Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876.Pinguicula lusitanica. Cap. 16. sung von einem Theile kohlensauren Ammoniaks auf 437 Theile Wassergelassen, und dies bewirkte, dasz sich die Farbe der Drüsen von einem hell Rosa in ein trübes Purpurn verwandelte; der Inhalt der Zellen bot aber keine deutliche Zusammenballung dar. Nach 8 Stunden 30 Minuten wurden sie farblos. Zwei minutiöse Eiweiszwürfel wurden auf die Drüsen eines Blüthenstiels und ein andrer Würfel auf die Drüsen eines Kelch- blattes gelegt; sie wurden aber zu keiner vermehrten Absonderung ange- regt; auch war das Eiweisz nach 2 Tagen nicht im mindesten erweicht. Es sind daher augenscheinlich diese Drüsen in ihrer Function bedeutend von denen auf den Blättern verschieden. Aus den vorstehenden Beobachtungen an Pinguicula lusitanica Pinguicula lusitanica. Cap. 16. sung von einem Theile kohlensauren Ammoniaks auf 437 Theile Wassergelassen, und dies bewirkte, dasz sich die Farbe der Drüsen von einem hell Rosa in ein trübes Purpurn verwandelte; der Inhalt der Zellen bot aber keine deutliche Zusammenballung dar. Nach 8 Stunden 30 Minuten wurden sie farblos. Zwei minutiöse Eiweiszwürfel wurden auf die Drüsen eines Blüthenstiels und ein andrer Würfel auf die Drüsen eines Kelch- blattes gelegt; sie wurden aber zu keiner vermehrten Absonderung ange- regt; auch war das Eiweisz nach 2 Tagen nicht im mindesten erweicht. Es sind daher augenscheinlich diese Drüsen in ihrer Function bedeutend von denen auf den Blättern verschieden. Aus den vorstehenden Beobachtungen an Pinguicula lusitanica <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <list> <item><pb facs="#f0370" n="356"/><fw place="top" type="header">Pinguicula lusitanica. Cap. 16.</fw><lb/> sung von einem Theile kohlensauren Ammoniaks auf 437 Theile Wasser<lb/> gelassen, und dies bewirkte, dasz sich die Farbe der Drüsen von einem<lb/> hell Rosa in ein trübes Purpurn verwandelte; der Inhalt der Zellen bot<lb/> aber keine deutliche Zusammenballung dar. Nach 8 Stunden 30 Minuten<lb/> wurden sie farblos. Zwei minutiöse Eiweiszwürfel wurden auf die Drüsen<lb/> eines Blüthenstiels und ein andrer Würfel auf die Drüsen eines Kelch-<lb/> blattes gelegt; sie wurden aber zu keiner vermehrten Absonderung ange-<lb/> regt; auch war das Eiweisz nach 2 Tagen nicht im mindesten erweicht.<lb/> Es sind daher augenscheinlich diese Drüsen in ihrer Function bedeutend<lb/> von denen auf den Blättern verschieden.</item> </list><lb/> <p>Aus den vorstehenden Beobachtungen an <hi rendition="#i">Pinguicula lusitanica</hi><lb/> sehen wir, dasz die schon naturgemäsz bedeutend eingekrümmten Rän-<lb/> der der Blätter durch die Berührung mit organischen und anorgani-<lb/> schen Körpern dazu gereizt werden, sich noch weiter einwärts zu<lb/> krümmen; dasz Eiweisz, Kohlsamen, Stückchen von Spinatblättern und<lb/> Glassplitter es verursachen, dasz die Drüsen reichlicher absondern; —<lb/> dasz Eiweisz von dem Secrete aufgelöst wird, und dasz Kohlsamen<lb/> von ihm getödtet werden; — und endlich, dasz Substanz aus den<lb/> Insecten, welche mittelst des klebrigen Secrets in groszer Anzahl ge-<lb/> fangen werden, von den Drüsen aufgesaugt wird. Die Drüsen auf<lb/> den Blüthenstielen scheinen keine solche Fähigkeit zu haben. Diese<lb/> Art weicht von <hi rendition="#i">Pinguicula vulgaris</hi> und <hi rendition="#i">grandiflora</hi> darin ab, dasz<lb/> die Ränder der Blätter, wenn sie durch organische Körper gereizt<lb/> worden sind, bis zu einem stärkern Grade eingebogen werden, und dasz<lb/> die Einbiegung eine längere Zeit anhält. Auch scheinen die Drüsen<lb/> leichter durch Körper, welche keine lösliche stickstoffhaltige Substanz<lb/> abgeben, zu vermehrter Absonderung angeregt zu werden. In andern<lb/> Beziehungen stimmen, so weit meine Beobachtungen reichen, alle drei<lb/> Species hinsichtlich ihrer functionellen Fähigkeiten überein.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [356/0370]
Pinguicula lusitanica. Cap. 16.
sung von einem Theile kohlensauren Ammoniaks auf 437 Theile Wasser
gelassen, und dies bewirkte, dasz sich die Farbe der Drüsen von einem
hell Rosa in ein trübes Purpurn verwandelte; der Inhalt der Zellen bot
aber keine deutliche Zusammenballung dar. Nach 8 Stunden 30 Minuten
wurden sie farblos. Zwei minutiöse Eiweiszwürfel wurden auf die Drüsen
eines Blüthenstiels und ein andrer Würfel auf die Drüsen eines Kelch-
blattes gelegt; sie wurden aber zu keiner vermehrten Absonderung ange-
regt; auch war das Eiweisz nach 2 Tagen nicht im mindesten erweicht.
Es sind daher augenscheinlich diese Drüsen in ihrer Function bedeutend
von denen auf den Blättern verschieden.
Aus den vorstehenden Beobachtungen an Pinguicula lusitanica
sehen wir, dasz die schon naturgemäsz bedeutend eingekrümmten Rän-
der der Blätter durch die Berührung mit organischen und anorgani-
schen Körpern dazu gereizt werden, sich noch weiter einwärts zu
krümmen; dasz Eiweisz, Kohlsamen, Stückchen von Spinatblättern und
Glassplitter es verursachen, dasz die Drüsen reichlicher absondern; —
dasz Eiweisz von dem Secrete aufgelöst wird, und dasz Kohlsamen
von ihm getödtet werden; — und endlich, dasz Substanz aus den
Insecten, welche mittelst des klebrigen Secrets in groszer Anzahl ge-
fangen werden, von den Drüsen aufgesaugt wird. Die Drüsen auf
den Blüthenstielen scheinen keine solche Fähigkeit zu haben. Diese
Art weicht von Pinguicula vulgaris und grandiflora darin ab, dasz
die Ränder der Blätter, wenn sie durch organische Körper gereizt
worden sind, bis zu einem stärkern Grade eingebogen werden, und dasz
die Einbiegung eine längere Zeit anhält. Auch scheinen die Drüsen
leichter durch Körper, welche keine lösliche stickstoffhaltige Substanz
abgeben, zu vermehrter Absonderung angeregt zu werden. In andern
Beziehungen stimmen, so weit meine Beobachtungen reichen, alle drei
Species hinsichtlich ihrer functionellen Fähigkeiten überein.
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