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Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.

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Cap. 17. Structur der Blase.
Wurzeln, selbst während ihrer frühesten Wachsthumsperiode4. Sie
bewohnen gewöhnlich, wie mehr als ein Beobachter gegen mich be-
merkt hat, merkwürdig faule Gräben.

Die Blasen bieten den hauptsächlich interessanten Punkt dar.
Es finden sich häufig zwei oder drei an einem und demselben getheil-
ten Blatte, meistens in der Nähe der Basis; doch habe ich auch eine
einzelne aus dem Stengel entspringen sehn. Sie stehen auf kurzen
Stielen. Wenn sie völlig ausgewachsen sind, sind sie nahezu Zoll
(2,54 Mm.) lang. Sie sind durchscheinend, von einer grünen Färbung
und die Wandungen werden aus zwei Schichten von Zellen gebildet.
Die äuszeren Zellen sind polygonal und ziemlich grosz; aber an vielen
von den Punkten, wo sich die Winkel treffen, finden sich kleinere
rundliche Zellen. Diese letzteren tragen kurze kegelförmige Vorsprünge,
welche von zwei hemisphärischen Zellen in so dichter Aneinander-
lagerung, dasz sie vereinigt zu sein scheinen, überragt werden; häufig
trennen sich die letztern ein wenig von einander, wenn sie in gewisse
Flüssigkeiten eingetaucht werden. Die in dieser Weise gebildeten
Papillen sind denen genau gleich, welche sich auf der Oberfläche der
Blätter finden. Diejenigen an einer und derselben Blase sind der
Grösze nach sehr verschieden; auch finden sich einige wenige, beson-
ders an sehr jungen Blättern, welche einen elliptischen, statt eines
kreisförmigen, Umrisz haben. Die zwei endständigen Zellen sind
durchsichtig, müssen aber viel Substanz in Lösung enthalten, nach
der Menge zu urtheilen, welche durch längeres Eintauchen in Alkohol
oder Äther zur Gerinnung gebracht wird.

Die Blasen sind mit Wasser angefüllt. Sie enthalten meistens,
aber durchaus nicht immer, Luftblasen. Je nach der in ihnen ent-
haltenen Wasser- oder Luftmenge sind sie in der Dicke sehr ver-
schieden, sie sind aber immer etwas zusammengedrückt. Auf einem
frühern Wachsthumsstadium ist die platte oder ventrale Oberfläche
nach der Axe oder dem Stengel hin gerichtet; es musz aber der Stiel
ein gewisses Bewegungsvermögen haben; denn an Pflanzen, welche ich
in meinem Gewächshause hielt, war die ventrale Fläche meistens
entweder gerade oder schräg niederwärts gedreht. Mr. H. M. Wil-

4 Dasz dies der Fall ist, schliesze ich aus der Zeichnung eines Sämlings,
welche Dr. Warming in seinem Aufsatze, "Bidrag til Kundskaben om Lentibu-
lariaceae", gegeben hat in den "Videnskabelige Meddelelser etc." Kopenhagen,
1874, No. 3--7, p. 33--58.

Cap. 17. Structur der Blase.
Wurzeln, selbst während ihrer frühesten Wachsthumsperiode4. Sie
bewohnen gewöhnlich, wie mehr als ein Beobachter gegen mich be-
merkt hat, merkwürdig faule Gräben.

Die Blasen bieten den hauptsächlich interessanten Punkt dar.
Es finden sich häufig zwei oder drei an einem und demselben getheil-
ten Blatte, meistens in der Nähe der Basis; doch habe ich auch eine
einzelne aus dem Stengel entspringen sehn. Sie stehen auf kurzen
Stielen. Wenn sie völlig ausgewachsen sind, sind sie nahezu ⅒ Zoll
(2,54 Mm.) lang. Sie sind durchscheinend, von einer grünen Färbung
und die Wandungen werden aus zwei Schichten von Zellen gebildet.
Die äuszeren Zellen sind polygonal und ziemlich grosz; aber an vielen
von den Punkten, wo sich die Winkel treffen, finden sich kleinere
rundliche Zellen. Diese letzteren tragen kurze kegelförmige Vorsprünge,
welche von zwei hemisphärischen Zellen in so dichter Aneinander-
lagerung, dasz sie vereinigt zu sein scheinen, überragt werden; häufig
trennen sich die letztern ein wenig von einander, wenn sie in gewisse
Flüssigkeiten eingetaucht werden. Die in dieser Weise gebildeten
Papillen sind denen genau gleich, welche sich auf der Oberfläche der
Blätter finden. Diejenigen an einer und derselben Blase sind der
Grösze nach sehr verschieden; auch finden sich einige wenige, beson-
ders an sehr jungen Blättern, welche einen elliptischen, statt eines
kreisförmigen, Umrisz haben. Die zwei endständigen Zellen sind
durchsichtig, müssen aber viel Substanz in Lösung enthalten, nach
der Menge zu urtheilen, welche durch längeres Eintauchen in Alkohol
oder Äther zur Gerinnung gebracht wird.

