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Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.

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Cap. 17. Art Beute zu fangen.

Mag der Zerfall der gefangen gehaltenen Thiere auf irgend eine
Weise beschleunigt werden oder nicht, so ist doch sicher, dasz durch
die viertheiligen und zweigespaltenen Fortsätze Stoffe aus ihnen ab-
sorbirt werden. Die äuszerst zarte Beschaffenheit der Membran, von
welcher diese Fortsätze gebildet werden, und die grosze Oberfläche,
welche sie darbieten, -- in Folge ihrer groszen dicht gedrängt über
die ganze innere Fläche der Blase verbreiteten Zahl, -- sind Um-
stände, welche alle den Procesz der Aufsaugung begünstigen. Viele
vollkommen reine Blasen, welche niemals irgend welche Beute ge-
fangen hatten, wurden geöffnet; es konnte aber mit einem Hartnack'-
schen Objectivglas Nr. 8 innerhalb der zarten structurlosen, proto-
plasmatischen Auskleidung ihre Arme nichts unterschieden werden,
ausgenommen das in jedem vorkommende einzelne gelbliche Körper-
chen oder der modificirte Kern. Zuweilen waren zwei oder selbst
drei derartige Körperchen vorhanden; in diesem Falle aber konnten
meist Spuren zerfallender Substanz entdeckt werden. Andererseits
boten die Fortsätze in Blasen, welche entweder ein groszes oder meh-
rere kleinere zerfallene Thiere enthielten, ein gänzlich verschiedenes
Ansehen dar. Sechs derartige Blasen wurden sorgfältig untersucht:
eine enthielt eine langgestreckte, aufgerollte Larve, eine andere ein
einzelnes groszes entomostrakes Krustenthier, und die übrigen von
zwei bis fünf kleinere, sämmtlich in einem zersetzten Zustande. In
diesen sechs Blasen enthielt eine grosze Zahl der viertheiligen Fort-
sätze durchsichtige, häufig gelbliche, mehr oder weniger zusammen-
flieszende sphärische oder unregelmäszig geformte Massen von Sub-
stanz. Einige von den Fortsätzen enthielten indessen nur fein gra-
nulirte Substanz, deren Theilchen so klein waren, dasz sie mit dem
System Hartnack Nr. 8 nicht deutlich definirt werden konnten. Die
zarte, ihre Wandungen auskleidende Schicht von Protoplasma war in
einigen Fällen etwas eingeschrumpft. Bei drei Gelegenheiten wurden
die eben erwähnten Substanzmassen beobachtet und nach kurzen
Intervallen gezeichnet; sie hatten ganz sicher ihre Stellungen im Ver-
hältnis zu einander wie zu den Wandungen der Arme geändert. Ein-
zelne Massen flossen zuweilen zusammen und theilten sich dann wieder.
Eine einzelne kleine Masse schickte einen Fortsatz ab, welcher sich
nach einiger Zeit lostrennte. Es konnte daher daran kein Zweifel
sein, dasz diese Massen aus Protoplasma bestanden. Bedenkt man
aber, dasz viele reine Blasen mit gleicher Sorgfalt untersucht wurden,

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Cap. 17. Art Beute zu fangen.

