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Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.

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Cap. 17. Art Beute zu fangen.
aufzulegen oder sie leise auf eine andere Steile zu bewegen, vor, dasz
sich die Klappe plötzlich öffnete und sie verschluckt waren. Er legte
dann ähnliche Stückchen Holz auf andere Klappen und bewegte sie
eine Zeit lang auf ihnen herum; sie giengen aber nicht in die Blase.
Ferner brachte ich Stückchen von blauem Glas auf drei Klappen und
äuszerst minutiöse abgeschabte Stückchen Blei auf zwei andere Klap-
pen; nach 1 oder 2 Stunden war keines eingetreten, aber in einer
Zeit von 2 bis 5 Stunden waren sie alle fünf eingeschlossen. Eines
der Glasstückchen war ein langer Splitter, dessen eines Ende schräg
auf der Klappe ruhte; nach wenig Stunden fand man es fixirt, halb
innerhalb der Blase und halb nach auszen vorspringend; wobei der
Rand der Klappe rings herum dicht anschlosz mit Ausnahme des
einen Winkels, wo eine kleine Stelle offen gelassen war. Es war so
fest eingekeilt, ähnlich der oben erwähnten Larve, dasz die Blase
von dem Zweig abgerissen und geschüttelt werden konnte, ohne dasz
der Splitter herausgefallen wäre. Mein Sohn legte auch kleine Würfel-
chen (ungefähr Zoll oder 0,391 Mm.) von grünem Buchsbaumholz,
welche gerade schwer genug waren, um in Wasser unterzusinken, auf
drei Klappen. Dieselben wurden nach 19 Stunden 30 Minuten unter-
sucht und wurden noch immer auf den Klappen liegend gefunden;
nach 22 Stunden 30 Minuten waren sie aber eingeschlossen. Ich will
hier erwähnen, dasz ich in einer Blase an einer in natürlichen Ver-
hältnissen wachsenden Pflanze ein Körnchen Sand und in einer andern
Blase drei Körnchen fand; diese müssen durch irgend welchen Zufall
auf die Klappen gefallen und dann wie die Glastheilchen in die Blasen
gelangt sein.

Die langsame Biegung der Klappe unter dem Gewicht der Glas-
stückchen und selbst der Buchsbaumholzwürfelchen, trotzdem sie in
hohem Masze vom Wasser getragen werden, ist, wie ich vermuthe,
der langsamen Biegung colloider Substanzen analog. Es wurden bei-
spielsweise Glasstückchen auf verschiedene Stellen schmaler Streifen
von angefeuchteter Gelatine gelegt; und diese gaben mit äuszerster
Langsamkeit nach und bogen sich. Es ist viel schwerer zu verstehen,
woher es kommt, dasz das leise Hin- und Herbewegen eines Stück-
chens von einem Theile der Klappe zu einem andern dieselbe veran-
laszt, sich plötzlich zu öffnen. Um zu ermitteln, ob die Klappen mit
Irritabilität begabt wären, wurde die Oberfläche mehrerer mit einer
Nadel gekratzt oder mit einem feinen Camelhaarpinsel bestrichen, um

Cap. 17. Art Beute zu fangen.
aufzulegen oder sie leise auf eine andere Steile zu bewegen, vor, dasz
sich die Klappe plötzlich öffnete und sie verschluckt waren. Er legte
dann ähnliche Stückchen Holz auf andere Klappen und bewegte sie
eine Zeit lang auf ihnen herum; sie giengen aber nicht in die Blase.
Ferner brachte ich Stückchen von blauem Glas auf drei Klappen und
äuszerst minutiöse abgeschabte Stückchen Blei auf zwei andere Klap-
pen; nach 1 oder 2 Stunden war keines eingetreten, aber in einer
Zeit von 2 bis 5 Stunden waren sie alle fünf eingeschlossen. Eines
der Glasstückchen war ein langer Splitter, dessen eines Ende schräg
auf der Klappe ruhte; nach wenig Stunden fand man es fixirt, halb
innerhalb der Blase und halb nach auszen vorspringend; wobei der
Rand der Klappe rings herum dicht anschlosz mit Ausnahme des
einen Winkels, wo eine kleine Stelle offen gelassen war. Es war so
fest eingekeilt, ähnlich der oben erwähnten Larve, dasz die Blase
von dem Zweig abgerissen und geschüttelt werden konnte, ohne dasz
der Splitter herausgefallen wäre. Mein Sohn legte auch kleine Würfel-
chen (ungefähr Zoll oder 0,391 Mm.) von grünem Buchsbaumholz,
welche gerade schwer genug waren, um in Wasser unterzusinken, auf
drei Klappen. Dieselben wurden nach 19 Stunden 30 Minuten unter-
sucht und wurden noch immer auf den Klappen liegend gefunden;
nach 22 Stunden 30 Minuten waren sie aber eingeschlossen. Ich will
hier erwähnen, dasz ich in einer Blase an einer in natürlichen Ver-
hältnissen wachsenden Pflanze ein Körnchen Sand und in einer andern
Blase drei Körnchen fand; diese müssen durch irgend welchen Zufall
auf die Klappen gefallen und dann wie die Glastheilchen in die Blasen
gelangt sein.