Die Blasen sind mit Wasser angefüllt. Sie enthalten meistens,
aber durchaus nicht immer, Luftblasen. Je nach der in ihnen ent-
haltenen Wasser- oder Luftmenge sind sie in der Dicke sehr ver-
schieden, sie sind aber immer etwas zusammengedrückt. Auf einem
frühern Wachsthumsstadium ist die platte oder ventrale Oberfläche
nach der Axe oder dem Stengel hin gerichtet; es musz aber der Stiel
ein gewisses Bewegungsvermögen haben; denn an Pflanzen, welche ich
in meinem Gewächshause hielt, war die ventrale Fläche meistens
entweder gerade oder schräg niederwärts gedreht. Mr. H. M. Wil-

4 Dasz dies der Fall ist, schliesze ich aus der Zeichnung eines Sämlings,
welche Dr. Warming in seinem Aufsatze, „Bidrag til Kundskaben om Lentibu-
lariaceae‟, gegeben hat in den „Videnskabelige Meddelelser etc.‟ Kopenhagen,
1874, No. 3—7, p. 33—58.
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[359/0373] Cap. 17. Structur der Blase. Wurzeln, selbst während ihrer frühesten Wachsthumsperiode 4. Sie bewohnen gewöhnlich, wie mehr als ein Beobachter gegen mich be- merkt hat, merkwürdig faule Gräben. Die Blasen bieten den hauptsächlich interessanten Punkt dar. Es finden sich häufig zwei oder drei an einem und demselben getheil- ten Blatte, meistens in der Nähe der Basis; doch habe ich auch eine einzelne aus dem Stengel entspringen sehn. Sie stehen auf kurzen Stielen. Wenn sie völlig ausgewachsen sind, sind sie nahezu ⅒ Zoll (2,54 Mm.) lang. Sie sind durchscheinend, von einer grünen Färbung und die Wandungen werden aus zwei Schichten von Zellen gebildet. Die äuszeren Zellen sind polygonal und ziemlich grosz; aber an vielen von den Punkten, wo sich die Winkel treffen, finden sich kleinere rundliche Zellen. Diese letzteren tragen kurze kegelförmige Vorsprünge, welche von zwei hemisphärischen Zellen in so dichter Aneinander- lagerung, dasz sie vereinigt zu sein scheinen, überragt werden; häufig trennen sich die letztern ein wenig von einander, wenn sie in gewisse Flüssigkeiten eingetaucht werden. Die in dieser Weise gebildeten Papillen sind denen genau gleich, welche sich auf der Oberfläche der Blätter finden. Diejenigen an einer und derselben Blase sind der Grösze nach sehr verschieden; auch finden sich einige wenige, beson- ders an sehr jungen Blättern, welche einen elliptischen, statt eines kreisförmigen, Umrisz haben. Die zwei endständigen Zellen sind durchsichtig, müssen aber viel Substanz in Lösung enthalten, nach der Menge zu urtheilen, welche durch längeres Eintauchen in Alkohol oder Äther zur Gerinnung gebracht wird. Die Blasen sind mit Wasser angefüllt. Sie enthalten meistens, aber durchaus nicht immer, Luftblasen. Je nach der in ihnen ent- haltenen Wasser- oder Luftmenge sind sie in der Dicke sehr ver- schieden, sie sind aber immer etwas zusammengedrückt. Auf einem frühern Wachsthumsstadium ist die platte oder ventrale Oberfläche nach der Axe oder dem Stengel hin gerichtet; es musz aber der Stiel ein gewisses Bewegungsvermögen haben; denn an Pflanzen, welche ich in meinem Gewächshause hielt, war die ventrale Fläche meistens entweder gerade oder schräg niederwärts gedreht. Mr. H. M. Wil- 4 Dasz dies der Fall ist, schliesze ich aus der Zeichnung eines Sämlings, welche Dr. Warming in seinem Aufsatze, „Bidrag til Kundskaben om Lentibu- lariaceae‟, gegeben hat in den „Videnskabelige Meddelelser etc.‟ Kopenhagen, 1874, No. 3—7, p. 33—58.

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Zitationshilfe: Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/373>, abgerufen am 27.11.2024.