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Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.

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Utricularia neglecta. Cap. 17.
Paar durchsichtiger spitzer Borsten, ungefähr so lang wie die Klappe
selbst, entspringen in der Nähe ihres freien hinteren Randes (Fig. 19)
und weisen schräg nach auszen in der Richtung der Antennen. Auch
finden sich auf der Oberfläche der Klappe zahlreiche Drüsen, wie ich
sie nennen will; denn sie haben die Fähigkeit zu absorbiren, obschon
ich zweifle, ob sie jemals absondern. Sie bestehen aus dreierlei Arten,
welche bis zu einem gewissen Grade in einander übergehen. Die-
jenigen, welche rund um den vorderen Rand der Klappe (obere Rand
in Fig. 19) herumstehen, sind sehr zahlreich und stehen dicht ge-
drängt; sie bestehen aus einem oblongen Köpfchen auf einem langen
Stiele. Der Stiel selbst wird von einer verlängerten Zelle gebildet,
auf welcher eine kurze sitzt. Die Drüsen nach dem freien hinteren
Rande zu sind viel gröszer, wenig an Zahl und beinahe sphärisch;
sie haben kurze Stiele. Das Köpfchen wird durch das Verschmelzen
zweier Zellen gebildet, die untere entspricht der kurzen oberen Zelle
des Stiels der oblongen Drüsen. Die Drüsen der dritten Art haben
quer verlängerte Köpfchen und sitzen auf sehr kurzen Stielen, so dasz
sie parallel mit und dicht an der Oberfläche der Klappe stehen; sie
können zweiarmige Drüsen genannt werden. Die Zellen, welche alle
diese Drüsen bilden, enthalten einen Kern und sind mit einer Schicht
mehr oder weniger körnigen Protoplasmas, dem Primordialschlauch
Mohl's, ausgekleidet. Sie sind mit Flüssigkeit erfüllt, welche viel
Substanz in Lösung halten musz, nach der Menge der geronnenen
Masse nach einem langen Eintauchen in Alkohol oder Äther zu ur-
theilen. Die Vertiefung, in welcher die Klappe liegt, ist gleichfalls
mit unzähligen Drüsen bekleidet; diejenigen an den Seiten haben
oblonge Köpfchen und verlängerte Stiele, genau so wie die Drüsen
auf den anstoszenden Theilen der Klappe.

Der Kragen (von Cohn Peristom genannt) wird offenbar, wie
auch die Klappe, durch einen Vorsprung der Wandungen der Blase
nach innen gebildet. Die die äuszere oder die nach der Klappe hin-
sehende Fläche zusammensetzenden Zellen haben ziemlich dicke Wände,
sind von einer bräunlichen Farbe, sehr klein, sehr zahlreich und verlän-
gert; die untern sind durch verticale Scheidewände getheilt. Das
Ganze bietet ein complicirtes und elegantes Ansehen dar. Die die
innere Oberfläche bildenden Zellen sind in continuirlichem Zusammen-
hange mit den über die ganze innere Oberfläche der Blase ver-
breiteten. Der Raum zwischen der äuszeren und inneren Oberfläche

Utricularia neglecta. Cap. 17.
Paar durchsichtiger spitzer Borsten, ungefähr so lang wie die Klappe
selbst, entspringen in der Nähe ihres freien hinteren Randes (Fig. 19)
und weisen schräg nach auszen in der Richtung der Antennen. Auch
finden sich auf der Oberfläche der Klappe zahlreiche Drüsen, wie ich
sie nennen will; denn sie haben die Fähigkeit zu absorbiren, obschon
ich zweifle, ob sie jemals absondern. Sie bestehen aus dreierlei Arten,
welche bis zu einem gewissen Grade in einander übergehen. Die-
jenigen, welche rund um den vorderen Rand der Klappe (obere Rand
in Fig. 19) herumstehen, sind sehr zahlreich und stehen dicht ge-
drängt; sie bestehen aus einem oblongen Köpfchen auf einem langen
Stiele. Der Stiel selbst wird von einer verlängerten Zelle gebildet,
auf welcher eine kurze sitzt. Die Drüsen nach dem freien hinteren
Rande zu sind viel gröszer, wenig an Zahl und beinahe sphärisch;
sie haben kurze Stiele. Das Köpfchen wird durch das Verschmelzen
zweier Zellen gebildet, die untere entspricht der kurzen oberen Zelle
des Stiels der oblongen Drüsen. Die Drüsen der dritten Art haben
quer verlängerte Köpfchen und sitzen auf sehr kurzen Stielen, so dasz
sie parallel mit und dicht an der Oberfläche der Klappe stehen; sie
können zweiarmige Drüsen genannt werden. Die Zellen, welche alle
diese Drüsen bilden, enthalten einen Kern und sind mit einer Schicht
mehr oder weniger körnigen Protoplasmas, dem Primordialschlauch
Mohl’s, ausgekleidet. Sie sind mit Flüssigkeit erfüllt, welche viel
Substanz in Lösung halten musz, nach der Menge der geronnenen
Masse nach einem langen Eintauchen in Alkohol oder Äther zu ur-
theilen. Die Vertiefung, in welcher die Klappe liegt, ist gleichfalls
mit unzähligen Drüsen bekleidet; diejenigen an den Seiten haben
oblonge Köpfchen und verlängerte Stiele, genau so wie die Drüsen
auf den anstoszenden Theilen der Klappe.

