Drüsen gelegt werden, so fangen sie nichtsdestoweniger nach einiger Zeit in derselben Weise abzusondern an, wie die Drüsen der Dionaea bei ähnlicher Behandlung. Als sie mit einem Stückchen rohen Fleisches einfach gerieben wurden, haben sie, wie ich glaube, gleichfalls abge- sondert. Sowohl die aufsitzenden als auch die höheren von Stielen getragenen Drüsen haben das Vermögen, sehr schnell stickstoffhaltige Substanz zu absorbiren.
Die von den längeren Drüsen ausgehende Absonderung weicht in einer merkwürdigen Art und Weise von der der Drosera ab, nämlich darin, dasz sie sauer ist, ehe noch die Drüsen auf irgend welche Weise gereizt werden; auch ist sie, nach der Farbenveränderung des Lackmuspapier zu urtheilen, stärker sauer als die der Drosera. Diese Thatsache wurde wiederholt beobachtet; bei einer Gelegenheit wählte ich ein junges Blatt aus, welches nicht reichlich absonderte und noch niemals ein Insect gefangen hatte, und doch färbte das Secret auf allen seinen Drüsen Lackmuspapier hell roth. Wegen der Schnellig- keit, mit welcher die Drüsen im Stande sind, aus solchen Körpern, wie gut ausgewaschenem Fibrin und Knorpel, animale Substanz aus- zuziehen, vermuthe ich, dasz eine geringe Menge des betreffenden Ferments in dem Secrete vorhanden sein musz noch ehe die Drüsen gereizt werden, so dasz eine geringe Quantität animaler Substanz schnell aufgelöst wird.
In Folge der Beschaffenheit des Secrets oder der Form der Drü- sen lassen sich die Secrettropfen mit eigenthümlicher Leichtigkeit von ihnen entfernen. Es ist selbst ziemlich schwierig, mit Hülfe einer fein zugespitzten und leicht mit Wasser befeuchteten Nadel, ein sehr kleines Theilchen irgend welcher Art auf einen der Tropfen zu legen; denn beim Wegziehen der Nadel wird meistens auch der Secrettropfen mit weggezogen; bei Drosera findet dagegen keine solche Schwierig- keit statt, obschon die Tropfen gelegentlich weggezogen werden. Wenn ein kleines Insect sich auf einem Blatte von Drosophyllum niederläszt, so bleiben in Folge dieser Eigenthümlichkeit die Tropfen an seinen Flügeln, Beinen oder seinem Körper hängen und werden von der Drüse abgezogen; das Insect kriecht dann weiter, und noch andere Tropfen bleiben an ihm hängen, so dasz es zuletzt, ganz von dem klebrigen Secret umflossen, niedersinkt, stirbt und dabei auf den kleinen sitzenden Drüsen liegt, mit denen die Oberfläche des Blattes dicht bedeckt ist. Bei Drosera wird ein an einer oder mehreren
Drosophyllum lusitanicum. Cap. 15.
Drüsen gelegt werden, so fangen sie nichtsdestoweniger nach einiger Zeit in derselben Weise abzusondern an, wie die Drüsen der Dionaea bei ähnlicher Behandlung. Als sie mit einem Stückchen rohen Fleisches einfach gerieben wurden, haben sie, wie ich glaube, gleichfalls abge- sondert. Sowohl die aufsitzenden als auch die höheren von Stielen getragenen Drüsen haben das Vermögen, sehr schnell stickstoffhaltige Substanz zu absorbiren.
Die von den längeren Drüsen ausgehende Absonderung weicht in einer merkwürdigen Art und Weise von der der Drosera ab, nämlich darin, dasz sie sauer ist, ehe noch die Drüsen auf irgend welche Weise gereizt werden; auch ist sie, nach der Farbenveränderung des Lackmuspapier zu urtheilen, stärker sauer als die der Drosera. Diese Thatsache wurde wiederholt beobachtet; bei einer Gelegenheit wählte ich ein junges Blatt aus, welches nicht reichlich absonderte und noch niemals ein Insect gefangen hatte, und doch färbte das Secret auf allen seinen Drüsen Lackmuspapier hell roth. Wegen der Schnellig- keit, mit welcher die Drüsen im Stande sind, aus solchen Körpern, wie gut ausgewaschenem Fibrin und Knorpel, animale Substanz aus- zuziehen, vermuthe ich, dasz eine geringe Menge des betreffenden Ferments in dem Secrete vorhanden sein musz noch ehe die Drüsen gereizt werden, so dasz eine geringe Quantität animaler Substanz schnell aufgelöst wird.