Mag der Zerfall der gefangen gehaltenen Thiere auf irgend eine
Weise beschleunigt werden oder nicht, so ist doch sicher, dasz durch
die viertheiligen und zweigespaltenen Fortsätze Stoffe aus ihnen ab-
sorbirt werden. Die äuszerst zarte Beschaffenheit der Membran, von
welcher diese Fortsätze gebildet werden, und die grosze Oberfläche,
welche sie darbieten, — in Folge ihrer groszen dicht gedrängt über
die ganze innere Fläche der Blase verbreiteten Zahl, — sind Um-
stände, welche alle den Procesz der Aufsaugung begünstigen. Viele
vollkommen reine Blasen, welche niemals irgend welche Beute ge-
fangen hatten, wurden geöffnet; es konnte aber mit einem Hartnack’-
schen Objectivglas Nr. 8 innerhalb der zarten structurlosen, proto-
plasmatischen Auskleidung ihre Arme nichts unterschieden werden,
ausgenommen das in jedem vorkommende einzelne gelbliche Körper-
chen oder der modificirte Kern. Zuweilen waren zwei oder selbst
drei derartige Körperchen vorhanden; in diesem Falle aber konnten
meist Spuren zerfallender Substanz entdeckt werden. Andererseits
boten die Fortsätze in Blasen, welche entweder ein groszes oder meh-
rere kleinere zerfallene Thiere enthielten, ein gänzlich verschiedenes
Ansehen dar. Sechs derartige Blasen wurden sorgfältig untersucht:
eine enthielt eine langgestreckte, aufgerollte Larve, eine andere ein
einzelnes groszes entomostrakes Krustenthier, und die übrigen von
zwei bis fünf kleinere, sämmtlich in einem zersetzten Zustande. In
diesen sechs Blasen enthielt eine grosze Zahl der viertheiligen Fort-
sätze durchsichtige, häufig gelbliche, mehr oder weniger zusammen-
flieszende sphärische oder unregelmäszig geformte Massen von Sub-
stanz. Einige von den Fortsätzen enthielten indessen nur fein gra-
nulirte Substanz, deren Theilchen so klein waren, dasz sie mit dem
System Hartnack Nr. 8 nicht deutlich definirt werden konnten. Die
zarte, ihre Wandungen auskleidende Schicht von Protoplasma war in
einigen Fällen etwas eingeschrumpft. Bei drei Gelegenheiten wurden
die eben erwähnten Substanzmassen beobachtet und nach kurzen
Intervallen gezeichnet; sie hatten ganz sicher ihre Stellungen im Ver-
hältnis zu einander wie zu den Wandungen der Arme geändert. Ein-
zelne Massen flossen zuweilen zusammen und theilten sich dann wieder.
Eine einzelne kleine Masse schickte einen Fortsatz ab, welcher sich
nach einiger Zeit lostrennte. Es konnte daher daran kein Zweifel
sein, dasz diese Massen aus Protoplasma bestanden. Bedenkt man
aber, dasz viele reine Blasen mit gleicher Sorgfalt untersucht wurden,

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[371/0385] Cap. 17. Art Beute zu fangen. Mag der Zerfall der gefangen gehaltenen Thiere auf irgend eine Weise beschleunigt werden oder nicht, so ist doch sicher, dasz durch die viertheiligen und zweigespaltenen Fortsätze Stoffe aus ihnen ab- sorbirt werden. Die äuszerst zarte Beschaffenheit der Membran, von welcher diese Fortsätze gebildet werden, und die grosze Oberfläche, welche sie darbieten, — in Folge ihrer groszen dicht gedrängt über die ganze innere Fläche der Blase verbreiteten Zahl, — sind Um- stände, welche alle den Procesz der Aufsaugung begünstigen. Viele vollkommen reine Blasen, welche niemals irgend welche Beute ge- fangen hatten, wurden geöffnet; es konnte aber mit einem Hartnack’- schen Objectivglas Nr. 8 innerhalb der zarten structurlosen, proto- plasmatischen Auskleidung ihre Arme nichts unterschieden werden, ausgenommen das in jedem vorkommende einzelne gelbliche Körper- chen oder der modificirte Kern. Zuweilen waren zwei oder selbst drei derartige Körperchen vorhanden; in diesem Falle aber konnten meist Spuren zerfallender Substanz entdeckt werden. Andererseits boten die Fortsätze in Blasen, welche entweder ein groszes oder meh- rere kleinere zerfallene Thiere enthielten, ein gänzlich verschiedenes Ansehen dar. Sechs derartige Blasen wurden sorgfältig untersucht: eine enthielt eine langgestreckte, aufgerollte Larve, eine andere ein einzelnes groszes entomostrakes Krustenthier, und die übrigen von zwei bis fünf kleinere, sämmtlich in einem zersetzten Zustande. In diesen sechs Blasen enthielt eine grosze Zahl der viertheiligen Fort- sätze durchsichtige, häufig gelbliche, mehr oder weniger zusammen- flieszende sphärische oder unregelmäszig geformte Massen von Sub- stanz. Einige von den Fortsätzen enthielten indessen nur fein gra- nulirte Substanz, deren Theilchen so klein waren, dasz sie mit dem System Hartnack Nr. 8 nicht deutlich definirt werden konnten. Die zarte, ihre Wandungen auskleidende Schicht von Protoplasma war in einigen Fällen etwas eingeschrumpft. Bei drei Gelegenheiten wurden die eben erwähnten Substanzmassen beobachtet und nach kurzen Intervallen gezeichnet; sie hatten ganz sicher ihre Stellungen im Ver- hältnis zu einander wie zu den Wandungen der Arme geändert. Ein- zelne Massen flossen zuweilen zusammen und theilten sich dann wieder. Eine einzelne kleine Masse schickte einen Fortsatz ab, welcher sich nach einiger Zeit lostrennte. Es konnte daher daran kein Zweifel sein, dasz diese Massen aus Protoplasma bestanden. Bedenkt man aber, dasz viele reine Blasen mit gleicher Sorgfalt untersucht wurden, 24*

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Zitationshilfe: Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/385>, abgerufen am 27.11.2024.