Der Kragen (von Cohn Peristom genannt) wird offenbar, wie
auch die Klappe, durch einen Vorsprung der Wandungen der Blase
nach innen gebildet. Die die äuszere oder die nach der Klappe hin-
sehende Fläche zusammensetzenden Zellen haben ziemlich dicke Wände,
sind von einer bräunlichen Farbe, sehr klein, sehr zahlreich und verlän-
gert; die untern sind durch verticale Scheidewände getheilt. Das
Ganze bietet ein complicirtes und elegantes Ansehen dar. Die die
innere Oberfläche bildenden Zellen sind in continuirlichem Zusammen-
hange mit den über die ganze innere Oberfläche der Blase ver-
breiteten. Der Raum zwischen der äuszeren und inneren Oberfläche

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[362/0376] Utricularia neglecta. Cap. 17. Paar durchsichtiger spitzer Borsten, ungefähr so lang wie die Klappe selbst, entspringen in der Nähe ihres freien hinteren Randes (Fig. 19) und weisen schräg nach auszen in der Richtung der Antennen. Auch finden sich auf der Oberfläche der Klappe zahlreiche Drüsen, wie ich sie nennen will; denn sie haben die Fähigkeit zu absorbiren, obschon ich zweifle, ob sie jemals absondern. Sie bestehen aus dreierlei Arten, welche bis zu einem gewissen Grade in einander übergehen. Die- jenigen, welche rund um den vorderen Rand der Klappe (obere Rand in Fig. 19) herumstehen, sind sehr zahlreich und stehen dicht ge- drängt; sie bestehen aus einem oblongen Köpfchen auf einem langen Stiele. Der Stiel selbst wird von einer verlängerten Zelle gebildet, auf welcher eine kurze sitzt. Die Drüsen nach dem freien hinteren Rande zu sind viel gröszer, wenig an Zahl und beinahe sphärisch; sie haben kurze Stiele. Das Köpfchen wird durch das Verschmelzen zweier Zellen gebildet, die untere entspricht der kurzen oberen Zelle des Stiels der oblongen Drüsen. Die Drüsen der dritten Art haben quer verlängerte Köpfchen und sitzen auf sehr kurzen Stielen, so dasz sie parallel mit und dicht an der Oberfläche der Klappe stehen; sie können zweiarmige Drüsen genannt werden. Die Zellen, welche alle diese Drüsen bilden, enthalten einen Kern und sind mit einer Schicht mehr oder weniger körnigen Protoplasmas, dem Primordialschlauch Mohl’s, ausgekleidet. Sie sind mit Flüssigkeit erfüllt, welche viel Substanz in Lösung halten musz, nach der Menge der geronnenen Masse nach einem langen Eintauchen in Alkohol oder Äther zu ur- theilen. Die Vertiefung, in welcher die Klappe liegt, ist gleichfalls mit unzähligen Drüsen bekleidet; diejenigen an den Seiten haben oblonge Köpfchen und verlängerte Stiele, genau so wie die Drüsen auf den anstoszenden Theilen der Klappe. Der Kragen (von Cohn Peristom genannt) wird offenbar, wie auch die Klappe, durch einen Vorsprung der Wandungen der Blase nach innen gebildet. Die die äuszere oder die nach der Klappe hin- sehende Fläche zusammensetzenden Zellen haben ziemlich dicke Wände, sind von einer bräunlichen Farbe, sehr klein, sehr zahlreich und verlän- gert; die untern sind durch verticale Scheidewände getheilt. Das Ganze bietet ein complicirtes und elegantes Ansehen dar. Die die innere Oberfläche bildenden Zellen sind in continuirlichem Zusammen- hange mit den über die ganze innere Oberfläche der Blase ver- breiteten. Der Raum zwischen der äuszeren und inneren Oberfläche

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Zitationshilfe: Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/376>, abgerufen am 27.11.2024.