Die langsame Biegung der Klappe unter dem Gewicht der Glas-
stückchen und selbst der Buchsbaumholzwürfelchen, trotzdem sie in
hohem Masze vom Wasser getragen werden, ist, wie ich vermuthe,
der langsamen Biegung colloider Substanzen analog. Es wurden bei-
spielsweise Glasstückchen auf verschiedene Stellen schmaler Streifen
von angefeuchteter Gelatine gelegt; und diese gaben mit äuszerster
Langsamkeit nach und bogen sich. Es ist viel schwerer zu verstehen,
woher es kommt, dasz das leise Hin- und Herbewegen eines Stück-
chens von einem Theile der Klappe zu einem andern dieselbe veran-
laszt, sich plötzlich zu öffnen. Um zu ermitteln, ob die Klappen mit
Irritabilität begabt wären, wurde die Oberfläche mehrerer mit einer
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[367/0381] Cap. 17. Art Beute zu fangen. aufzulegen oder sie leise auf eine andere Steile zu bewegen, vor, dasz sich die Klappe plötzlich öffnete und sie verschluckt waren. Er legte dann ähnliche Stückchen Holz auf andere Klappen und bewegte sie eine Zeit lang auf ihnen herum; sie giengen aber nicht in die Blase. Ferner brachte ich Stückchen von blauem Glas auf drei Klappen und äuszerst minutiöse abgeschabte Stückchen Blei auf zwei andere Klap- pen; nach 1 oder 2 Stunden war keines eingetreten, aber in einer Zeit von 2 bis 5 Stunden waren sie alle fünf eingeschlossen. Eines der Glasstückchen war ein langer Splitter, dessen eines Ende schräg auf der Klappe ruhte; nach wenig Stunden fand man es fixirt, halb innerhalb der Blase und halb nach auszen vorspringend; wobei der Rand der Klappe rings herum dicht anschlosz mit Ausnahme des einen Winkels, wo eine kleine Stelle offen gelassen war. Es war so fest eingekeilt, ähnlich der oben erwähnten Larve, dasz die Blase von dem Zweig abgerissen und geschüttelt werden konnte, ohne dasz der Splitter herausgefallen wäre. Mein Sohn legte auch kleine Würfel- chen (ungefähr [FORMEL] Zoll oder 0,391 Mm.) von grünem Buchsbaumholz, welche gerade schwer genug waren, um in Wasser unterzusinken, auf drei Klappen. Dieselben wurden nach 19 Stunden 30 Minuten unter- sucht und wurden noch immer auf den Klappen liegend gefunden; nach 22 Stunden 30 Minuten waren sie aber eingeschlossen. Ich will hier erwähnen, dasz ich in einer Blase an einer in natürlichen Ver- hältnissen wachsenden Pflanze ein Körnchen Sand und in einer andern Blase drei Körnchen fand; diese müssen durch irgend welchen Zufall auf die Klappen gefallen und dann wie die Glastheilchen in die Blasen gelangt sein. Die langsame Biegung der Klappe unter dem Gewicht der Glas- stückchen und selbst der Buchsbaumholzwürfelchen, trotzdem sie in hohem Masze vom Wasser getragen werden, ist, wie ich vermuthe, der langsamen Biegung colloider Substanzen analog. Es wurden bei- spielsweise Glasstückchen auf verschiedene Stellen schmaler Streifen von angefeuchteter Gelatine gelegt; und diese gaben mit äuszerster Langsamkeit nach und bogen sich. Es ist viel schwerer zu verstehen, woher es kommt, dasz das leise Hin- und Herbewegen eines Stück- chens von einem Theile der Klappe zu einem andern dieselbe veran- laszt, sich plötzlich zu öffnen. Um zu ermitteln, ob die Klappen mit Irritabilität begabt wären, wurde die Oberfläche mehrerer mit einer Nadel gekratzt oder mit einem feinen Camelhaarpinsel bestrichen, um

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Zitationshilfe: Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/381>, abgerufen am 27.11.2024.