In Folge der Beschaffenheit des Secrets oder der Form der Drü- sen lassen sich die Secrettropfen mit eigenthümlicher Leichtigkeit von ihnen entfernen. Es ist selbst ziemlich schwierig, mit Hülfe einer fein zugespitzten und leicht mit Wasser befeuchteten Nadel, ein sehr kleines Theilchen irgend welcher Art auf einen der Tropfen zu legen; denn beim Wegziehen der Nadel wird meistens auch der Secrettropfen mit weggezogen; bei Drosera findet dagegen keine solche Schwierig- keit statt, obschon die Tropfen gelegentlich weggezogen werden. Wenn ein kleines Insect sich auf einem Blatte von Drosophyllum niederläszt, so bleiben in Folge dieser Eigenthümlichkeit die Tropfen an seinen Flügeln, Beinen oder seinem Körper hängen und werden von der Drüse abgezogen; das Insect kriecht dann weiter, und noch andere Tropfen bleiben an ihm hängen, so dasz es zuletzt, ganz von dem klebrigen Secret umflossen, niedersinkt, stirbt und dabei auf den kleinen sitzenden Drüsen liegt, mit denen die Oberfläche des Blattes dicht bedeckt ist. Bei Drosera wird ein an einer oder mehreren
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Drosophyllum lusitanicum. Cap. 15.
Drüsen gelegt werden, so fangen sie nichtsdestoweniger nach einiger
Zeit in derselben Weise abzusondern an, wie die Drüsen der Dionaea
bei ähnlicher Behandlung. Als sie mit einem Stückchen rohen Fleisches
einfach gerieben wurden, haben sie, wie ich glaube, gleichfalls abge-
sondert. Sowohl die aufsitzenden als auch die höheren von Stielen
getragenen Drüsen haben das Vermögen, sehr schnell stickstoffhaltige
Substanz zu absorbiren.
Die von den längeren Drüsen ausgehende Absonderung weicht in
einer merkwürdigen Art und Weise von der der Drosera ab, nämlich
darin, dasz sie sauer ist, ehe noch die Drüsen auf irgend welche
Weise gereizt werden; auch ist sie, nach der Farbenveränderung des
Lackmuspapier zu urtheilen, stärker sauer als die der Drosera. Diese
Thatsache wurde wiederholt beobachtet; bei einer Gelegenheit wählte
ich ein junges Blatt aus, welches nicht reichlich absonderte und noch
niemals ein Insect gefangen hatte, und doch färbte das Secret auf
allen seinen Drüsen Lackmuspapier hell roth. Wegen der Schnellig-
keit, mit welcher die Drüsen im Stande sind, aus solchen Körpern,
wie gut ausgewaschenem Fibrin und Knorpel, animale Substanz aus-
zuziehen, vermuthe ich, dasz eine geringe Menge des betreffenden
Ferments in dem Secrete vorhanden sein musz noch ehe die Drüsen
gereizt werden, so dasz eine geringe Quantität animaler Substanz
schnell aufgelöst wird.
In Folge der Beschaffenheit des Secrets oder der Form der Drü-
sen lassen sich die Secrettropfen mit eigenthümlicher Leichtigkeit von
ihnen entfernen. Es ist selbst ziemlich schwierig, mit Hülfe einer
fein zugespitzten und leicht mit Wasser befeuchteten Nadel, ein sehr
kleines Theilchen irgend welcher Art auf einen der Tropfen zu legen;
denn beim Wegziehen der Nadel wird meistens auch der Secrettropfen
mit weggezogen; bei Drosera findet dagegen keine solche Schwierig-
keit statt, obschon die Tropfen gelegentlich weggezogen werden.
Wenn ein kleines Insect sich auf einem Blatte von Drosophyllum
niederläszt, so bleiben in Folge dieser Eigenthümlichkeit die Tropfen
an seinen Flügeln, Beinen oder seinem Körper hängen und werden
von der Drüse abgezogen; das Insect kriecht dann weiter, und noch
andere Tropfen bleiben an ihm hängen, so dasz es zuletzt, ganz von
dem klebrigen Secret umflossen, niedersinkt, stirbt und dabei auf den
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dicht bedeckt ist. Bei Drosera wird ein an einer oder mehreren
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Darwin, Charles: Insectenfressende Pflanzen. Übers. v. Julius Victor Carus. Stuttgart, 1876, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darwin_pflanzen_1876/316>, abgerufen am 23.07.2024.
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