungen nur so lange zeigt, als es sich in einem sauerstoffreichen Zustande befindet; dasselbe ist auch mit den weiszen Blutkörperchen der Fall, sie bewegen sich nur, so lange sie Sauerstoff von den rothen Blutkörperchen empfangen 3; aber die oben angeführten Fälle sind etwas verschieden hiervon, da sie mit dem Aufschub der Erzeugung oder Zu- sammenballung der Massen von Protoplasma durch die Ausschlieszung von Sauerstoff in Beziehung stehen. Zusammenfassung und Schluszbemerkungen. — Der Procesz der Zusammenballung ist von der Einbiegung der Tentakeln und von der verstärkten Absonderung der Drüsen unabhängig. Er fängt innerhalb der Drüsen an, gleichviel ob diese direct oder indirect durch einen von andern Drüsen erhaltenen Reiz gereizt sind. In bei- den Fällen wird der Procesz von Zelle an Zelle die ganze Länge der Tentakeln hinab fortgeleitet, und eine kurze Zeit an jeder queren Scheidewand aufgehalten. Bei blasz gefärbten Blättern ist die erste, aber nur bei starker Vergröszerung bemerkbare Veränderung das Auf- treten der feinsten Körnchen in der Flüssigkeit innerhalb der Zellen, welche diese leicht wolkig machen. Diese Körnchen ballen sich bald zu kleinen kugligen Massen zusammen. Ich habe eine Wolke dieser Art in 10 Secunden auftreten sehen, nachdem ein Tropfen einer Lösung von kohlensaurem Ammoniak der Drüse gegeben worden war. Bei dunkelrothen Blättern ist die erste sichtbare Veränderung häufig die Verwandlung der äuszeren Schicht der Flüssigkeit innerhalb der Zellen in sackartige Massen. Die zusammengeballten Massen verändern, wie sie sich auch entwickelt haben mögen, fortwährend ihre Form und Stellung. Sie sind nicht mit Flüssigkeit erfüllt, sondern solid bis in die Mitte. Endlich verschmelzen die farblosen Körner in dem Porto- plasma, welches rings an den Wänden flieszt, mit den mittleren Ku- geln oder Massen; aber es ist noch immer ein Strom von klarer Flüssigkeit in den Zellen vorhanden. Sobald die Tentakeln sich voll- kommen wieder ausgestreckt haben, werden die zusammengeballten Massen wieder aufgelöst und die Zellen füllen sich mit einer homoge- nen Flüssigkeit, wie sie zuerst waren. Der Procesz der Wiederauf- 3 In Bezug auf Pflanzen s. Sachs, Lehrbuch der Botanik, 4. Aufl. 1874, p. 692. Ueber Blutkörperchen s. Quarterly Journal of Microscopical Science, April, 1874, p. 185.

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Zitationshilfe: Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/67>, abgerufen am 23.11.2024.